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Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sehen?«
    Er
schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, niemand. Aber die Feuerleiter führt
unmittelbar am Fenster dieses Zimmers vorbei. Jeder kann von der Hinterstraße
aus daran emporklettern.«
    »Nun
ja«, sagte ich. »Haben Sie vielen Dank für Ihre Bemühungen.«
    »Nicht
der Rede wert, Leutnant«, antwortete er. »Gehen Sie schon?«
    »Ja,
schon«, bestätigte ich ihm und entfernte mich vom Empfang.
    »Leutnant!«
sagte er, als wolle er sich entschuldigen. »Ich möchte Sie nicht unnötig
bemühen—«
    »Danke«,
sagte ich. »Ich weiß es zu schätzen«, und ging weiter.
    »Leutnant«,
schrie er mir verzweifelt nach. »Was soll ich denn jetzt mit dem Briefumschlag
tun, den mir Miss Davis gab, um ihn in den Safe einzuschließen?«
    Ich
erstarrte auf der Stelle. Polnik ebenfalls. Sekundenlang blickten wir uns
ausdruckslos an, dann drehten wir uns um und marschierten zum Pult zurück.
    Der
Geschäftsführer sah verwirrt und beunruhigt aus. »Ich möchte Ihnen keine
Umstände machen, Leutnant«, sagte er. »Aber was soll ich denn damit tun?«
    »Sie
könnten ihn mir geben«, schlug ich vorsichtig vor.
    Sein
Gesicht hellte sich auf. »Ausgezeichnet. Dann brauche ich mir darüber keine
Sorgen mehr zu machen. Ich hole ihn.«
    Er
brauchte dreißig lange Sekunden, um den festen Umschlag aus Manilapapier zu
holen, auf dessen Vorderseite der Name Thelma Davis stand. Er reichte ihn mir,
und ich riß ihn auf und schüttelte den Inhalt auf das Pult. Eine großkalibrige
Patrone fiel aus dem Umschlag und rollte auf den Rand des Pultes zu. Polnik
schnappte sie mit seiner schinkenartigen Faust und schaute mich hoffnungsfroh
an. »Ist es das, was wir gesucht haben, Leutnant?«
    »Vermutlich«,
sagte ich. »Was haben Sie denn erwartet — eine cellophanverpackte Blondine?«
    »Nicht
in dem Fall«, murrte er. »Nicht nach der Geschichte mit Thelma Davis. Ich weiß,
wenn ich geschlagen bin, Leutnant.«
    Ich
steckte die Patrone in die Tasche, dankte dem Geschäftsführer und ging zum
Healy. Ich brachte Polnik zum Büro und sagte ihm, daß ich zur Mordabteilung
hinüberfahren würde und er mich dort telefonisch erreichen könne, falls er mich
brauchte.
    Auf
meiner Uhr war es halb fünf, als ich das Präsidium betrat. Die Tür zu Captain
Parkers Dienstzimmer stand offen. Als ich vorbeiging, rief er mir nach. Ich
steckte den Kopf in die Tür und sagte ihm guten Tag.
    »Wie
ich erfahren habe, hat es im Zuständigkeitsbereich des Sheriffs eine schöne
Mordsauerei gegeben.« Er grinste. »Wie geht’s voran, Al?«
    »Bestens«,
sagte ich. »Im Augenblick sieht’s so aus, als würden Sie sich sehr bald damit
befassen dürfen!«
    »Wir
verzichten auf eure Brosamen, Al«, sagte er verdrießlich. »Sagen Sie Lavers,
daß er sie unter >Ungeklärt< ablegen soll, wenn Sie die Sache nicht
aufklären können.«
    »Ich
werd’s ihm ausrichten«, versprach ich, »aber er wird nicht zuhören. Der Alte
ist ein Kreuzritter der Gerechtigkeit, und außerdem will er sich in ein paar
Monaten als Sheriff wiederwählen lassen.«
    »Sie
sollten zu uns zurückkommen, Al«, sagte er. »Werden Sie wieder ein ehrlicher,
hart arbeitender Beamter.«
    »Ich
dachte, Sie würden mir einen brauchbaren Hinweis geben können«, sagte ich. »Hat
Inspektor Martin schon eine neue Sekretärin?«
    »Nein.«
Er schüttelte angewidert den Kopf. »Immer noch die gleichen alten Haarnadeln in
seinem Büro.«
    »Dann
bleibe ich beim Sheriff«, sagte ich. »Die Frage ist nur, wie lange wird er noch
bei mir sein? Bei so einer Wahl — man kann nie wissen...«
    Ich
ging den Gang weiter hinunter zur Ballistik.
    »Ah!«
sagte Ray Morris erfreut. »Da kommt unser Verführer in eigener Person. Ohne
nachzusehen kann ich sagen, Leutnant, alle Blondinen sind tödlich!«
    »In
diesem Gemäuer scheint heute eine Atmosphäre von abstoßend guter Stimmung zu
herrschen«, sagte ich. »Was ist passiert? Ist der Inspektor krank geworden und
gestorben?«
    »Das
macht der Frühling, Al«, sagte er. »Aber ich glaube, Sie werden zu alt, um das
noch spüren zu können.«
    Ich
holte die Patrone aus der Tasche und legte sie vor ihm auf den Tisch. »Was
können Sie mir darüber erzählen?« fragte ich.
    Ray
nahm sie und warf sie ein paarmal in die Luft. »Was wollen Sie wissen, Al?«
    »Alles,
was Sie mir sagen können.«
    »Eine
ganz schöne Kragenweite«, sagte er. »Mit so was können Sie direkt einen Tunnel
durch die dickste Diele bohren. Ich schaue mal nach.«
    Er zog
eine Standlupe heran und hielt die

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