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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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nicht«, ermahnte sie ihn, » Carter ist einer von uns.«
    Lucius lud die Pistole durch, sicherte sie und schob sie in den Hosenbund. » Verstanden.«
    Draußen gingen sie in gemessenem Tempo auf den Fußgängertunnel zu und hielten sich nach Möglichkeit im Dunkeln. Am Eingang standen drei DS -Leute müßig um eine brennende Aschentonne herum und wärmten sich die Hände.
    » Guten Abend, Gentlemen«, sagte Amy.
    Milde Überraschung war auf ihre Gesichter geschrieben, als sie auf die Knie sanken. Lucius und Amy umfassten sie und ließen sie langsam zu Boden gleiten.
    Am anderen Ende des Tunnels warteten zwei gesattelte Pferde. Lucius half Amy beim Aufsteigen, setzte sich dann auf das zweite Pferd und nahm den Zügel locker in die Hand.
    » Eins muss ich dich fragen«, sagte er. » Warum ich?«
    Amy überlegte kurz. » Jeder von uns hat einen Menschen, dem er sich besonders verbunden fühlt, Lucius.«
    » Und Carter? Wen hat er?«
    Ihr Blick wurde unergründlich, als hätten ihre Gedanken sie weit weggetragen. » Er ist anders als der Rest. Er trägt seine Vertraute in sich.«
    » Die Frau im Wasser.«
    Amy nickte. » Er hat sie mehr geliebt als sein Leben, aber er konnte sie nicht retten. Sie ist sein Ein und Alles.«
    » Und die Dopeys?«
    » Das sind seine Vielen, seine Viral-Linie. Sie töten nur, weil sie es müssen. Es fällt ihnen schwer. Sie denken, was er denkt. Träumen, was er träumt. Sie träumen von ihr.«
    Die Pferde scharrten im Staub. Es war kurz nach Mitternacht, und nur der mondlose Himmel war Zeuge ihres Abschieds.
    » Wie ich von dir«, sagte Lucius Greer. » Wie ich von dir.«
    Und sie ritten in die Dunkelheit.

35
    Brüder, Brüder.
    Und auf, hinaus in die Nacht. Julio Martínez, der Zehnte der Zwölf, dessen Legionen überall zerstreut waren, überließ sich dem Wind. Julio Martínez folgte dem Ruf Zeros.
    Es ist so weit. Der Augenblick des Wiederaufbaus ist gekommen. Ihr werdet die Welt neu erschaffen. Ihr werdet die wahren Herren der Erde werden, Herren nicht nur über den Tod, sondern über das Leben. Ihr seid die Jahreszeiten. Ihr seid die Erde, die sich dreht. Ihr seid der Kreis im Kreis im Kreis. Ihr seid die Zeit selbst, meine Brüder im Blute.
    Im Leben war er Rechtsanwalt gewesen, ein Mann des Gesetzes. Vor Richtern hatte er gestanden und die Angeklagten vor den Jurys ihrer Standesgenossen verteidigt. Fälle für die Todeszelle waren sein Spezialgebiet. Er hatte sich eine besondere Sorte von Ruhm erworben. Die Anrufe kamen von überall her: Könnten Seine Gnaden, der große Julio Martínez, wohl dem und dem zu Hilfe kommen? Könnte er sich wohl überreden lassen, schleunigst einzuschreiten? Der Rockstar, der seiner Freundin mit einer Tischlampe den Schädel eingeschlagen hatte. Der Senator mit dem Blut einer toten Hure an den Händen. Die Mutter aus der Vorortsiedlung, die ihre neugeborenen Drillinge in der Badewanne ertränkt hatte. Martínez übernahm sie alle. Sie waren verrückt, oder sie waren es nicht. Sie bekannten sich schuldig, oder sie taten es nicht. Sie bekamen die Spritze oder die winzige Zelle oder den Freispruch. Für Julio Martínez war das Ergebnis ohne Bedeutung; was er liebte, war die Dramatik. Zu wissen, dass jemand sterben würde, und trotzdem gegen das Unausweichliche zu kämpfen, das war das Faszinierende. Einmal, als Junge, hatte er auf dem Feld hinter seinem Haus ein Kaninchen in einer Falle gefunden, in einer Falle von der Sorte mit Stahlfeder und Zähnen. Die eisernen Kiefer hatten die Hinterbeine des Tieres gepackt und die Haut bis auf den Knochen abgerissen. Die kleinen dunklen Augen, blank wie zwei Öltropfen, waren erfüllt von der Weisheit des Todes. Das Leben verebbte in einer Folge von zappelnden Krämpfen. Der junge Martínez hätte stundenlang zuschauen können, und er tat es auch. Als das Kaninchen am Abend immer noch nicht verendet war, trug er es in die Scheune, ging ins Haus, aß zu Abend und ging in seinem Zimmer voller Spielsachen und Trophäen ins Bett, und er wartete auf den nächsten Morgen, wenn er dem Kaninchen noch ein bisschen beim Sterben zusehen könnte.
    Es hatte drei Tage gedauert. Drei herrliche Tage.
    Und so kam es, dass er fortan weitere dunkle Erkundungen machte. Martínez hatte seine Gründe. Und seine Rechtfertigungen. Und er hatte eine ganz spezielle Methode– den Lappen mit Äther, die Schnur, das unendlich schmiegsame Isolierband und die feuchtkalten, unsichtbaren Kammern zur späteren Beseitigung. Er nahm Frauen aus der

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