Die Zwerge
Kleidung würden innerhalb kürzester Zeit trocknen. Er fühlte sich wohl.
»Seid Ihr Söldner, Herr?«, wollte er von seinem Helfer wissen und wählte in aller Ruhe zuerst den Hammer und dann den Rohling für das Hufeisen aus. Ein anderer führte das lahmende Pferd herein. Tungdil legte das Eisen kurz an, es würde passen.
»So etwas Ähnliches«, sagte der Mann. »Wir jagen Orks und Gesetzesbrecher, auf deren Ergreifung Gold ausgesetzt wurde.«
Tungdil bettete das Eisen auf die feurigen Kohlen und wartete. »Habt Ihr viel zu tun, Herr?«, setzte er sein Verhör fort. »Und habt Ihr etwas über die Orks gehört, die Gutenauen zerstört haben?«
»Gauragar ist groß, und die Truppen König Brurons können nicht überall sein. Wir können nicht klagen«, antwortete der Anführer schroff.
Damit war die Unterredung beendet.
Schweigend schlug der Zwerg die Hufeisen in Form und passte sie den Pferden an. Gelblich weißer Qualm zog durch die Schmiede. Wenig später verlangte er für seine Arbeit das Doppelte des üblichen Preises. Die Söldner beglichen die Gebühr anstandslos und ritten davon. Der Zwerg vergaß sie rasch.
Endlich kam der Tag des Abschieds, was vor allem die Kinder sehr bedauerten. Sie hatten den kleinen Mann, der ihnen so schöne Schmuckstücke schmiedete, ins Herz geschlossen.
Tungdil bedankte sich ausgiebig bei seinen Rettern. »Ich bin mir sicher, dass ich ohne Eure Heilkünste an der schwärenden Wunde gestorben wäre«, beteuerte er und drückte ihnen die Münzen, die er den Söldnern zu viel abgeknöpft hatte, in die Hand.
»Das können wir nicht annehmen«, widersprach Opatja.
»Ich werde sie nicht wieder einstecken. Wenn sich ein Zwerg von Gold trennt, ist das eine Besonderheit, die nicht alle Umläufe vorkommt«, bestand er mit einer solchen Hartnäckigkeit darauf, dass die Münzen letztlich doch in die Beutel der Dörfler wanderten.
Remsa reichte ihm ein Säckchen mit Kräutern. »Die legst du auf die nicht ganz verheilten Stellen, abends, wenn du rastest. Bald wird von deinen Verletzungen nichts mehr zu sehen sein.« Sie reichten ihm zum Abschied die Hände, dann setzte er seinen Weg fort; die Buben und Mädchen begleiteten ihn ein Stück, bis sich der Himmel verfinsterte und es zu regnen drohte.
»Kommst du uns auf dem Rückweg besuchen?«, fragte Jemta niedergeschlagen.
»Sicher, Kleines. Ich habe mich sehr gefreut, eure Bekanntschaft zu machen. Wenn du fleißig übst, wirst du eine gute Schmiedin.« Er wollte ihr die Hand reichen, aber sie wich aus und drückte ihn stattdessen an sich.
»Jetzt sind wir Freunde«, verabschiedete sie ihn, winkte und rannte den Weg zurück. »Vergiss nicht, uns zu besuchen«, mahnte sie, dann war sie verschwunden.
Er stand immer noch da, die Hand ausgestreckt und von der Herzlichkeit völlig überrumpelt. »Schau an, Vraccas«, murmelte er gerührt. »Wer hätte gedacht, dass ich ein Frauenherz erobere?« Gut gelaunt und gedanklich bei den freundlichen Menschen des Gehöftes, stapfte er voran.
Doch die angenehmen Frühlingstage schienen vorüber. Der Himmel klarte nicht mehr auf, und es regnete ununterbrochen. Tungdils Lederstiefel weichten allmählich durch, seine Füße quollen auf und waren ständig kalt.
Abgesehen von den widrigen Umständen seines Marsches, kam er recht gut voran. Er machte sich jedoch immer noch Gedanken über die Orks und das Vordringen des Toten Landes, wie es der Alb vorhergesagt hatte.
Lot-Ionan hatte ihm einst erklärt, wie weit der Schrecken aus dem Norden vorgedrungen war. An der breitesten Stelle, rund um das Fünfte Zwergenreich, nahm es sechshundertfünfzig Meilen in Beschlag und ragte vierhundert Meilen weit bis in den Süden, wo es sich an seiner Front auf die Hälfte verjüngte.
Während einer Rast unter einem schützenden Felsvorsprung nahm er die Karte zur Hand und stellte sich vor, wie sich die unheimliche Macht gleich einem Keil vorwärts schob. Die Spitze prallte gegen die Kräfte der Magi, wurde stumpf und flachte ab, das Vordringen hatte ein Ende.
Nun aber schien es, dass der rätselhafte Herrscher des Toten Landes, Nôd’onn, nicht aufgab; seine Erfolge ließen sich trotz der Barrieren aus Magie nicht bestreiten. An der östlichen Seite wucherte das Albaereich Dsôn Balsur gleich einem Geschwür zweihundert Meilen lang und siebzig Meilen breit in Gauragar hinein. Und solange der Steinerne Torweg nicht geschlossen wurde, walzte der Nachschub an widerlichsten Ungeheuern über den Nordpass
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