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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Hand auf die Schulter, » ist, wie jeder hier weiß, vom ersten Tag an bei uns gewesen. Als Minister für Propaganda hat er in entscheidender Weise zur Bewältigung unserer Arbeit beigetragen.« Plötzlich verhärtete sich sein Gesichtsausdruck. » Deshalb geschieht es mit dem größten Bedauern, dass ich mich genötigt sehe, Ihnen mitzuteilen, dass mir unumstößliches Beweismaterial zur Kenntnis gebracht worden ist, demzufolge Minister Hoppel mit der Rebellion im Bunde steht.« Seine Hand schoss zum Gesicht des Mannes, riss ihm die dunkle Brille herunter und warf sie weg. Hoppel stieß einen schrillen Schmerzensschrei aus und riss einen Arm vor das Gesicht. » Wache«, sagte Guilder, » führen Sie ihn ab.«
    Zwei Kols packten Hoppel bei den Armen, und ein paar andere umzingelten ihn rasch mit gezogenen Waffen. Einen Moment lang herrschte Verwirrung, und Stimmengewirr erfüllte die Tribüne. Was? Was hat er da gesagt? Hoppel? Kann das denn sein?
    » Ja, meine Freunde, Minister Hoppel ist ein Verräter. Er hat der Rebellion die entscheidenden Informationen gegeben, die zu dem Bombenanschlag letzte Woche geführt haben, bei dem zwei unserer Kollegen getötet wurden.«
    » Mein Gott, Horace.« Hoppel wurden die Knie weich, und er presste die Augen fest zusammen. Er versuchte, die Hände der Kols abzuschütteln, aber anscheinend verließen ihn seine Kräfte. » Sie kennen mich doch! Ihr alle kennt mich doch! Suresh, Wilkes– jemand muss es ihm sagen!«
    » Tut mir leid, mein Freund, das haben Sie sich selbst zuzuschreiben. Bringt ihn auf das Feld!«
    Hoppel wurde weggeschleift. Ein lähmendes Schweigen hatte die Zuschauer erfasst. In der Mitte des Spielfelds, wo der silberne Lastwagen parkte, wurde Hoppel mit einem dicken Seil an den Pfahl gebunden. Einer der Kols brachte einen Eimer und übergoss ihn mit dem dunkelrot funkelnden Inhalt. Kleider, Haare und Gesicht waren tropfnass davon. Er wand sich hilflos und schrie erbärmlich. Tut das nicht. Bitte, ich schwöre, ich bin kein Verräter. Ihr Schweine, sagt doch etwas!
    Guilder wölbte die Hände um den Mund und rief über das Spielfeld: » Ist der Gefangene gesichert?«
    » Jawohl!«
    Er hob das Funkgerät. » Licht aus!«
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloss, die Tür öffnete sich quietschend.
    Alicia hing an der Decke; ihre gefesselten Handgelenke waren über den Kopf gestreckt und trugen ächzend das Gewicht ihres langsam sich drehenden Körpers. Sie war müde, so müde. Rinnsale von getrocknetem Blut zogen sich klebrig an ihren nackten Beinen hinunter. In den Tagen, in denen der Mann namens Sod seinem dunklen Zeitvertreib nachgegangen war, hatte er keinen Teil ihres Körpers unberührt gelassen. Er hatte ihre Ohren und ihre Nase mit dem heißen Gestank seines grunzenden Ausatmens gefüllt. Er hatte sie gekratzt, geschlagen und gebissen. Gebissen wie ein Tier. Ihre Brüste, die zarte Haut an ihrem Hals, die Innenseiten ihrer Schenkel, alles trug die Spuren seiner Zähne. Die ganze Zeit über hatte sie nicht geweint. Geschrien, ja. Geheult. Aber die Genugtuung ihrer Tränen hatte sie ihm nicht gegeben. Und jetzt war er wieder da, ließ den Schlüsselbund träge klingelnd an seinem Finger baumeln, und der Blick seines gesunden Auges wanderte an ihrem Körper auf und ab, während sein halb verschmortes Gesicht in bestialischer Gier grinste.
    » Ich dachte mir, wo alle zur großen Show ins Stadion gefahren sind, haben wir noch ein bisschen Zeit für uns allein.«
    Was sollte sie sagen? Es gab nichts.
    » Ich dachte mir, wir beide könnten mal was Neues probieren. Die Bank ist so… unpersönlich.«
    Er fing an, sich auszuziehen, eine komplizierte Angelegenheit angesichts der vielen Schnallen. Er schleuderte seine Stiefel zur Seite, dann seine Hose und machte sich an die große Enthüllung. Alicia konnte nur mit stummem Ekel zuschauen. Es war, als habe sie zehn verschiedene Alicias in ihrem Kopf, und jede besaß eine winzige Information, die keinen Bezug zu den anderen hatte. Doch dann: Zeit allein. Das war neu, dachte sie. Das war eindeutig schlecht. Normalerweise waren es vier: einer, der die Winde bediente, zwei, die sie herunternahmen, plus Sod. Wo waren die andern?
    Zeit allein.
    » Ich flehe dich an«, krächzte sie, » tu mir nicht weh. Ich mache alles, was du willst.«
    » Das ist sehr anständig.«
    » Lass mich runter, und ich zeige es dir.«
    Er dachte darüber nach.
    » Sag mir einfach, was du willst, und ich gebe es dir.«
    » Du redest Scheiße.«
    »

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