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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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zeigen, wenn ihr ausgeruht seid.«
    »Du kennst das Geheimnis?«, fragte sie Tungdil überrascht und musste ein Gähnen unterdrücken. »Und dennoch sind die Ersten niemals darin gefahren?«
    »Meine Mutter sorgte sich, dass ihre Throneroberung von den anderen Stämmen schlecht aufgenommen werden könnte. Um Streitereien zu verhindern, verhielt sie sich still, und so hielt ich es auch.«
    »Dann bitte ich dich im Namen des Rates der Stämme, dass du wenigstens eine Gesandtschaft deiner Clans ins Blaue Gebirge schickst, um an den Beratungen teilzuhaben.« Tungdil legte viel Nachdruck in seine Rede. »Du hast vorhin die Gemeinschaft der Stämme erwähnt. Hilf, dass sie wieder entsteht.«
    »Er hat mit seinen Berichten über das Tote Land nicht übertrieben, große Königin«, unterstützte ihn Rodario. »Wir haben gesehen, was die Orks anrichten. Nôd’onn treibt sie voran, und nur Euer Volk kann sie aufhalten. Sprecht mit den Königen und Clanführern der Vierten und Zweiten und fürchtet Euch nicht vor dem, was sie zu Euch sagen könnten. Es ist keine Zeit zum Zaudern.«
    Tungdil warf ihm einen dankbaren Blick zu. Wer hätte das gedacht?
    Xamtys blickte sie gütig an. »Sobald ihr zur Reise ins Graue Gebirge aufbrecht, werden meine Clans und ich nach langen Zyklen unsere Brüder und Schwestern treffen.« Sie schaute entschlossen, die Keule schlug gegen den Thron. »Ihr habt Recht, die Sache duldet keinen Aufschub.«
     
    *
     
    »Das ist sehr freundlich von dir«, presste Boëndal unter Schmerzen stockend hervor, »doch ich will deine Hilfe nicht. Ich werde die Verwundung ohne deine Magie überstehen.«
    Die Helfer hatten ihn in eine warme Kammer getragen, sein Kettenhemd abgenommen und seine Wunden freigelegt, damit sie behandelt werden konnten. Die ersten Verbände waren durchgeblutet, nun wartete er auf neue.
    Andôkai, die nicht weniger blass war als er, saß neben seinem Bett, die Einschüsse betrachtend. Sein Körper rang mit den Auswirkungen der Albaepfeile: Einige innere Organe waren von der Spitze verletzt worden, und dazu kam der nicht unwesentliche Blutverlust. »Ich kenne mich mit Verwundungen aus, und das, was ich sehe, lässt mich an deinen Worten zweifeln«, meinte sie aufrichtig, und die blauen Augen spiegelten ihre Besorgnis wider. »Überwinde deinen Stolz und denke daran, dass wir weiter müssen.«
    »Es geht nicht um Stolz«, sprang ihm sein Bruder aufgebracht bei, der auf der anderen Seite neben der Schlafstätte stand und sorgsam über alles wachte. Er hatte sich nicht einmal erlaubt, etwas zu essen, nur seinen Mantel hatte er abgelegt. »Wir wollen deine Magie nicht, es ist schlechte Magie. Du betest Samusin an und könntest das Böse in ihn hineinzaubern.«
    »Unsinn«, wies sie den Vorwurf zurück.
    Boëndal schloss die Augen, und seine Atmung wurde schneller. »Ich … will … nicht.«
    »Ohne deine zwergische Robustheit und deinen Dickschädel wärst du schon lange tot«, sagte sie kühl. »Wie lange möchtest du mit deinem Leben spielen? Lass mich dir helfen, so lange ich es noch kann. Auch meine Kraft schwindet.«
    Doch er antwortete nicht mehr; stattdessen nickte Boїndil zur Tür. »Sieh nach deinem eigenen Verletzten, Zauberin, und lass die Zwerge ihre Verwundeten selbst pflegen.«
    Die Maga stand auf, eine Hand an ihren Schwertgriff gelegt, und schritt schweigend zur Tür.
    »Er meint es nicht so«, raunte Boëndal. »Ich danke dir für dein Angebot, aber Vraccas wird dafür sorgen, dass ich überlebe.«
    Andôkai warf sich den Mantel um die Schultern. »Ich wünsche dir, dass dein Gott dich erhört.« Laut fiel die Tür ins Schloss, und es wurde still in der Kammer.
    »Ich bin mir nicht mehr so sicher …«, sagte Boëndal nach einer Weile.
    »Sei ruhig, Bruder«, unterbrach Boїndil ihn. »Vraccas hat dich gesehen und wird dir ein langes Leben schenken. Wenn einer den Tod verdient, bin ich es. Sei also unbesorgt.« Er gab ihm noch einen Schluck Wasser zu trinken und verließ das Zimmer ebenfalls, um die Helfer mit den frischen Verbänden herbeizuscheuchen.
    »Vraccas stehe ihm bei!« Seine Rüstung lastete tausendmal schwerer als sonst, die Beine fühlten sich an, als stemmten sie Tonnen, und seine Gedanken kreisten einzig um Boëndal. Sein wächsernes Gesicht machte ihm Angst, die Pfeilwunden trennten ihn um Haaresbreite vom Einzug in die Ewige Schmiede. Die Zauberin hatte mit ihrer Bemerkung über die Zähigkeit seines Volkes Recht. Ein Mensch überstand solche Verletzungen

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