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Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sogar unangenehm
werden können. Zwar nicht so unangenehm wie für ihn, aber immerhin...
    »Charlie?«
sagte ich. »Charlie? Wo zum Teufel stecken Sie?«
    Kein
Geräusch unterbrach die dräuende Stille. Ich tastete mich drei Schritte weiter
vor und berührte mit der linken Hand die Kante des ersten Kastens. Die Schränke
mit ihren gekühlten Schüben und dem Inhalt, an den ich nicht denken wollte,
zogen sich längs der beiden Wände hin.
    Ich
ging langsam weiter, indem ich einen Fuß vor den anderen schob und mich mit der
Hand an der Vorderseite der Schrankreihe entlangtastete. Dadurch hatte ich auch
eine Vorstellung, wo ich mich befand. Ich näherte mich dem hinteren Ende des
Kühlraumes, als es passierte. Es kam ohne Geräusch, ohne Warnung.
    Aus dem
Nichts wuchs ein Paar kräftiger Hände und umklammerte meinen Hals. Die Wellen
einer schmetternden Explosion hämmerten gegen mein Trommelfell, als ich als
Folge einer reinen Reflexhandlung den Abzug meines Revolvers durchriß.
Verzweifelt rang ich nach Atem, und dann hatte ich das Gefühl, als würde mein Kopf
von den Schultern gehoben.
    Meine
Füße verloren den Halt. Ich trat nach allen Seiten und ließ den Revolver
fallen, um mit beiden Händen an der stählernen Umklammerung zu zerren, die mich
zu ersticken drohte. Ich bekam aber keine Gelegenheit dazu. Nahe bei meinem Ohr
kicherte es leise, dann spürte ich einen schmerzhaften Ruck am Hals, als mein
Körper wie ein Bündel Lumpen hochgeschwungen wurde. Plötzlich war die
Umklammerung verschwunden, und ich hatte das erschreckende Gefühl, durch die Finsternis
zu fliegen.
    Aber
dieses Gefühl hielt nicht lange an. Plötzlich flog ich nicht mehr, und die
Dunkelheit verwandelte sich in ein farbenprächtiges Feuerwerk, und obgleich es
nur eine halbe Sekunde dauerte, war es eine einmalige Darbietung. Und dann
hörte ich auf, mich gegen die Finsternis zu sträuben und wurde eins mit ihr.
     
    Ich
öffnete die Augen. Ein grausamer Lichtstrahl traf sie, und so machte ich sie
schnell wieder zu.
    »Leutnant!«
hörte ich eine erregte Stimme. »Fehlt Ihnen was, Leutnant?«
    Vorsichtig
öffnete ich ein Auge und blinzelte zu dem käsebleichen Gesicht hinauf, das
besorgt auf mich herabsah. »Ich bin tot«, murmelte ich. »Stecken Sie mich in
ein Kühlfach, damit’s hier endlich Ruhe gibt.«
    Dann
wurde mir erst bewußt, was ich gesagt hatte, und ich setzte mich mit einem Ruck
auf. »Das war nur ein Witz«, beteuerte ich rasch. »Ich fühle mich
ausgezeichnet!« Die Wände neigten sich in einem Winkel von fünfundvierzig Grad
nach innen, vollführten einen Teufelstanz um eine imaginäre Mittelachse und
beugten sich dann nach außen. Hastig schloß ich wieder die Augen und wartete.
Als ich sie dann öffnete, benahmen sich die Wände wie richtige Wände.
    »Sie
sehen sauber aus, Leutnant«, sagte Charlie Katz, und es gelang ihm gerade noch,
sich die Genugtuung hierüber nicht anmerken zu lassen.
    Ich sah
die rote Platzwunde auf seiner Stirn, aus der noch das Blut sickerte. »Was
glauben Sie wohl, wie Sie aussehen?« fragte ich ihn. »Wie ein Filmstar?«
    Ich
begann ein langsames und gar nicht einfaches Manöver mit dem Ziele,
aufzustehen. Schließlich gelang es mir auch, und ich unterzog mich einer
Inspektion, soweit dies möglich war. Mein Anzug würde nie wieder der alte sein.
Große Winkelrisse klafften in beiden Hosenbeinen, und quer über die Vorderseite
des Jacketts zog sich ein langer Riß. Weit wichtiger war jedoch, festzustellen,
ob ich jemals wieder der alte sein würde. Behutsam bewegte ich Arme und
Beine und bedauerte gleich darauf, auf diesen Gedanken gekommen zu sein. Aber
sie bewegten sich wenigstens. Ich legte beide Hände gegen den Hals und bewegte
diesen vorsichtig. Selbst wenn man kein lautes Knirschen hörte, fühlte er sich
an, als ob er knirschen müßte. Schon die bloße Berührung schmerzte. Aber
anscheinend war nichts verrenkt.
    »Ihr
Gesicht sieht sauber aus, Leutnant«, wiederholte Charlie. »Ich habe einen
Spiegel in meinem Spind; wollen Sie mal hineinschauen?«
    »Ja«,
sagte ich. »Sie haben wohl keine Flasche für Notfälle wie diesen hier?«
    »Na
schön«, sagte er säuerlich. »Aber vergessen Sie nicht, daß Rye-Whisky nicht auf
Bäumen wächst!«
    Er
öffnete sein Spind und holte eine fast volle Flasche Rye und zwei Gläser
heraus. Während er den Whisky einschenkte, sah ich mein Gesicht im Spiegel an.
Ich mußte zugeben, daß Charlie keineswegs übertrieben hatte. Ich sah furchtbar
aus. Aus

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