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Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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schwacher Stimme.
    »Jedes
Wort ist wahr, Darling«, wiederholte Pru. »Aber laß es dich nicht verdrießen.
Du hast ja genug Geld; es reicht für euch beide. Und wenn du den Rest deines
Lebens nicht damit verbringen willst, mit ihm durch den Dschungel zu
marschieren und die toten Tiere zu zählen, dann brauchst du es nicht zu tun.
Kauf ihm irgendwo einen kleinen Privatdschungel und bevölkere ihn mit wilden
Tieren, stell noch zwei hübsche japanische Hausmädchen an, und Jonathan wird
zufrieden den Rest seines Lebens zu Hause verbringen!«
    Mit
einem tierischen Fauchen sprang Penny Pru an die Kehle. Pru schrie auf, als sie
von der Armlehne des Sessels fiel, und es gab einen häßlichen Bums, als beide
zu Boden gingen. Sie wälzten sich über den Teppich, traten, bissen, kratzten
und rissen sich an den Haaren, wobei sie beide aus Leibeskräften kreischten.
Ich sah zu, bis ich genug davon hatte, und drei Minuten genügten voll und ganz.
    Ich
ging zur Bar hinüber und füllte einen bauchigen Krug mit Eiswasser. Ich trug
ihn zu der Stelle, wo die beiden Schwestern im Clinch am Boden lagen. Penny tat
ihr Bestes, um Pru die Augen auszukratzen, und Pru hatte beide Hände in Pennys
prächtigem kastanienbraunem Haar vergraben und mühte sich mit letzter Kraft,
soviel wie möglich davon samt den Wurzeln herauszureißen. Dabei quietschten
beide unaufhörlich.
    Ich
zielte sorgfältig und goß dann langsam eine anhaltende Kaskade von Eiswasser
auf die beiden. Das Quietschen hörte abrupt auf, als beide nach Luft
schnappten. Ich fuhr fort, bis der Krug leer war.
    Sie
ließen voneinander ab. Pru setzte sich auf und sah mich unheilschwanger an. Ich
konnte kaum ihre Augen sehen, weil ihr das Haar über das Gesicht hing. Ihr Negligé
war auf dem Rücken zerrissen. Vier dünne, rote parallele Bahnen gaben Zeugnis
von Pennys scharfen Fingernägeln. Penny stand wankend auf und begann leise vor
sich hinzuweinen, wie ein kleines Mädchen. Ihr Haar sah aus wie das Zeug, aus
dem Vögel ihre Nester bauen, und ihr rechtes Auge war geschwollen und verfärbte
sich zusehends. Langsam humpelte sie zur Couch.
    Ich
ging zu ihr hin und stellte mich vor ihr auf. »Okay, Penny«, sagte ich. »Das
Vergnügen ist vorbei, jetzt wird’s dienstlich.« Verdrossen sah sie mich mit
tränenverschleierten Augen an.
    »Gehen
Sie weg«, sagte sie mit undeutlicher Stimme.
    »Howard
Davis wußte etwas«, fuhr ich ungerührt fort. »Er wußte etwas von Ihnen, das
Ihre Heirat mit Blake verhindern könnte. Er folgte Ihnen hierher und drohte,
dieses Geheimnis zu verraten. Vielleicht verlangte er Geld — ebensogut kann
eine Wiederheirat sein Preis gewesen sein. Sie waren in Blake so verschossen,
daß Sie vor nichts zurückschreckten, sich Howard Davis’ zu entledigen. Sie
beauftragten Nachrichten-Johnny, ihn umzubringen. Und Nachrichten-Johnny, der
bereits von Pru den Auftrag bekommen hatte, die Frauenleiche aus dem
Leichenhaus an die Stelle des Papiermaché-Ungeheuers zu legen, kam auf einen
brillanten Gedanken. Er schlug zwei Fliegen mit einer Klappe, indem er Howards
Leiche in dem Sarg deponierte und damit zugleich das Problem löste, die Leiche
nach dem Mord loszuwerden. Andererseits erweckte er damit den Eindruck, als
wollte jemand Sie mit dem Mord in Verbindung bringen.«
    »Nein«,
rief Penny mit heiserer Stimme. »Das ist nicht wahr. Nicht ein Wort davon ist
wahr.«
    »Vielleicht
können Sie die Geschworenen davon überzeugen«, bemerkte ich lakonisch. »Ich
habe Sie gewarnt, daß ich lediglich ein Motiv brauchte, um Sie wegen der Sache
festnehmen zu können. Das habe ich jetzt — sowohl für den Mord an Howard, als
auch für den an seiner ehemaligen Gattin Thelma.«
    »Sie
sind ja verrückt. Weswegen sollte ich Thelma umbringen wollen?«
    »Weil
Howard Thelma in die Sache eingeweiht hatte, mit der er Sie zu erpressen
versuchte. Sie sagte mir heute morgen, daß sie etwas hätte, womit sie die
Familie Calthorpe und besonders Sie fertigmachen könnte. Als sie ihn umbringen
ließen, wußten Sie noch nicht, daß eisern Wissen seiner ehemaligen Frau
anvertraut hatte. Stimmt’s?
    Nachdem
ich heute morgen hier weggegangen war, rief sie an. Als ich Ihnen erzählte, daß
sie in der Stadt sei, habe ich ihr damit, ohne es zu wissen, einen Platz im
Leichenhaus reserviert. Als sie bei Ihnen anrief, verabredeten Sie sich
irgendwo mit ihr. Dann riefen Sie Nachrichten-Johnny an, daß er sich an Ihrer
Stelle mit ihr treffen soll.«
    Pru
hinkte auf mich zu. »Das stimmt

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