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Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hielt.
»Erinnern Sie sich jetzt, daß Sie den nächtlichen Zirkus im Leichenhaus
organisiert haben?« fragte ich. Sie spuckte ein Wort in meine Richtung, das ich
beim besten Willen nicht als »Ja« auslegen konnte.
    »Okay«,
sagte ich. »Warum einfach, wenn’s umständlich auch geht. Es sind schließlich
Ihre Köpfe, nicht meine. Sagen Sie Ihrem zweiten Liebling Lebewohl!« Und dann
haute ich den Ziegelstein auf den nächsten Schrumpfkopf, der wie eine reife
Stinkmorchel zu einem widerlichen trockenen Pulver zerstob.
    »Sie
brauchen es ja bloß zuzugeben«, sagte ich. »Damit retten Sie wenigstens einen
Teil Ihrer Sammlung. Wenn ich mit den restlichen beiden fertig bin, zünde ich
den alten Samtkittel an, und Kublai Khans Klaue stecke ich in den Starmix. Und
mit dem Backstein...«
    »Also
schön, verdammt noch mal!« preßte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen
hervor.
    »Sehen
Sie«, sagte ich schadenfroh. »Nur zwei Lektionen, und schon geschehen wahre
Wunder mit Ihrem Gedächtnis.«
    »Der
Teufel soll Sie holen!« schluchzte sie. »Hätte Sie Nachrichten-Johnny bloß
heute nacht umgebracht!«
    »Es war
nicht seine Schuld, daß es nicht klappte«, versicherte ich ihr. »Fangen wir am
besten vorne an.«
    »Ich
hab’s eingefädelt«, fauchte sie. »Ich geb’s ja zu. Was wollen Sie denn jetzt
noch?«
    »Ein
bißchen Bereitwilligkeit«, sagte ich ihr und hob den Ziegelstein über dem
vorletzten, nichts Böses ahnenden Kopf.
    »Nicht!«
schrie sie.
    »Vom
Anfang an!« befahl ich.
    »Ja,
vom Anfang an«, wiederholte sie. Wenn Blicke hätten töten können... »Ich rief
heute nachmittag Nachrichten-Johnny an und sagte ihm, daß ich Davis’ Herz für
meine Sammlung haben wollte. Ich versprach ihm zehntausend Dollar in bar dafür.
Er trieb den Preis auf fünfzehntausend hinauf, und ich war damit einverstanden.
Dann...«
    »Pru«,
sagte ich. »Sie haben mir nicht richtig zugehört. »Ich sagte, vom Anfang an.«
    »Ich
erzähle es Ihnen doch vom Anfang an, verdammt noch mal!«
    »Die
erste Leiche, die das Leichenhaus verließ, kam haarscharf daran vorbei, zum
Fernsehstar zu werden«, sagte ich. »Fangen Sie mal damit an.«
    Langsam
richtete sie sich auf, und ihre Augen waren so groß wie Wagenräder — na ja,
fast so groß. »Die erste Leiche?« flüsterte sie.
    »Das
ist doch klar, sogar für einen so langweiligen Trottel wie mich«, sagte ich.
»Sie und Ihre Vorliebe für das Makabre, Ihre handgreiflichen Scherze und Ihre
Absicht, Schwester Penny das Fernsehdebüt, wenn’s irgend ging, gründlich zu
versalzen. Und dann kamen Sie auf die brillante Idee. Sie wußten, daß eines der
Requisiten ein Sarg mit einem Ungeheuer aus Papiermache und der Höhepunkt des
Auftrittes die Öffnung des Sarges und die Enthüllung des ungeheuerlichen
Inhalts durch Penny sein würde.
    Sie
besorgten sich also jemanden, der die Leiche aus dem Leichenhaus stehlen und
sie an die Stelle der Puppe im Sarg legen sollte. Von Ihrem Standpunkt aus
betrachtet, würde es ein Mordsspaß werden, das Gesicht Ihrer Schwester zu
beobachten, sobald sie den Sargdeckel öffnete und von einer echten Leiche
angestarrt würde — und außerdem rechneten Sie damit, daß damit auch die ganze
Sendereihe erledigt sein würde.«
    »Aber
es ging schief«, sagte sie niedergeschlagen. »Als sie den Deckel abnahm, lag
Howard Davis’ Leiche drin, und nicht die aus dem Leichenhaus.«
    »Hatten
Sie Nachrichten-Johnny damit beauftragt, die Leiche zu stehlen?« fragte ich.
    »Nachrichten-Johnny«,
nickte sie. »Er hatte bereits einige Sachen für uns erledigt. Sie wissen ja — unsere
Scheidungen. Kaum waren wir hier angekommen, rief er mich an, um mich wissen zu
lassen, daß er ebenfalls hier sei. Wenn ich irgend etwas hätte, würde er es
gern für mich erledigen.«
    »Okay«,
sagte ich. »Kommen wir zum Wichtigsten zurück. Auf welche Weise wurde Davis’
Leiche mit der des Mädchens vertauscht.«
    »Das
weiß ich nicht.«
    »Zwingen
Sie mich doch nicht schon wieder, zum Ziegelstein zu greifen, Pru«, bat ich
sie. »Das wird langsam eintönig.«
    »Al,
bitte!« sagte sie verzweifelt. »Sie müssen mir glauben, daß ich die Wahrheit
sage. Ich weiß nicht, wie das passierte. Ich mache mir schon die ganze Zeit
darüber Gedanken. Es mußte Nachrichten-Johnny gewesen sein, aber ich hatte
nicht den Mumm, ihn zu fragen.«
    »Warum
nicht?«
    Sie
schüttelte sich. »Ich war einmal dabei, als er wegen irgendeiner Sache wütend
wurde. Er schlug mit der Faust durch eine

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