Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
acht«, flüsterte er, »davon fünf größere. Was machen wir jetzt?«
    »Welche ist die neue?« Boëndals Finger fassten den Griff des Krähenschnabels, und sein Körper spannte sich.
    »Es müsste die dritte von rechts sein …«
    »Ich schlage gleich zu und schreie dabei laut, damit die anderen erwachen. Du nimmst deinen Schild und stehst mir bei, bis Boїndil an meiner Seite ist.«
    »Ich?«
    »Wer sonst?«
    Seine Arme rissen die schwere Waffe urplötzlich in die Höhe und beschrieben eine halbkreisförmige Bewegung. Die lange Spitze hielt genau auf den Punkt etwas oberhalb der Hüfte zu. An dieser Stelle gab es keine Knochen, welche den Krähenschnabel aufhalten konnten, die Wunde würde tief und tödlich. Wie eine kleine, dünne Fahne folgte der Zopf seiner Bewegung.
    »Vraccas!«, dröhnte sein Kampfruf.
    Klirrend barst die Statue unter der Wucht des Schlages. Wie eine Spitzhacke fuhr der Krähenschnabel in das porös gewordene Gestein und brachte es zum Splittern. Das Kunstwerk, das einst von einem Bildhauer zu Ehren eines Menschengottes geschaffen worden war, zersprang in viele kleine Stückchen.
    »Nein, von mir aus rechts«, korrigierte Goїmgar unglücklich, doch da war es bereits zu spät.
    Die riesige, bis dahin leblose Gestalt erwachte zum Leben. Hinter dem Visier glommen violette Augen auf.
    »Du Idiot!«, beschimpfte Boëndal ihn, ehe er zu einem neuerlichen Schlag ansetzte.
    Das aber ließ sein titanischer Gegner nicht zu. Schneller, als der Zwerg es ihm wegen der Größe zutraute, war er heran. Die Pranken schlossen sich um seine Oberarme, dann wurde er emporgehoben und befand sich mindestens zwei Schritte über dem Boden. Scheppernd prallte die Waffe auf die gerissenen Platten.
    Sein Bruder stand schon auf seinem Lager und erfasste die Lage mit einem Blick. »Lass ihn los!« Er riss die Beile hoch und wollte sich eben auf den übermächtigen Gegner werfen, als ihn ein gleißendes Licht blendete und er sich abwenden musste.
    »Zurück, Boїndil!«, befahl ihm eine Frauenstimme. Die grelle Helligkeit wandelte sich zu einem schwachen Schimmern, das ausreichte, den Innenraum zu erleuchten.
    Eine Frau in einem scharlachroten Mantel, auf dem die letzten Schneeflocken schmolzen, trat aus dem Schutz einer Statue und stellte sich an die Seite des Giganten; in ihrer Hand schwebte eine Lichtkugel. »Du kannst ihn absetzen, Djer_n. Ich denke, sie haben verstanden, wer wir sind.«
    »Andôkai!«, rief Tungdil überrascht und senkte seine Axt. »Also doch!«
    Sie schlug die Kapuze zurück, um ihnen ihr Gesicht zu zeigen.
    »Die Stürmische?«, hakte Rodario nach, der nicht bemerkte, dass Fischschuppen auf seiner Wange hingen und ihn nicht gut aussehen ließen. »Andôkai die Stürmische? Die Maga? Ich dachte, sie sei tot?« Er betrachtete sie schamlos von oben bis unten. »Nein, sie lebt. Sie lebt! Verdammt!« Er wandte sich zu Furgas und Narmora. »Wir müssen das Stück umschreiben.«
    »Stück?« Andôkai begab sich ans Feuer, ließ die Sphäre aus Licht verschwinden und hielt die Hände gegen die Flammen, während ihr Begleiter den Zwerg absetzte. »Von was redet er? Wer ist er überhaupt?«
    »Schauspieler«, meinte Tungdil entschuldigend und konnte sich kaum zurückhalten, sie mit Fragen zu überhäufen.
    »Oh? Dann wurde ich schon Gegenstand einer Aufführung? Ich hoffe, es ist eine Ehre …«
    Rodario setzte zu einer schmeichelnden Erklärung an, wurde aber rüde daran gehindert.
    »Was sollte das mit deinem Ungeheuer?«, wollte Boëndal aufgeregt wissen. »Wieso hat er uns bespitzelt? Ich hätte ihn um ein Haar getötet!«
    »Er hat euch nicht bespitzelt, er lauerte. Und getötet hättest du ihn sicherlich nicht«, stellte sie herablassend richtig und legte ihren Mantel ab, damit die Wärme des Feuers schneller zu ihr drang. Darunter trug sie ihre Rüstung, dicke Winterkleidung und ihr Schwert. Die Vielzahl der Sachen ließ sie noch breiter wirken, als sie ohnehin schon war. »Er eilte auf mein Geheiß voraus, um die Albae abzufangen, die euch seit Mifurdania verfolgen.«
    »Ich wusste es«, stieß Goїmgar unglücklich hervor.
    Ingrimmsch lachte. »Das hätte mir noch gefehlt, dass eine Bestie uns vor anderen Bestien rettet.« Seine Finger streichelten die kurzstieligen Beile. »Wir machen sie schon fertig.«
    »Wenn ihr sie bis jetzt nicht bemerkt habt, hättet ihr sie auch nicht wahrgenommen, wenn sie in euer Lager gekommen wären«, meinte die Maga ernst. »Djer_n hat zwei von ihnen drei Meilen

Weitere Kostenlose Bücher