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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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über die Frau sagte– und Sara glaubte ihr–, dann war Lila Zoll für Zoll das gleiche Monstrum, wie es die Rotaugen waren. Wie viele Evas waren in den Keller geschickt worden, weil Lila… wie hatte Nina sich ausgedrückt? Sie hatte das Interesse verloren. Trotzdem konnte Sara nicht leugnen, dass die Frau etwas Bemitleidenswertes an sich hatte. Sie wirkte so verloren, so zerbrechlich, so reumütig. Manchmal, hatte Lila einmal aus heiterem Himmel und mit einem tiefen Seufzer gesagt, manchmal weiß ich einfach nicht, wie es weitergehen soll. Und eines Abends, als Sara ihr die Füße eingecremt hatte: Dani, haben Sie je daran gedacht, einfach wegzulaufen? Ihr ganzes Leben hinter sich zu lassen und von vorn anzufangen? Immer öfter überließ sie Sara und Kate sich selbst, als gebe sie ihre Rolle im Leben des kleinen Mädchens auf– als sei ihr auf irgendeiner Ebene die Wahrheit bekannt. Ich sehe euch beide an und denke, wie perfekt ihr zusammenpasst. Dieses Kind betet Sie an. Dani, Sie sind das Puzzleteil, das noch gefehlt hat.
    » Und, was meinen Sie?«
    Saras Aufmerksamkeit war wieder zu dem Spiel zurückgewandert. Sie hob den Kopf und sah, dass Lila sie ernsthaft anschaute.
    » Dani, du bist an der Reihe«, sagte Kate.
    » Moment, Schatz«, sagte sie und sah wieder Lila an. » Verzeihung– was meine ich wozu?«
    Ein entspanntes Lächeln lag auf dem Gesicht. » Dass Sie mitkommen. Ich glaube, Sie wären mir eine große Hilfe. Jenny kann auf Eva aufpassen.«
    » Wohin soll ich mitkommen?«
    Sara sah es Lila am Gesicht an: Die Frau wollte um keinen Preis allein gehen. » Was macht es schon im Grunde?« Lila machte eine fahrige Handbewegung. » Eine von Davids… Veranstaltungen. Meistens sind sie einfach tödlich langweilig, um ehrlich zu sein. Ich könnte wirklich ein bisschen Gesellschaft gebrauchen.« Sie beugte sich auf ihrem Hocker nach unten und wandte sich an Kate. » Was meinst du, Eva? Möchtest du einen Abend mit Jenny verbringen, während Mummy ausgeht?«
    Das Mädchen sah ihr nicht in die Augen. » Ich möchte bei Dani bleiben.«
    » Natürlich, meine kleine Rübe. Wir alle haben Dani lieb. Es gibt keinen lieberen Menschen auf der Welt. Aber ab und zu müssen Erwachsene allein weggehen und erwachsene Dinge tun. So ist es einfach manchmal.«
    » Dann geh du.«
    » Eva, ich glaube, du hast mir nicht zugehört.«
    Das Mädchen zupfte an Saras Ärmel. » Sag es ihr.«
    Lila runzelte die Stirn. » Dani? Was soll das?«
    » Ich… ich weiß es nicht.« Sara sah Kate an, die auf dem Boden an sie herangerutscht war und sich schutzsuchend an sie drückte. In ihrem Gesicht spiegelte sich der Widerstreit ihrer Gefühle. Sara legte den Arm um sie. » Was ist denn, Schatz?«
    » Eva!«, rief Lila. » Was soll Dani mir erzählen? Rede!«
    » Ich mag dich nicht«, murmelte Kate in die Falten von Saras Gewand.
    Lila fuhr zurück, und die Farbe wich aus ihrem Gesicht. » Was sagst du da?«
    » Ich mag dich nicht! Ich mag sie!«
    Lila war mehr als entsetzt. Ihr Gesicht war das Inbild der schmerzlich Zurückgewiesenen. Plötzlich wusste Sara, was mit den anderen Evas passiert war. Dies hier war passiert.
    » Tja.« Lila räusperte sich. Ihr verwundeter Blick wanderte rastlos durch das Zimmer und suchte etwas, woran er sich festhalten konnte. » Ich verstehe.«
    » Lila, das hat sie nicht so gemeint.« Kate hatte sich wieder in die Falten von Saras Gewand geflüchtet, doch sie beobachtete Lila wachsam aus den Augenwinkeln. » Sag’s ihr doch, Schatz.«
    » Das ist nicht nötig«, sagte Lila. » Sie hätte sich nicht klarer ausdrücken können.« Sie erhob sich unsicher von ihrem Hocker. Alles war jetzt anders; die Worte waren ausgesprochen. » Wenn Sie mich entschuldigen– ich glaube, ich werde mich ein bisschen hinlegen. David wird bald kommen.«
    Eher stolpernd als gehend wandte sie sich zum Schlafzimmer. Ihr Rücken war gekrümmt, als habe sie ein körperlicher Schlag getroffen.
    » Möchten Sie immer noch, dass ich mit Ihnen komme?«, fragte Sara behutsam.
    Lila blieb stehen und klammerte sich am Türrahmen fest.
    » Selbstverständlich, Dani. Warum denn nicht?«
    Sie fuhren durch die Dunkelheit zum Stadion. Ein Konvoi von zehn Fahrzeugen: an der Spitze und hinten ein Pick-up mit bewaffneten Kols auf den Ladeflächen und dazwischen acht elegante SUV s für das Führungspersonal. Lila und Sara saßen auf dem Rücksitz des zweiten Wagens. Lila trug einen dunklen Mantel, dessen Kapuze um den Hals zusammengerafft war,

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