Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
Aber sagen würde ich es ihr niemals. Am Ende verlangt sie noch mehr Lohn.« Begeistert wandte er sich den Zwergen zu, die seine Meinung stumm teilten. Boëndal machte sich ernsthaft Sorgen über das, was er in seinem Schlummer erleben würde.
    Die Männer kümmerten sich weiter um ihren Fang, und bald roch es nach gebratenem Fisch. Hungrig langten die Reisenden zu.
    »Eines muss ich noch wissen. Wie habt ihr das alles auf der Bühne entstehen lassen?«, erkundigte sich Tungdil bei Furgas. »Den Wald, den Palast … Es sah so echt aus.«
    »Behältst du es für dich?«
    »Ja.«
    »Wirklich und ehrlich?«
    »Sicher!«
    »Schwörst du es bei deiner Axt?«
    Tungdil schwor es. »Und?«
    »Magie«, sagte Furgas, blinzelte ihm heiter zu und wischte sich über den Oberlippenbart.
    »Ach«, machte der Zwerg enttäuscht und ärgerte sich, auf die vorgetäuschte Geheimnistuerei hereingefallen zu sein.
     
    *
     
    Als Boëndal aus seinem Traum aufschreckte, gab er sich alle Mühe, nicht aufzuschreien. Zugleich war er froh, seinen wirren nächtlichen Phantastereien entkommen zu sein.
    Der nächste Schreck aber ließ nicht lange auf sich warten. Als er zur Sicherheit nach dem Krähenschnabel griff, war die Waffe verschwunden, und eine feingliedrige Hand schloss sich fest um seine.
    Der Zwerg wandte sich um und schaute geradewegs in das schmale, grausame Gesicht einer Albin, die in voller Rüstung neben ihm hockte und ihn aus kalten schwarzen Augen anstarrte. Das kann nicht sein! Ich träume immer noch!
    »Lass es dir eine Lehre sein«, raunte sie drohend, und schon fielen ihm die Lider zu, ohne dass er etwas dagegen unternehmen konnte.
    Als er geraume Zeit später wieder aufwachte, sprang er keuchend auf die Füße und schaute sich um. Seinen Krähenschnabel fand er dieses Mal sofort und ergriff ihn hastig.
    Narmora kuschelte sich in den Armen von Furgas, Rodario hatte sich am schwach brennenden Feuer zusammengerollt und lag mit dem Gesicht in den Schuppen der Schleie.
    Boëndal betrachtete die drei ganz genau, fand aber keinen Hinweis darauf, dass sie einen Scherz mit ihm trieben. Sein wild pochendes Herz erholte sich langsam von dem Schrecken, und er schwor sich, nie mehr eine abfällige Bemerkung über die Frau zu machen.
    Er schaute nach Goїmgar, der auf dem Bruchstück sitzen und Wache schieben sollte. Der erhöhte Platz war leer. Fußspuren führten nach draußen, doch die Ponys und Pferde standen noch dort, wo sie angebunden worden waren.
    Er wird doch nicht so verrückt sein, im Schneesturm flüchten zu wollen? Der Zwerg machte ein paar Schritte ins Freie. Sogleich stürzte sich der Schnee auf ihn, die Flocken versuchten, ihn niederzuringen. Er entdeckte eine Gestalt auf dem verschneiten Boden.
    »Goїmgar!«, rief er und eilte zu ihm, doch der schmächtige Zwerg rührte sich nicht. Blut sickerte aus einer schmalen Wunde an der Stirn. Boїndil trug ihn in die Ruine, legte ihn neben das Feuer und warf zwei Scheite nach.
    »Ich …«, sagte er Zähne klappernd, »bin hingefallen.«
    Der Krieger legte ihm zwei Decken um. Beim Pissen beinahe erfroren, dachte er und behielt die Worte lieber für sich, um ihn nicht vollends zu entwürdigen. Ihm war es rätselhaft, wieso Tungdil ausgerechnet dieses Gemmenschneiderlein mitgenommen hatte, wo die Auswahl doch so groß gewesen war. Vraccas wird sich etwas dabei gedacht haben, dachte er bei sich, während er das Häuflein Elend betrachtete, das nach und nach auftaute. Eis und Schnee schmolzen aus Bart, Haaren und Augenbrauen.
    Er beugte sich vor. »Goїmgar, wolltest du etwa da draußen sterben?«
    »Nein«, kam es langsam.
    »Pass besser auf dich auf. Du bist wichtig für unsere Mission.«
    »Wichtig für den Hochstapler, um auf den Thron zu kommen, der ihm nicht gebührt«, erwiderte der bibbernde Zwerge feindselig.
    Boëndal sparte sich seinen Atem; Goїmgar hatte es noch immer nicht begriffen, dass es um mehr ging als um das Amt des Großkönigs, und das trotz aller gut gemeinten Predigten Tungdils. So etwas Uneinsichtiges. Er verschließt sich nur aus Trotz der Einsicht und dem Verständnis für die Verantwortung, die auf uns lastet.
    Goїmgar hatte aufgehört zu zittern und schaute an ihm vorbei in den rückwärtigen Teil des Raumes, in dem die Statuen standen. Er schluckte. »Wie viele?«, raunte er.
    »Was?«
    »Wie viele Statuen standen bei unserer Ankunft hier?«
    Der Kämpfer überlegte. »Sieben. Drei kleine und vier größere.«
    Goїmgar schloss die Augen. »Es sind

Weitere Kostenlose Bücher