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Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sich die Flecken auf dem Fell des Leoparden.«
    Sein
Gesicht lief wieder rot an. »Ich wollte ja nur behilflich sein«, sagte er
förmlich.
    »Das
ist ja das Traurige«, sagte ich. »Bleiben Sie bei Ihren Gewehren, Blake. Wenn
Sie Glück haben, verpassen Sie sich demnächst selber eine in den Schädel.«
    Nach
langer Überlegung ging er zur Bar hinüber, nahm eine Schüssel aus geschliffenem
Glas und schleuderte sie durch das Zimmer. Sie zersplitterte mit einem Krach an
der Wand, daß man hätte meinen können, das Jüngste Gericht sei angebrochen.
Blake holte langsam tief Luft. »Ich mache was zu trinken«, sagte er dann. »Trinkst
du Scotch, Liebling?«
    »Bitte«,
hauchte Penny. »Der Leutnant wünscht seinen mit einem Spritzer Soda.«
    Blake
goß ein, reichte erst Penny ein Glas und brachte mir meines. »Danke«, sagte
ich, als ich ihm das Glas aus der Hand nahm.
    »Menschen
erinnern mich immer an Tiere«, sagte er fast beiläufig. »Sie nehmen die
Wesenszüge der einen oder anderen Tiergattung an. Penny zum Beispiel.« Er warf
ihr ein rasches Lächeln zu. »Sie erinnert mich an eine Gazelle. Scheu, graziös
und unglaublich schön.«
    Penny
errötete. »Jonathan!« sagte sie. »Das ist das Hübscheste, was du mir je gesagt
hast.«
    »Was
Prudence anbetrifft«, fuhr er fort. »Sie erinnert mich an einen Leoparden.
Katzenhaft gewandt — und mörderisch.«
    »Die
Sache muß doch eine Pointe haben«, sagte ich. »Meine Beschreibung? Lassen Sie
mich raten, woran ich Sie erinnere — an einen Schakal?«
    Er
schüttelte den Kopf. »Mir kommen Sie wie eine Hyäne vor«, sagte er wegwerfend.
»Dieses Lachen — wenn ich es im Dschungel hörte, würde ich Ihnen, ohne zu
überlegen, eine Kugel ins Gehirn jagen.«
    »Falls
Ihre Treffsicherheit sich in der letzten Zeit gebessert hat«, stimmte ich ihm
zu.
    »Worauf
wollen Sie hinaus, Leutnant?« fragte er auffallend leise.
    »Ich
mußte gerade an Pennys Vater denken«, sagte ich. »Ihre Treffsicherheit war an diesem
Tage nicht besonders gut, nicht wahr? Mit dem ersten Schuß verwundeten Sie den
Löwen lediglich.«
    Ein
weißer Schleier bildete sich langsam vor seinen leuchtenden blauen Augen. »Sie
gehen zu weit, Wheeler«, sagte er mit halberstickter Stimme, dann legten sich
seine Finger um meine Kehle. Die stählernen Klauen gruben sich schmerzhaft in
mein Fleisch ein und drückten mir die Luft ab. Ich schüttete ihm den Inhalt
meines Glases ins Gesicht. Der Griff um meinen Hals lockerte sich unvermittelt.
    Er
griff sich das weiße Taschentuch aus der Brusttasche und wischte sich die
brennende Flüssigkeit aus den Augen. Ich zog meinen Achtunddreißiger aus der
Schulterhalfter und rammte ihm die Mündung gegen den Brustkorb, als er wieder
auf mich losstürzen wollte. Einen Augenblick lang schien mir, als könne ich ihn
damit nicht zurückhalten, aber der kleine Kreis kalten Stahls, der sich gegen
sein Fleisch preßte, wirkte wie ein Dämpfer auf seinen Gefühlsausbruch.
    Schwer
atmend stand er da, und langsam verschwand auch der weiße Schleier vor seinen
Augen.
    »Gehen
Sie, Leutnant!« beschwor mich Penny flüsternd. »Bitte, gehen Sie jetzt. Sonst
geschieht noch etwas ganz Furchtbares, und es wird Ihre Schuld sein. Das hätten
Sie nicht sagen dürfen; er wird es nie vergessen, niemals. Er wird Ihnen nie
vergeben. Warum mußten Sie auch so etwas sagen!«
    »Ich
werde gehen«, sagte ich, »aber ich komme wieder.« Ich schaute Blake an. »Wenn
ich zurückkomme, möchte ich Sie hier nicht mehr sehen. Ich habe mir von Ihnen
genug gefallen lassen, und jetzt reicht’s mir. Nur noch ein Versuch, mich
anzufassen, und Sie landen im Leichenhaus. Das ist mir bitterernst!«
    Sorgfältig
faltete er sein Taschentuch zusammen und steckte es wieder in die äußere
Brusttasche seines Anzugs. »Leutnant«, sagte er. »Genau dasselbe wollte ich
auch Ihnen sagen, nur ist es mir nicht nur ernst, sondern ich verspreche es
Ihnen!«
     
     
     

ACHTES KAPITEL
     
    A uf dem
Rückweg zum Büro nahm ich ein verspätetes Mittagessen zu mir. Kurz nach vier
betrat ich das Dienstzimmer, und das Ungeheuer schenkte mir zur Begrüßung ein
dünnes Lächeln. »Der Sheriff möchte Sie sprechen, Leutnant Wheeler«, sagte sie.
»Sofort.«
    »Wußte
doch, daß er ohne mich nicht auskommt«, sagte ich im Brustton der Überzeugung.
    »Dem
Klang seiner Stimme nach zu schließen, scheint er seine Ansicht in diesem Punkt
allerdings geändert zu haben«, entgegnete sie bissig.
    Ich
klopfte an, betrat Sheriff

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