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Die Zwerge

Die Zwerge

Titel: Die Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Lager und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Die Fragen über die Reichtümer und Besonderheiten der Zwergenreiche schmerzten ihn, weil er den Jungen und Mädchen nur Wissen aus Büchern vortrug. Es wird Zeit, dass ich echte Kinder des Schmieds treffe.

IV
     
     
    Das Geborgene Land, das Königreich Gauragar
im Jahr des 6234sten Sonnenzyklus,
Frühsommer
     
    T ungdil fand bald eine Gelegenheit, sich für die Aufmerksamkeit und die Pflege bei den Bauern zu bedanken. Zwei Tage später, als sein Bein nicht mehr schmerzte, stand er an der Esse der kleinen Gehöftschmiede, denn der Schmied hatte sich einen Arm gebrochen und war nicht in der Lage, seine Aufträge für die Bauern der Umgebung zu erledigen. Die kostenlose Hilfe des Zwergs kam ihm gerade recht.
    Die Kinder betätigten abwechselnd den Blasbalg und stritten sich bald um die verantwortungsvolle Aufgabe; Tungdil schob die Rohlinge in die Kohlen und wartete darauf, dass sie kirschrot glühten.
    Die Kinder standen um ihn herum, während er den Hammer auf das Eisen niederfahren und die Funken fliegen ließ. Jeder Hieb, jedes Klingen wurde von beglücktem Lachen begleitet.
    Der Schmied nickte Tungdil anerkennend zu. »Ich habe selten so schnelle und vor allem gute Arbeit gesehen hatte«, lobte er. »Die Unterirdischen haben das Schmieden anscheinend wirklich erfunden.«
    »Es heißt Zwerge, nicht Unterirdische.«
    »Verzeih«, lächelte der Mann entschuldigend. »Die Zwerge haben das Schmieden erfunden.«
    Tungdil grinste. »Hier ist trotzdem noch viel zu tun, ich kann so schnell sein, wie ich will. Ich werde noch einen Umlauf anhängen, ehe ich zum Schwarzjoch reise.«
    »Wie macht man denn Nägel?«, wollte Jemta wissen und unterbrach die Männer keck in ihrem Gespräch.
    »Du wirst die nächste Schmiedin, was?« Tungdil fuhr ihr durch die blonden Haare und brachte ihr bei, wie man Nägel machte. Stolz zeigte sie ihren Eltern, was sie zu Stande gebracht hatte, während der Zwerg sich um eine neue Kurbel für den Brunnen kümmerte.
    Nachmittags verließ er die Gluthitze der Schmiede, um sich mitsamt seiner mittlerweile recht stark riechenden Kleider in einen Bottich mit Wasser zu legen und sich zu erfrischen.
    Ich werde gleich zischen wie das heiße Eisen, wenn man es in den Eimer taucht. Das Nass war eisig kalt; kurz verschlug es ihm den Atem, dann genoss er die Kühle und sank vollständig unter Wasser, um prustend und schnaubend an die Oberfläche zurückzukehren. Er rieb sich gerade die Augen frei, als ein Schatten über ihn fiel. Eisen klirrte, und es roch nach Öl.
    Ein Gerüsteter, dachte Tungdil und blinzelte vorsichtig.
    Ein imposanter Mann von etwa dreißig Zyklen lehnte an der Wand der Schmiede, die Arme über der gepanzerten Brust gekreuzt. Obwohl er etliche Waffen mit sich führte, trug er keinerlei Uniform oder Wappen, die ihn als einen regulären Kämpfer gekennzeichnet hätten.
    »Sucht Ihr mich, Herr?«, fragte er und stieg aus der Wanne. Das Wasser plätscherte aus seinen Kleidern und tränkte den sandigen Boden.
    »Bist du der Schmied?«, erhielt er zur Antwort.
    »Nein. Ich gehe ihm zur Hand. Wenn Ihr etwas repariert haben wollt, könnt Ihr Euch an mich wenden.« Der Zwerg blieb höflich, obwohl er den Mann auf Anhieb nicht mochte. Dessen graue Augen musterten ihn so eindringlich, als wollte er durch die Kleidung in sein Innerstes blicken.
    »Wir haben zwei Pferde, die beschlagen werden wollen. Kannst du das?«
    Nun hatte er es sich endgültig mit Tungdil verscherzt. »Sicher. So wie Ihr vermutlich reiten könnt, sonst würdet Ihr Euch auch kein Pferd kaufen«, entgegnete er und umrundete die Hütte. Er bemühte sich, dabei so würdevoll wie möglich auszusehen, auch wenn er eine Wasserspur hinter sich herzog, seine Haare glatt herabhingen und seine Stiefel Geräusche machten, als hätte er einen Sumpf unter den Sohlen.
    Auf der schmalen, holprigen Straße warteten sechs Pferde und vier Männer, die aussahen, als zögen sie geradenwegs in die Schlacht. Das Lasttier trug neben dem Kochgeschirr und mehreren Ledersäcken zwei zusammengerollte Netze auf dem Rücken.
    Die Männer unterhielten sich leise und verstummten, als Tungdil erschien. Sie schauten ihn verblüfft an, sagten aber nichts.
    Der Zwerg wies einen der Krieger an, den Blasebalg zu betätigen. Der Wind fuhr fauchend in die Kohlen und brachte sie zum Glühen; Flämmchen loderten auf, huschten und zuckten über das Brennmaterial. Hitze schlug Tungdil entgegen. Seine Haare und seine

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