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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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und es stimmte: Die Frau konnte die Klappe nicht halten. Für eine bestimmte Art von Leuten auf dieser Welt musste man alles buchstabieren. Babcocks Mutter war so jemand gewesen.
    Und eines Tages war Babcock einfach weg gewesen, sein Signal war verstummt wie bei einem Fernsehsender, der abgeschaltet wurde. Die Ecke in Martínez’ Kopf, die Babcock bis dahin für sich beansprucht hatte, war leer. Sie alle wussten, was passiert war. Einer ihrer Brüder war gefallen.
    Gott segne und behüte dich, Giles Babcock. Mögest du im Tod den Frieden finden, der dir im Leben und in dem, was danach kam, unerreichbar blieb.
    Und so waren aus den Zwölfen Elf geworden. Ein Verlust, ein Spalt in der Rüstung, aber letzten Endes nur ein geringfügiger Anlass zur Sorge. Es war alles in allem ein gutes Jahrhundert für Julio Martínez gewesen. Mit schmerzhafter Zärtlichkeit erinnerte er sich an die frühen Tage. Tage voller Blut und Chaos, als er und seinesgleichen machtvoll auf die Erde losgelassen worden waren. Zu töten war eine Sache, eine prachtvolle Sache, aber eine Seele zu holen war noch etwas anderes. Bei jedem hatte Martínez einen wohlschmeckenden Bissen von der Seele genommen, hatte ihn in den Schoß der Herde geholt, hatte seine Herrschaft über Körper und Geist erweitert. Seine Vielen waren nicht nur ein Teil von ihm, eine Verlängerung seiner selbst, sondern sie waren er. So wie er, Julio Martínez, einer der Zwölf und auch wie Zero war. Sie waren eins miteinander und deckungsgleich, vereint mit der Dunkelheit, in der sie für alle Zeit hausten.
    Brüder, Brüder, es ist Zeit. Brüder, Brüder, die Stunde ist nah.
    Denn es war unausweichlich. Sie hatten ein Volk der reinen Raubgier begründet. Ihre Vielen, geschaffen zu ihrem Schutz, hatten die Erde kahlgefressen wie Heuschrecken und auf ihrem Weg nichts zurückgelassen. Auf den Festschmaus war der Hunger gefolgt, auf die Fülle des Sommers die Kargheit des Winters; sie würden jetzt eine Heimat brauchen, ein Schutzgebiet, eine Ruhezone. Um ihre Träume zu träumen. Um von Louise zu träumen.
    Meine Brüder, eure neue Heimat wartet. Sie werden sich vor euch verneigen, und ihr werdet dort leben als Könige.
    Martínez hörte es gern.
    Er warf sie weg, ganz ohne feierliche Umstände. Seine Vielen, die Millionen. Er rief sie zusammen aus ihren Verstecken überall und sagte zu ihnen: Sterbt. Die Morgenröte griff mit Rosenfingern über den Horizont. Blind richteten sie ihre Gesichter auf sie. Sie zögerten nicht; was er befahl, taten sie. Die Sonne kam auf sie zu wie eine Klinge aus Licht, die sich über die Erde schob. Legt euch nieder, meine Söhne und Töchter. Legt euch in die Sonne und sterbt.
    Es ging nicht ohne Schreie ab.
    Nacht für Nacht zog er ostwärts über das erschöpfte Land. Seine Instinkte waren geschärft. Die Welt war voller Sinnlichkeit, sie liebkoste ihn mit Geräuschen und Gerüchen. Das Gras. Der Wind. Die zartesten Bewegungen der Bäume. Er ließ sich Zeit und kostete von allem. Er war zu lange fort gewesen. Er rief seine Gefährten, und in ihren Stimmen lag etwas Düsteres, als sie aus allen Ecken der Erde zum Ort ihrer Erneuerung kamen.
    – Wir sind Morrison-Chávez-Baffes-Turrell-Winston-Sosa-Echols-Lambright-Martínez-Reinhardt-Carter. Elf der Zwölf, einen Bruder hatten sie verloren.
    Und Zero antwortete auf die gleiche Weise.
    O meine Brüder, mein Schmerz ist so groß wie der eure. Aber ihr werdet wieder Zwölf sein. Denn ich habe noch eine geschaffen, eine, die wacht und euch am Ort eurer Ruhe behütet.
    – Wer ist das?, fragten sie, jeder für sich und dann alle zusammen.– Wer ist es, die du geschaffen hast?
    Und Zero antwortete aus der Dunkelheit:
    Unsere Schwester.

VI
    Die Rebellin
    Fort Powell, Iowa 6 9 172 Einwohner
    97n. V.
    Hesperos, du bringst heim, was die leuchtende Eos zerstreut hat, du bringst das Schaf, bringst die Ziege, bringst der Mutter die Tochter.
    Sappho, ca. 612 v. Chr., Fragment 120

ACHTUNG
    Eine Mitteilung des Direktors
    Bürger des Homelands! Verräter sind unter uns!
    Die schändlichen Methoden der sogenannten » Rebellion« haben einen neuen Tiefpunkt erreicht. Dutzende unserer Mitbürger, unter ihnen unschuldige Frauen und Kinder, sind von diesen feigen Verschwörern kaltblütig ermordet worden.
    Wir müssen uns verteidigen! Steht zu eurem Führer! Beendet die Seuche der Gewalt!
    Wir rufen alle Bürger auf mitzuhelfen, diese verachtungswürdigen Verräter zur Rechenschaft zu ziehen. Die Sicherheit des

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