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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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zu bereden.«
    Der Wald aus Stahl und Eisen lichtete sich. Ein Zwerg in Kettenhemd, Lederhose und einem besonders schön gearbeiteten weißen Pelzumhang trat nach vorn. »Wir haben schon seit vielen Zyklen nichts mehr von den anderen Stämmen und Clans gehört, und nun, wo das Tote Land erwacht ist, taucht eine bunte Ansammlung aus Langen und Zwergen auf?« Die Stimme war ungewöhnlich für einen Mann.
    »Wie sprichst du zu uns, Zwerg, der keinen Namen zu haben scheint?!«, grollte Bavragor und trat vor; er überragte den Sprecher um einen Kopf. »Ich bin Bavragor Hammerfaust aus dem Clan der Hammerfäuste, ein Kind des Schmiedes aus dem Stamm Beroїns und dir ebenbürtig. Sieht so die Gastfreundschaft der Ersten aus?«
    »So kann nur ein Zwerg poltern«, meinte der andere und zog den Schal nach unten, damit man das Gesicht erkennen konnte.
    Tungdil verschlug es die Sprache. Er schaute in das Antlitz einer Zwergin! Die weichen Züge waren unverkennbar, und anstelle eines Bartes trug sie zarten dunkelbraunen Flaum, der an den Seiten dichter und dunkler wurde.
    »Mein Name ist Balyndis Eisenfinger aus dem Clan der Eisenfinger. Ich beschütze die Hauptpforte der Ersten, und von daher ist es meine Pflicht, Gäste genau zu betrachten, ehe ich sie hereinbitte«, sagte sie keineswegs eingeschüchtert.
     

IV
     
     
    Das Geborgene Land, das Zwergenreich des Ersten,
Borengar, im Winter des 6234sten Sonnenzyklus
     
    » D u bist ein Weib«, sagte Bavragor verblüfft.
    »Gut gesehen, Bavragor Hammerfaust aus dem Clan der Hammerfäuste«, entgegnete sie lächelnd mit spöttelndem Unterton. »Dein Auge ist scharf.« Dann gab sie Anweisung, dass man sich um den verletzten Boëndal kümmern sollte. Vier Zwerge hoben ihn samt Schild auf und trugen ihn auf das vierte Tor zu. Sein Bruder wich nicht von seiner Seite, nachdem es ihm Tungdil mit einem knappen Kopfnicken erlaubte. »Wir bringen euch in die große Halle. Dort werdet ihr unsere Königin treffen.«
    Die Wächterin musterte Tungdil neugierig, dann wandte sie sich um, und sie folgten ihr. Tungdil warnte sie vor dem Alb, worauf Balyndis die Krieger anwies, die Mauern des dritten Walles zu besetzen, auf dem große Speerkatapulte und Steinschleudern aufgebaut waren.
    »Wozu braucht ihr die?«, wollte er wissen.
    »Wir hatten vor vielen Zyklen mit Trollen zu kämpfen, die Tion in unserem Rücken aussetzte. Unsere Vorväter errichteten die Wälle, um ihre Angriffe zu behindern, und schließlich unterlagen die Bestien.« Sie schaute nach oben. Eine Wache signalisierte ihr, dass alles ruhig war. »Scheint, als hätten sich die Albae zurückgezogen. Was wollten sie von euch?«
    »Verzeih, aber das berede ich mit deiner Königin«, wich er ihrem forschenden Blick aus.
    »Das ist ja höchst aufschlussreich«, meinte Rodario ganz aufgeregt. »Scheint so, als hätten die Frauen hier die Hosen an. Ein Aufstand der Zwerginnen! Wenn meine verdammte Tinte nicht eingefroren wäre«, jammerte er. »Das kann ich mir niemals alles merken!«
    »Ein Aufstand?« Balyndis lachte. »Nein, kein Aufstand. Ist es nicht üblich, dass sich Mann und Frau die Aufgaben teilen?«
    Djer_n hatte Andôkai abgesetzt und schwankte hinter ihnen her, bis er im letzten Torbogen stehen blieb und sich an einen Pfeiler lehnte.
    Es geht dem Krieger sehr schlecht, stellte Tungdil fest. Er fühlte sich mit verantwortlich, weil Djer_n seinetwegen bereits in Königsstein verletzt worden war.
    »Er muss es nur noch ein paar Schritte weit schaffen«, sagte die Zwergin, »danach kümmern sich unsere Heiler um ihn.« Sie schien sich keine Gedanken darüber zu machen, dass seine Größe nicht zu der eines gewöhnlichen Menschen passte.
    »Nein, das ist nicht notwendig. Ihr könnt vorgehen, ich muss mich selbst um ihn kümmern«, schickte Andôkai sie vor. Djer_n rutschte langsam an der Steinwand hinab und sank in den Schnee. »Wir folgen euch nach. Eure Kunst reicht nicht aus, um seine Verletzungen zu kurieren; nur meine Magie kann ihm helfen.« Ohne Rücksicht auf ihren eigenen geschwächten Zustand kniete sie sich neben ihn und zog ihre letzten innerlichen Reserven zusammen. »Geht!«, befahl sie hart, und die anderen wandten sich um, ohne zu widersprechen.
    Das ist also die Heimat der Ersten. Tungdil schaute zu den roten Hängen des Berges. An seinem Fuß hatten die Ersten eine Festungsanlage mit neun Schwindel erregenden Türmen herausgeschlagen. Der Baustil sah anders aus als der der Zweiten, weniger hart und kantig,

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