Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)
wenig zu sagen hatte. Er hatte seine Freiheit aufgegeben und war einer von viele n geworden . Späte r würde es einmal heißen: » Er war ein guter Kerl.«
Dann kam der Morgen seines Abmarschs. Peter karrte seine Kiste zum Sammelplatz, wo der Transport wartete, ein Sattelschlepper, der mit den Reifen beladen war, die Peters Trupp aus Lubbock heruntergebracht hatte. Er wuchtete sein Gepäck in den Laderaum des Begleitfahrzeugs und kletterte auf den Beifahrersitz.
» Sind Sie froh, nach Hause zu kommen, Sir?«
Peter antwortete nicht, sondern nickte nur. Alles, was er hätte sagen können, hätte mürrisch geklungen, und der Fahrer, ein Corporal aus Satchs Einheit, hatte nicht verdient, dass er seine schlechte Laune an ihm ausließ.
» Ich sag Ihnen, was ich mache, wenn ich meinen Sold habe«, verkündete der Corporal und konnte seinen Überschwang kaum bremsen. » Ich gehe schnurstracks nach H-Town und gebe die eine Hälfte für Alk und die andere im Puff aus.« Dann war er plötzlich verlegen und sah Peter mit verwirrtem Gesicht an. » Äh… sorry, Sir.«
» Schon gut, Corporal.«
» Wartet zu Hause jemand auf Sie, Lieutenant? Wenn ich fragen darf.«
Die Antwort war so kompliziert, dass er nicht einmal anfangen konnte. » Gewissermaßen.«
Der Corporal lächelte wissend. » Na, wer immer sie sein mag, sie wird sicher froh sein, Sie zu sehen, Lieutenant.«
Der Befehl zum Abmarsch wurde gegeben, und mit lautem Dröhnen und in einer Dieselwolke setzte der Konvoi sich in Bewegung. Peter fing schon an, sich in die Trance zu versetzen, die er hoffentlich in den nächsten drei Tagen würde aufrechterhalten können, aber da drang eine Stimme durch das Motorengebrüll.
» Am Tor anhalten!«
Alicia kam im Laufschritt auf den Humvee zu. Peter drehte das Fenster herunter.
» Ich bin erst vor einer Stunde zurückgekommen«, rief sie. » Was fällt dir ein, hier abzuhauen, ohne dich zu verabschieden?«
Ihr Gesicht war ölverschmiert, und sie roch leicht nach Petroleum. Aber was ihm ins Auge fiel, war das glänzende Metall an ihrem Kragen: zwei Captains-Streifen.
» Na, sieh dir das an«, sagte er mit einem schiefen Grinsen, das seinen Neid hoffentlich verbarg. » Wahrscheinlich muss ich dich jetzt mit ›Sir‹ anreden.«
» Schlecht klingt das nicht. Höchste Zeit, dass du das tust, wenn du mich fragst.«
» Apgar hat mich ausgemustert.«
» Ich weiß. Zur Oil Road.« Es gab keinen Grund, weiter darauf einzugehen. » Das ist ein leichter Dienst, Peter. Du hast es verdient.«
» Das hat man mir schon gesagt.«
» Grüß Akku von mir. Und Greer, wenn du ihn siehst.«
Peter nickte. In Anwesenheit des Fahrers gab es Grenzen für das, was er sagen konnte. » Wann gehst du nach Kearney?«
» In zwei Tagen.«
» Augen überall da oben, rate ich dir. Apgar sagt, es ist ziemlich lebhaft geworden.«
» Du musst aber auch aufpassen.« Sie warf einen Blick zum Fahrer hinüber, der mit konzentriertem Blick sein Lenkrad studierte, und sah dann wieder Peter an. » Keine Sorge. Worüber wir neulich gesprochen haben. Es ist noch nicht vorbei, okay?«
In ihren Worten spürte er den Druck von etwas Unausgesprochenem. Hinter ihnen brüllten Motoren ungeduldig auf. Alles wartete.
» Sir, wir müssen wirklich fahren«, sagte der Fahrer.
» Ist okay, wir sind hier fertig.« Alicia schaute Peter ein letztes Mal an. » Ich mein’s ernst, Peter. Es wird schon gut gehen. Fahr du nur zu deinem Jungen.«
28
Der Schmerz kam zum ersten Mal wie ein verspäteter Zug, der in den Bahnhof donnert. Es war an einem Nachmittag gegen Ende September, mit warmem texanischem Sonnenschein und einem hohen blauen Himmel. Amy war im Hof und sah den Kindern beim Spielen zu. In ein paar Minuten würde die Glocke läuten und sie zum Rest des Unterrichts hineinrufen, und Amy würde in die Küche zurückkehren, um beim Vorbereiten des Abendessens zu helfen. Sie genoss eine kleine Verschnaufpause inmitten des endlosen Rhythmus erledigter und gleich wieder unerledigter Aufgaben des Tages. Immer wenn das Mittagessen vorbei und das Geschirr abgeräumt war und die Kinder in den Hof gelassen wurden, um ihre im Laufe des Vormittags aufgestaute Rastlosigkeit auszutoben, folgte Amy ihnen nach draußen und ließ sich am Rande des Spielplatzes an einer Stelle nieder, die nah genug am Geschehen war, sodass sie die unbändige Energie des Trubels genießen konnte, und gleichzeitig weit genug weg, um von den Kindern nicht hineingezogen zu werden. Diese halbe Stunde
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