Die Zwillingsschwestern
mich gerade zu Bett gelegt, als Sie anfingen, die Tür einzutreten!«
»Schön —
kommen wir direkt zur Sache. Pru hat mir einige ihrer kleinen Geheimnisse
anvertraut, und ich ‘ finde, Sie sollten sie erfahren.«
»Oh, du
lieber Himmel!« stöhnte Pru und schloß die Äugen. »Ich hoffe, Sie wissen, was
Sie tun, Wheeler!«
»Ich
glaube schon«, antwortete ich.
Penny
hörte schweigend zu, während ich ihr erzählte, daß Pru den Nachrichten-Johnny
angestiftet hatte, die Leiche aus dem Leichenhaus zu stehlen und anstelle der
Papiermache-Puppe in den Sarg zu legen.
»Sagen
Sie Penny, warum Sie sich diese Mühe gemacht haben«, forderte ich Pru auf. »Sie
ist bestimmt sehr gespannt darauf, welche Gründe Sie dazu bewogen haben.«
»Das
werde ich Ihnen noch heimzahlen, Wheeler«, prophezeite Pru düster. »Und wenn
ich den Rest meines Lebens daran wenden muß.«
»Schon
gut«, sagte ich. »Erzählen Sie es ihr nun, oder ist Ihnen lieber, ich erzähle
es?«
»Was
macht das schon für einen Unterschied?« sagte sie mit müder Stimme. Sie schaute
Penny an, zeigte die Zähne und sagte: »Weißt du, Liebling, ich wollte so oder
so deinen ersten Fernsehauftritt vermasseln. Und die Masche schien mir durchaus
geeignet.«
Pennys
Gesicht wurde puterrot. »Du Luder«, sagte sie gepreßt. »Du hinterhältige,
dreckige...«
»An
deiner Steile würde ich jetzt aufhören, Darling«, sagte Pru leise. »Sonst
schlage ich dir die Zähne ein.«
»Eifersucht!«
sagte Penny dramatisch. »Deine krankhafte Eifersucht! Schon als wir noch Kinder
waren, konntest du es nicht ertragen, wenn ich besser war als du. Du hast gegen
mich intrigiert, als wir noch zur Schule gingen. Du hast sogar versucht, Vater
gegen mich aufzuhetzen, als ich Howard heiratete.«
»Das
brauchte ich gar nicht erst zu versuchen, meine Liebe!« sagte Pru mit
bissig-süßer Stimme. »Das stärkste Argument gegen Howard war er selbst. Ich
weiß ja, daß du für Muskeln eine Schwäche hast, Darling, aber deshalb hättest
du diesen Strolch doch nicht gleich zu heiraten brauchen. Wärst du mit ihm nach
Florida gegangen und hättest ihm hundert Dollar die Woche Taschengeld gegeben,
wäre er glücklich und zufrieden gewesen. Sein ganzer Wunsch war ja nur ein
bequemes Leben, ohne dafür arbeiten zu müssen.«
»Howard
mag gewesen sein wie du sagst«, gab Penny mit bebender Stimme zu. »Aber ich bin
ihn losgeworden. Du hattest das Glück, einen wundervollen Mann zu heiraten, und
dann warst du blöd genug, ihn loszuwerden.«
»Du
meinst doch nicht etwa Jonathan?« Der Zweifel in Prus Stimme klang fast echt.
»Doch nicht den großen weißen Jagdgauner, der Pleite machte, während er in der
Weltgeschichte herumreiste und nach allem schoß, was sich bewegte? Doch nicht
den Dschungel-Jonathan, den Mann mit der kalten Dusche vor dem Frühstück? Das
ist doch nicht dein Ernst, Darling?«
»Was
soll man schon von dir erwarten!« sagte Penny mit vor Wut bebender Stimme. »Du
und deine dreckige Phantasie. Du mußt sogar Lügen erzählen, wenn es sich um
einen netten und großzügigen Mann wie Jonathan handelt.«
»Das
ist lediglich die Wahrheit, Darling«, entgegnete Pru lässig. »Was hältst du
denn für eine Lüge? Die Sache mit der kalten Dusche? Das stimmt — jeden Morgen
bietet er der Brause seine männliche Brust, genau zehn Minuten lang, keine
Sekunde mehr oder weniger. Ein Gewohnheitstier, aber ich kann dir verraten, wie
du ihn zufriedenstellst. Laß dein Haar lang wachsen, schwarz färben und
schneide es vorne zu Ponies. Laß dich von der Sonne kräftig bräunen, zieh deine
orientalischen Klamotten an, und wenn du dann noch ein bißchen lispelst — nun,
dann wird er zwischen dir und einem chinesischen oder japanischen Mädchen gar
keinen Unterschied mehr feststellen.«
»Halt
den Mund!« schrie Penny unbeherrscht.
»Darling.«
— Pru schien ihrer Schwester wegen betroffen — »ich wollte dir ja nur
klarmachen, daß ich nicht lüge. Es ist auch keine Lüge, daß er pleite ist.
Sicher, er hatte Geld; sein Vater hinterließ ihm eine ansehnliche Menge. Aber
Safaris auf der ganzen Welt in dem Stil, an den Jonathan sich gewöhnt hat,
können sehr teuer sein, und das hat er schon in den Jahren praktiziert, bevor
wir uns kennenlernten. Warum, glaubst du wohl, habe ich mich an
Nachrichten-Johnny gewandt, damit er unsere Scheidung in die Hand nimmt? Auch
ich hatte einen Howard, den ich los werden wollte, nur hieß meiner Jonathan.«
»Alles
Lügen!« sagte Penny mit
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