Die Zwerge
raunte Furgas Rodario zu. »Ich meinte, sehr teuer.«
»Kommt näher und seid im Reich der Ersten willkommen«, erlaubte ihnen die Herrscherin den Eintritt.
Tungdil setzte sich an die Spitze des kleinen Zuges. Höflich verneigte er sich vor der Königin und sank auf ein Knie nieder. Die anderen Zwerge taten es ihm nach, und nur die Menschen begnügten sich mit einer tiefen Verbeugung. Dann stellte er sie der Reihe nach vor und vergaß auch nicht, die Zwillinge und die Maga zu erwähnen.
»Ich bin Tungdil Goldhand vom Stamm der Vierten«, beendete er seine kurze Rede und hoffte, dass er alles richtig gemacht hatte. »Ein wichtiges Anliegen führte uns quer durch das Geborgene Land bis zu dir.«
»Sehr schön, Tungdil Goldhand. Ich bin Königin Xamtys II. Trotzstirn aus dem Clan der Trotzstirne und seit zweiunddreißig Zyklen Gebieterin über das Rote Gebirge. Euer Besuch macht mich neugierig, denn ich habe schon lange nichts mehr aus den Reichen meiner Brüder gehört.« Sie trug eine Rüstung aus goldenen Ringen und eine vierzackige Keule als Zepter, ihre braunen Augen blickten neugierig und freundlich zugleich.
Sie bekamen Getränke gereicht; heiß stieg der Dampf aus den Bechern auf. Rodario schlürfte mit wohligem Seufzen und freute sich über die Wärme, die sich seit langer Zeit wieder in ihm ausbreitete.
»Und welches wichtige Anliegen führt dich und deine Freunde in mein Reich?«, fragte die Königin.
»Es ist leider nichts Gutes.« Tungdil begann mit seinem Bericht, schilderte die Veränderungen im Geborgenen Land, den Tod der Magi und Magae und verheimlichte ihr auch nicht die Streitfrage um den nächsten Großkönig. Schließlich kam seine Sprache auf die Feuerklinge.
»Und dazu benötigten wir den besten Schmied, den dein Reich zu bieten hat. Er muss in der Lage sein, die Waffe gegen Nôd’onn zu schmieden«, sagte er beschwörend. »Hilf uns und rette damit auch dein Reich, Königin.«
Xamtys musterte ihn mit ihren dunkelbraunen Augen und spielte mit einer Strähne ihres dichten blonden Flaums. Abrupt ließ sie sie los. »Es klingt ernst, was du berichtest, Tungdil«, meinte sie gedankenvoll. »Der andere Bewerber, Gandogar, ist noch nicht bei uns erschienen. Das lässt mich das Schlimmste für ihn befürchten. Vielleicht hatte er gegen die Albae weniger Beistand von Vraccas als ihr.«
»Niemals!«, begehrte Goїmgar auf. »Vraccas schützt ihn! Er ist der einzige rechtmäßige Anwärter auf den Thron!«
»Das habe ich nicht zu befinden«, erwiderte sie freundlich und wandte sich an Tungdil. »Deinen Wunsch erfülle ich dir gern. Kann es einen besseren Zeitpunkt geben, die alte Gemeinsamkeit der Stämme aufleben zu lassen?« Sie wies mit ihrer Keule auf Balyndis. »Sie wird euch begleiten. Sie ist nicht nur meine beste Kämpferin, sondern auch die beste Schmiedin.«
»Verzeiht, o edle Königin, wenn ich mich einmische, aber wie kam es, dass eine Zwergin auf den Thron gelangte?«, erkundigte sich Rodario neugierig. »Ich dachte immer, die Männer …«
»Ein wissbegieriger Langer, wie es scheint? Nun, ich erkläre es dir. Es begann mit einem Streit. Mein Vater Boragil schätzte den Rat meiner Mutter, aber sprach ihr die Befähigung ab, das Reich führen zu können. Sie ärgerte sich und verlangte, dass sie den Gegenbeweis antreten dürfe. Schließlich einigten sie sich darauf, dass sie vierzehn Umläufe lang die Geschicke der Ersten lenken durfte. Genau in diese Zeit fiel der Angriff der Trolle, aber meine Mutter dachte gar nicht daran, das Amt deswegen aufzugeben. Sie trat den Ungeheuern an der Spitze eines Heeres entgegen und schlug sie mit Kraft und List in die Flucht. Damit war bewiesen, dass sie sogar besser herrschte als mein Vater. Als dieser den Thron nach vierzehn Umläufen zurückverlangte, widersetzte sie sich, und die Clans folgten ihr.« Sie stand auf. »Als meine Mutter vor zweiunddreißig Zyklen starb, folgte ich ihr auf den Thron.«
»Vielen Dank, o große Königin. Ihr werdet eine herausragende Rolle in meinen Stück erhalten.«
Eine Botin betrat den Saal und berichtete, dass es Boëndal sehr schlecht gehe; die Magierin sei bei ihm und versuche, ihm zu helfen. Die Besorgnis der Zwerge wuchs.
»Ich lasse euch ein Nachtlager zuteilen, wo ihr euch von den Strapazen erholen könnte. Danach lasse ich euch Kleider und Pelzmäntel gegen die Kälte anfertigen«, sagte Xamtys. »Ich nehme an, dass ihr morgen gleich Weiterreisen wollt? Die Eingänge zu den Tunneln lasse ich euch
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