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Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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um neun Uhr in Ihrer Wohnung
anrufen.«
    »Wer
ist dort?« fragte ich.
    »Das
ist unwichtig«, meinte die Stimme. »Aber wenn Sie Beweise über die Person des
Mörders haben wollen, dann erwarten Sie meinen Anruf heute abend um neun.« Ich
hörte es knacken, als der Unbekannte einhängte. »Sagen Sie mal«, meldete sich
Ray. »War das ein
    Mann
oder eine Frau?«
    »Da
wissen Sie genausoviel wie ich«, sagte ich niedergeschlagen. »Bekommen Sie
jemals Informationen übers
    Telefon,
Ray?«
    »Klar«,
sagte er. »Immerzu. Solche wie: >Sie sind mit der Rate für Ihr Auto drei
Monate im Rückstand, und obwohl wir es außerordentlich bedauern...< und so
weiter. Meinen Sie solche Nachrichten?«
    »Nein«,
sagte ich. »Ich wünschte, es wären solche.«
    »Die zu
kriegen ist ganz einfach!« sagte er. »Sie brauchen nur zu heiraten.«
    »Es ist
nicht meine Schuld, daß es noch nicht klappte«, sagte ich. »Ich habe die Frau
noch nicht gefunden, die bereit ist, in einem Austin Healy zu wohnen. Ich sage
Ihnen, Ray, die Mädchen sind nicht mehr so wie früher.«
    »Das
stört mich nicht«, sagte er bescheiden. »Solange sie nur Mädchen bleiben.«
     
     
     

NEUNTES KAPITEL
     
    I ch
hatte mich in meinem Sessel ausgestreckt, in der einen Hand ein Glas und in der
anderen eine Zigarette. Das hätte gemütlich sein können, war es aber nicht. Es
war beinahe neun Uhr, und das Telefon stand unmittelbar neben meinem Ellbogen.
    Punkt
neun klingelte das Telefon. Ich packte den 11 Hörer und meldete mich.
    »Leutnant«,
sagte dieselbe undeutliche Stimme. »Wenn Sie sich beeilen, erwischen Sie Ihren
Mörder.«
    »Was
soll ich tun?« fragte ich. »Eine Anzeige aufgeben?«
    »In
diesem Augenblick stiehlt er wieder eine Leiche aus dem Leichenhaus«, sagte die
Stimme. »Wenn Sie sich beeilen, werden Sie ihn dort erwischen.« Knack, machte
es, und die Verbindung war unterbrochen.
    »Ach,
verflucht«, brummte ich und legte den Hörer auf.
    Das
klang nach einer Verrückten, oder vielleicht war es Nachrichten-Johnny, der
seinen abwegigen Sinn für umor unter Beweis stellen wollte, oder vielleicht... Ich
griff wieder nach dem Hörer und wählte die Nummer des Leichenhauses. Ich hörte,
wie es durchläutete, doch niemand meldete sich. Ich rief die Auskunft an und
bat, einmal nach dieser Nummer zu sehen. Kurz darauf meldete sich das Fräulein.
»Der Anschluß ist in Ordnung, Sir«, sagte sie munter. »Vielleicht ist niemand
da?«
    »Dort
müßte eine ganze Menge Leute sein, und keiner der irgendwohin ausgeht«, sagte
ich. »Aber haben Sie trotzdem vielen Dank.«
    In
Rekordzeit sauste ich zu meinem Healy hinunter. Unter Mißachtung der
Verkehrsampeln brauchte ich zehn Minuten, um zum Leichenhaus zu kommen. Zwanzig
Meter vor dem Haupteingang ließ ich den Wagen stehen und ging zu Fuß weiter.
    Die
blaue Lampe über dem Eingang verbreitete wie gewöhnlich ihren freundlichen
Schein, und plötzlich hatte ich das ungute Gefühl, daß ich meine
Beamtenlaufbahn mit einem Herzinfarkt beenden würde, falls es Bruno war, das
berufsmäßige Ungeheuer, der sich in voller Kriegsbemalung in der Leichenhalle
befand.
    Ich
drückte die Schwingtür auf und ging hinein. Hinter mir zischte die Tür zu, und
plötzlich gehörte die Welt nur noch der Finsternis und mir, wie der Dichter
sagte.
    Vielleicht
zehn Sekunden lang blieb ich an Ort und Stelle stehen und wartete, bis sich
meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann fiel mir ein, daß ich mich
vor dem Glas der Schwingtür wie eine dunkle Silhouette abzeichnen und für jeden
im Leichenhaus eine gute Zielscheibe abgeben mußte. Ich zog behutsam meinen
Revolver aus der Halfter und machte ein paar Schritte in die ägyptische
Finsternis vor mir.
    Wenn
ich eine Taschenlampe mitgebracht hätte, hätte ich damit leuchten können; aber
ich mußte mich ohne sie begnügen. Ich ging noch vier Schritte weiter und stieß
gegen den Schreibtisch. Ich tastete mich um ihn herum und gelangte bis zur Tür
zum Kühlraum, die offenstand. Ich trat hinein und spürte sogleich, wie sich die
Kälte wie eine eiskalte Hand über mein Gesicht legte.
    Meine
Nackenhaare sträubten sich, und dann fiel mir Charlie Katz ein. Meine Nerven
waren so angespannt, daß ich bei dem geringsten Geräusch vor mir in der Dunkelheit
meinen Revolver in die Richtung, aus der das Geräusch käme, leerzuschießen
beabsichtigte. Und falls es sich herausstellen sollte, daß es Charlie Katz war,
der sich bewegt hatte, würde das für mich sehr peinlich, ja

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