Die Zwerge
drei unterschiedlich geformte Ambosse gleichzeitig; zielsicher wählte sie aus der Reihe von Wolfsmaulzangen, Biberzangen, Winkelzangen und etwa siebzig weiteren die passende aus, um die in der Glut erhitzten Stahlstücke herauszuziehen, sie grob in Form zu schlagen und wieder in ihr heißes Bett zu schieben, wenn die Temperatur nicht mehr passte.
Eine solche Schmiede hatte Tungdil noch nie gesehen. Hatte er sich bei Lot-Ionan mit vier unterschiedlichen Hämmern zufrieden gegeben, so hingen hier fünfzig mit den unterschiedlichsten Köpfen. Dazu kamen Meißel, Feilen, Eisensägen und weitere Werkzeuge, mit denen die Zwergin als Meisterin sicher hantierte.
»Komm, hilf mir«, verlangte sie unerwartet und drückte ihm eine Zange in die Hand. »Schlage das Stahlstück flach, ungefähr so dick wie eine Messerklinge. Danach trennst du es mit dem Keil und schmiedest die Stücke übereinander zusammen.«
Tungdil tat, wie ihm geheißen, ergriff eine der langen Zangen und näherte sich den weiß leuchtenden Kohlenstücken, die eine nie gekannte Hitze ausstrahlten.
Als er das Stück aus der Esse nahm, glühte es weiß. Mit raschen Schlägen walzte er es aus, und legte es wieder zurück in die Esse.
Sobald es glühte, holte er es heraus, trennte es in der Mitte, legte die Stücke übereinander und schmiedete sie mit kräftigen Schlägen zu einem Stück zusammen.
Sein Herz jubelte, als er nach so langer Zeit wieder den Schmiedehammer führte und das geliebte Klingen hörte. Das war die Magie der Zwerge, durch ihre Fertigkeit entfalteten sich geheimnisvolle Kräfte im Metall, die ein Magus niemals verstehen würde.
Er blickte zufrieden zu ihr hinüber; ihre Schläge erklangen gleichzeitig, ohne dass sie sich abgesprochen hatten.
Dann legte er sein Werkstück zurück. »Ich gehe zu den anderen und helfe Steine schleppen, ehe sie murren, ich würde deine Arbeit zunichte machen«, erklärte er. »Wie viele Lagen wird die Axt haben, wenn sie fertig ist?«
Sie hämmerte weiter. »Um die dreihundert. Der Stahl ist sehr gut, er wird es mitmachen. Danke für deine Hilfe.«
Tungdil winkte ihr zu und schloss sich den Steineschleppern an. Die Fünften brauchten so gut wie keine Rast, ihre untoten Körper verlangten nicht danach, aber Boїndil und Tungdil teilten sich ihre Kräfte genau ein; ihr Proviant ging allmählich zur Neige, und Nachschub gab es keinen.
»Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht, welche Weitsicht Vraccas besaß, als er die Wege von so vielen verschiedenen Leuten sich kreuzen ließ«, sagte Ingrimmsch irgendwann.
»Wie meinst du das?« Der Zwerg verblüffte Tungdil mit Überlegungen, die er ihm nicht zugetraut hätte.
Er wandte ihm sein mittlerweile tief gebräuntes, bärtiges Zwergengesicht zu. »Jeder von uns hat seine Aufgabe zu leisten, um die Feuerklinge zu schmieden. Ohne dich hätten wir niemals den Vorsatz gefasst, ohne die Zwerge hätten wir sie niemals schaffen können, ohne den Schauspieler wären wir nicht lebend durch die Schweineschnauzen gelangt. Furgas repariert die Vorrichtungen, und das Spitzohr wird die Waffe letztlich gegen das Böse führen.« Er setzte sich auf einen Stein. »Wir sind die beste Truppe für diese Expedition …«
»Was ist mit Goїmgar?«
»Mh … Na, ohne ihn hätte Gandogar sein Leben verloren.«
»Du hast dich und deinen Bruder vergessen. Ihr habt uns mit euren Beilen Wege durch die Reihen der Feinde gebahnt, wo andere aufgegeben hätten«, sagte er bestimmt. »Ohne euch wären wir nicht bis zur Esse gelangt.« Er klopfte ihm auf den Rücken.
Ingrimmsch grinste. »Wer hätte gedacht, dass wir aus dem Gelehrten einen echten Zwerg machen? Na, es müssen die guten Veranlagungen sein. Wir haben sie nach der Zeit bei den Langen aus ihrem Schlummer geholt und ordentlich aufpoliert.« Er schlug spielerisch nach ihm. »Du kannst inzwischen sogar richtig gut kämpfen.«
»Meine Veranlagungen«, wiederholte er behutsam. Im Stillen dachte er daran, dass er nach wie vor nicht wusste, welchem Stamm er angehörte.
Boїndil hatte ausnahmsweise ein Gespür für seine Sorgen. »Keine Sorge. Wenn die Vierten dich nicht wollen, nehmen wir dich gern in unsere Reihen auf«, versprach er ihm augenzwinkernd. »Ich wäre immer bereit zu behaupten, dass du der nichteheliche Vetter meiner unbekannten Tante vierunddreißigsten Grades wärst.« Sie lachten.
Giselbart kam von dem Guckloch zurück, durch das er in regelmäßigen Abständen nach draußen blickte, um die Lage zu
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