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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Details waren nicht mehr klar zu erkennen. Aber weil er zum Schutz vor dem Pollenregen und der grellen Nachmittagssonne eine dunkle Brille trug, registrierte sein Hirn diese Veränderung nicht gleich als etwas Bemerkenswertes. Erst als er die Schreie hörte, nahm er die Brille ab.
    Eine große runde Scheibe, umhüllt von einer dunklen Penumbra, schob sich vor die Sonne.
    Eine Sonnenfinsternis.
    Als die Sirenen losgingen, rannte er die Reihe hinunter. Alle andern rannten auch und schrien: Eine Sonnenfinsternis Eine Sonnenfinsternis! Die Hardboxen, alles zu den Hardboxen! Er brach aus dem Mais hervor und rannte praktisch geradewegs gegen Cruk und Dee.
    » Wo sind die Mädchen?«
    Dee war außer sich. » Ich kann sie nicht finden!«
    Die Dunkelheit breitete sich aus wie Tinte. Bald würde sie das ganze Feld bedecken.
    » Cruk, schaff die Leute in die Boxen. Dee, du gehst mit ihm.«
    » Ich kann nicht! Wo sind sie?«
    » Ich werde sie finden.« Er zog den Revolver aus dem Hosenbund. » Cruk, bring sie weg!«
    Vorhees stürmte zurück auf das Feld.
    Tiftys Herz hämmerte wie rasend, als er vom Turm über das Feld spähte. Noch nichts zu sehen, aber das war nur eine Frage der Zeit. Und der Truck– was sollte das? Er stand immer noch auf der anderen Seite des Windschutzes. Tifty versuchte, Cruk auf dem Walkie-Talkie zu erreichen, doch der meldete sich nicht. In diesem Chaos konnte er ihn wahrscheinlich gar nicht hören. Tifty könnte hinunterlaufen, um ihm Bescheid zu sagen, aber schießen konnte er am besten von hier oben.
    Er drückte den Kolben fester an die Schulter. Aus welcher Richtung würden sie kommen? Von den Bäumen? Einem Nachbarfeld? Dillons Team hatte alles durchkämmt, und Tifty hatte den ganzen Tag über nichts gesehen. Doch das bedeutete nicht, dass die Virals nicht da waren, sondern nur, dass er sie nicht sehen konnte.
    Aber dann: Am Rande seines Gesichtsfeldes, eine leichte Bewegung der Maispflanzen, nicht mehr als ein Rascheln in der Nähe der Flaggen am Rande des Feldes. Er schwenkte das Gewehr herum und drückte das Auge fest an das Zielfernrohr. Die Luke der Hardbox stand offen.
    Der einzige Ort, an dem sie nicht nachgeschaut hatten. Die Hardboxen kontrollierten sie nie.
    Alle rannten, rissen ihre Kinder an sich, stürmten durch das Feld, auf die Fahnen zu. Tifty kam in vollem Lauf aus dem Turm.
    » Nein!«
    Cruk hatte zwei Kinder unter die Arme geklemmt, Dash Martínez und Reese Cuomo. Dee rannte neben ihm her, und Cece und Ali waren nur ein paar Schritte hinter ihnen. Cece presste den kleinen Louis an die Brust, und Ali hatte Merry und Satch dabei.
    » Die Hardboxen!«, schrie Cruk. » Lauft zu den Hardboxen!«
    » Sie sind in den Hardboxen!«
    Gewehrfeuer explodierte auf dem Feld. Dee sah, wie Tifty auf die Knie fiel und schnell hintereinander drei Schüsse abgab. Sie fuhr herum, als der Erste der Virals aus dem Mais sprang.
    Er landete genau auf Ali Dodd.
    Dee empfand Brechreiz. Plötzlich wollten ihre Beine sich nicht mehr bewegen. Der Viral war fertig mit Ali und schlug seine Zähne in Ceces Hals. Die Frau zuckte, kreischte und ruderte mit Armen und Beinen wie ein Insekt, das auf dem Rücken lag. Der Anblick brannte sich in Dees Netzhaut wie ein Lichtblitz, und sie konnte nur in hilflosem Entsetzen zuschauen.
    Cruk sprang heran, drückte die Mündung seines Gewehrs an den Kopf der Bestie und schoss.
    Wo war Satch? Aber der Junge war plötzlich nirgendwo mehr. Merry stand schreiend auf dem Boden. Dee hob das kleine Mädchen auf ihre Hüfte und rannte los.
    Die Virals waren jetzt überall. In blinder Panik flüchteten die Leute zum Zeltdach– ein sinnloses Unternehmen, denn dort gab es keine Sicherheit. Die Virals schwärmten über das Sonnensegel hinweg und rissen es in Fetzen, und die Luft füllte sich mit Schreien. » Zum Turm!«, brüllte Tifty. » Alles zum Turm!« Aber es war zu spät; niemand hörte mehr zu. Dee dachte an ihre Töchter und daran, wie sie sich verabschiedet hatten. Alles, was man seinen Kindern wünschte, gipfelte plötzlich in der verzweifelten Hoffnung, der Tod möge sie schnell holen. Sie betete, dass sie nicht leiden mussten. Oder, schlimmer noch, befallen würden. Das war das Schlimmste: befallen zu werden.
    Etwas prallte mit ungeheurer Wucht von hinten gegen sie. Dee fiel zu Boden, und die kleine Merry wurde aus ihren Armen geschleudert. Dee war mit dem Gesicht im Dreck gelandet, und als sie den Kopf hob, sah sie, dass ihr Bruder fünf Schritte entfernt mit dem

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