Die Zwillingsschwestern
auf meinem Arm spürte. Ich senkte den Blick und schaute in die
fragenden Augen des Jungen. »Entschuldigen Sie die Frage, Sir«, sagte er mit
nervöser Stimme. »Sind Sie auf der Hochzeitsreise?«
»Wie
sind Sie draufgekommen?« fragte ich und tat erstaunt. »Wir haben schon seit
einer Woche nichts mehr gegessen.«
Ich
schob Pru zur Tür von Pennys Wohnung und klopfte laut gegen die Holzfüllung.
Nichts rührte sich; ich wartete weitere zwanzig Sekunden, aber auch dann rührte
sich noch nichts. Für rhythmische Melodien war ich im Augenblick nicht zu
haben, folglich fing ich an, die Tür einzutreten. Beim zweiten Tritt ging sie
plötzlich auf, so daß ich mir beinahe das Kniegelenk ausgerenkt hätte.
Penny
machte einen entsetzten Sprung nach rückwärts, und meine Schuhspitze zischte
wenige Zentimeter an ihrem Schienbein vorbei. Mit einem improvisierten
Cha-Cha-Cha-Schritt kam ich wieder in das Gleichgewicht.
»Für
Abwechslung ist immer gesorgt«, kicherte Pru mit ausgelassener Heiterkeit. »Der
Solotänzer aus dem Sheriffbüro — sozusagen Ballett auf Bestellung!«
»Wahnsinnig
witzig!« knurrte ich und riß sie am Ellbogen, so daß sie ins Zimmer stolperte.
Ich
folgte und schloß die Tür. Penny stand noch immer da und starrte uns
verständnislos an. Ich starrte ebenfalls, allerdings sehr verständnisinnig, und
vielleicht wäre aus uns beiden noch was geworden, wenn nicht Pru
dazwischengefunkt hätte.
Penny
bedachte ihre Schwester mit einem durchdringenden Blick. »So ein Zufall. Da
stehen wir beide in unserer Reizwäsche da, aber ich laufe wenigstens nicht so
im Hotel herum.«
»Das
würde ich dir auch gar nicht empfehlen«, entgegnete Prudence giftig lächelnd.
»Obwohl es dem Haus einen orientalischen Akzent verleihen würde. Du sammelst
schon so lange Jadefiguren, daß du schon selber wie eine aussiehst.«
Zwei
glühende Flecken erschienen auf Pennys Wangen. »Ich finde, du solltest etwas
mehr anziehen. Auf der anderen Seite allerdings finde ich, deine Figur ist der
beste Witz, der dir je eingefallen ist!«
»Ich
sollte mich wegen dir nicht aufregen, Darling«, sagte Prudence mit süßer
Stimme. »Ich weiß ja, daß du es nur Jonathan zuliebe tust. Du willst sein
chinesisches Jadepüppchen sein und ihm seinen Reis kochen und, wenn er dir
anbrennt, mit seiner Elefantenpeitsche verdroschen werden. Keine Sorge, Darling
— das tut er!«
»Du
verlogene...« Der Satz ging in Tränen unter.
Penny
drehte sich um und lief ins Schlafzimmer. Mit einem Knall flog die Tür hinter
ihr ins Schloß. Pru ging zur Bar und nahm unbekümmert drei Gläser. »Ich weiß
zwar nicht, weshalb wir hier sind, aber etwas zu trinken kann nichts schaden.«
»Ohne
Zweifel«, sagte ich.
Eis
klapperte gegen Glas, während sie mich die ganze Zeit aus den Augenwinkeln
beobachtete. »Weswegen Sie mich auch immer hergebracht haben, sehr gemütlich
wird es wohl kaum werden, oder — Al?« fragte sie vorsichtig.
»Das
hängt ganz davon ab, was Sie unter gemütlich verstehen«, erwiderte ich. »Sie
müssen zugeben, daß Ihr Geschmack in dieser Hinsicht eigen ist.«
Giftig
entkorkte sie eine frische Flasche Scotch. »Ich mag nicht, wenn Sie so gescheit
daherreden, Al Wheeler«, brauste sie auf. »Nur zehn Minuten lang möchte ich Sie
an Händen und Füßen gefesselt vor mir haben. Ich würde Ihnen dieses blöde
Grinsen schon aus dem Gesicht wischen!«
Die Tür
zum Schlafzimmer ging auf, und Penny kam heraus. Sie hatte einen gesteppten
Morgenrock über ihr Nachthemd gezogen und sah darin wie eine junge Braut aus
dem Modejournal aus.
»Jonathan
ist nicht hier«, bemerkte sie trotzig zu mir. »Wenn er hier wäre, hätten Sie
sich nicht getraut, hier so einfach einzudringen und mir auch noch einen Tritt
dabei zu geben!«
»Was
trinkst du?« fragte Pru.
»Irgend
etwas!« entgegnete Penny mit tragischer Stimme. »Etwas Scharfes, meine Nerven
sind völlig fertig!«
Ich
ließ mich in den nächsten Sessel plumpsen und zündete eine Zigarette an. Pru
verteilte die Drinks, dann hockte sie sich auf die Armlehne eines Sessels mir gegenüber.
Penny stand sekundenlang da und hielt ihr Glas in der Hand. Dann setzte sie
sich steif auf die Couch. Sie zog ihren Morgenmantel sorgfältig zurecht,’ so
daß ich noch nicht einmal die Fesseln sehen konnte. »Wenn Ihr Besuch einen
besonderen Grund hat, Leutnant«, sagte sie kühl, »würden Sie dann bitte zur
Sache kommen, damit wir sie rasch erledigen können. Ich bin schrecklich müde;
ich hatte
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