Die Zwerge
schwieg er.
Sie eilten zum Durchgang, um mit eigenen Augen zu sehen, was Nôd’onn tat.
Der Tafelberg erbebte unter den Gewalten, mit denen der Magus an ihm rüttelte. Schwarze Blitze schossen aus dem Onyx und strichen über das Gestein. Das Knacken und Knistern hörten sie bis ins Lager.
Das Schwarzjoch leistete hartnäckig Widerstand, der Fels weigerte sich zu bersten, bis die Magie mit Macht in ihn hineinfuhr und ihn sprengte.
Gerölllawinen donnerten staubumtost nach unten, die schützenden Vorsprünge brachen weg und gaben die Stollen dahinter frei, die ins Innere des Tafelberges führten.
Die Mannschaften des Turmes fuhren sofort die Rampen aus; aus jeder Etage schoben sie die eilig zusammengezimmerten Brücken und legten sie an die entstandenen Löcher. Noch während die breiten Stege ausgefahren wurden, rannten die ersten Orks darauf entlang und sprangen in die Gänge, wo sie von den Äxten der Zwerge empfangen wurden.
Nôd’onn wartete, bis die Mehrzahl der ersten Angreifer von den Plattformen in die Festung gestürmt war, dann setzte er sich gemächlich in Bewegung, um ins Innere zu gelangen.
Jetzt wissen wir wenigstens, wo er ist. Tungdil atmete tief durch. »Wir lassen Furgas hier, einen sichereren Ort gibt es im weiten Umkreis wohl kaum«, entschied er. »Seid ihr beiden bereit?«
Narmora und Rodario nickten.
Als sie durch die Reihen der ehrfürchtig niederknienden Bestien schritten, die mit ihrem tumben Verstand auf ihre Maskerade hereinfielen, hatte Boїndil unvermittelt das Gefühl, dass sie in der Aufregung etwas Wichtiges vergessen hatten. Doch er konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, worum es sich handeln mochte.
*
Sie blieben hoch wachsam, immer damit rechnend, dass Sinthoras auftauchte und sie aus dem Hinterhalt attackierte. Ihr Vorteil bestand darin, dass er in diesem Getümmel keinen sauberen Bogenschuss abgeben konnte, so musste er dicht an sie herankommen. Doch der Alb ließ sich nicht blicken.
Ungehindert erreichten sie den vordersten und größten der insgesamt fünf Belagerungstürme, erklommen die breiten Treppen, die zu den Plattformen führten, und benutzten die gleiche Rampe, über die Nôd’onn eben noch geschritten war.
Wie durch ein Wunder gelangten sie unversehrt durch den Stein- und Pfeilschauer, den die Verteidiger von oben gegen sie sandten, in das Innere des Schwarzjochs. Schon von weitem drang der Kampflärm zu ihnen, das Gebrüll der Orks mischte sich mit dem Krachen der Schwerter, Keulen und Äxte.
»Ich sorge dafür, dass sie keinen Nachschub erhalten«, sagte Andôkai und wandte sich dem gigantischen Turm zu, wo Oger an den Seitenwänden hinaufkletterten, um von der Spitze bis auf das Plateau des Tafelberges zu gelangen. Die Tunnel waren zu klein für sie, daher wollten sie den flachen Rücken der imposanten Erhebung erklimmen, um die Verteidiger anzugreifen und zu vernichten.
»Verausgabe dich nicht zu sehr«, warnte Tungdil sie, aufmerksam um sich spähend, ob ein Ork auftauchte. »Wir sind gegen Nôd’onn auf deine Kräfte sicherlich angewiesen.«
»Es braucht nicht viel.« Die blonde Maga zeichnete blau leuchtende Runen in die Luft, die sich zu einer Kugel verbanden. Das magische Gebilde flog fauchend in die unterste Etage des Turmes und barst auf einen Befehl Andôkais hin auseinander.
Es pfiff wie bei einem starken Sturm, die Böe zerriss die Halteseile und knickte die dicken Stämme, als wären es dürre Zweige. Die erste Plattform wurde durch die Kraft des Windes zerbrochen, woraufhin die Konstruktion ihre Stabilität verlor und sich ächzend nach links neigte.
Unter dem immensen Druck brachen weitere Streben, und die Oger fielen wie abgeschüttelte Käfer und mit den Armen rudernd hinab, mitten in das schwarze Gewimmel aus Orks, Bogglins und anderen Kreaturen. Schließlich stürzte der Belagerungsturm in sich zusammen und begrub hunderte von Ungeheuern unter sich. Das entsetzte Brüllen und Kreischen klang wie Musik in ihren Ohren. Die Trümmer lagen genau vor dem Zugang zum Berg, und die kleineren Belagerungstürme würden erst herangeschafft werden können, wenn die störenden Überreste weggeräumt wären.
»Das wird sie eine Weile beschäftigen«, sagte Andôkai zufrieden.
»Wir müssen uns einen Weg zu dem Verräter bahnen«, befahl Tungdil und gab sein Dasein als williger Sklave Nôd’onns auf. »Schluss mit dem Mummenschanz, ehe dich die Zwerge für den echten Magus halten und dich voller Freude zerteilen.«
Rodario
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