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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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und eine übergroße dunkle Sonnenbrille bedeckte die obere Hälfte ihres Gesichts wie ein Schild. Der Fahrer kam Sara bekannt vor, aber sie wusste nicht, woher, ein skelettdürrer Mann mit glatten braunen Haaren und hellen, unsteten Augen, die Sara im Rückspiegel anschauten, als sie von der Kuppel wegfuhren.
    » Du. Wie heißt du?«
    Er grinste sie im Spiegel an, und ein banger Schrecken durchzuckte Sara. Kannte er sie? War sein Blick durch den verhüllenden Vorhang ihres Schleiers gedrungen?
    » Na, heute Abend wirst du was erleben, Dani.«
    Anfangs hatte Guilder nicht gewollt, dass Sara mitkam, aber Lila war entschlossen geblieben. David, was glaubst du, wie es mir gefällt, dauernd zu deinen albernen Partys mit all deinen albernen Freunden geschleppt zu werden? Ohne sie komme ich einfach nicht mit, ob es dir passt oder nicht. So war es immer weitergegangen, bis Guilder mit einem entnervten Pusten aufgegeben hatte. Na schön, hatte er gesagt. Wie du willst, Lila. Vielleicht sollte eins deiner Dienstmädchen mal sehen, was du wirklich bist. Je mehr, desto besser, verdammt.
    Sie fuhren jetzt am Flachland vorbei und folgten dem lautlosen Fluss, der still unter einer dünnen Decke aus winterlichem Eis lag. Etwas geschah mit Lila. Mit jeder Minute, die verging, während die Lichter der Kuppel hinter ihnen verblassten, verschwand ihre Persönlichkeit. Sie dehnte ihren Rücken wie eine Katze, aus ihrer Kehle kamen leise, summende Geräusche, und sie berührte immer wieder ihr Gesicht und ihr Haar.
    » Mmmmm.« Sie schnurrte mit einem beinahe sexuellen Behagen. » Kannst du sie fühlen?«
    Sara wusste nicht, was sie antworten sollte.
    » Es ist… wundervoll.«
    Sie fuhren durch das Tor, und vor ihnen sah Sara das Stadion. Von innen beleuchtet, funkelte es in der Winternacht. Was sie empfand, war nicht so sehr Angst als vielmehr eine wachsende Dunkelheit in ihrem Innern. Die Karawane wurde langsamer, als sie die Rampe hinauf und auf das strahlend beleuchtete, von Tribünen umringte Spielfeld hinausfuhr. Die Fahrzeuge hielten hinter einem silbernen Sattelschlepper, neben dem ein Dutzend Kols wartete. Sie spielten mit ihren Schlagstöcken und stampften in der Kälte mit den Füßen. Ein hoher Pfahl war mitten auf dem Platz in den Boden gerammt.
    » Mmmm«, sagte Lila.
    Türen flogen auf, und alle stiegen aus. Lila blieb neben dem Wagen stehen, hob Saras Schleier hoch und berührte zärtlich ihre Wange. » Meine Dani. Mein süßes Mädel. Ist es nicht wunderbar? Meine Babys, meine wunderbaren Babys.«
    » Lila, was passiert denn hier?«
    Lila wiegte den Kopf in sinnlichem Entzücken hin und her. Ihr Blick war sanft und abwesend. Die Lila, die Sara kannte, war nicht in diesen Augen. Die Frau wandte Sara das Gesicht zu und küsste sie überraschend auf den Mund.
    » Ich bin so froh, dass du bei mir bist«, sagte sie.
    Ein Kol nahm Sara beim Ellenbogen und führte sie zur Tribüne. Zwanzig Männer in dunklen Anzügen saßen dort in zwei Reihen; sie plauderten lebhaft miteinander und bliesen sich in die kalten Hände. » Das ist so cool«, hörte Sara einen sagen, als man sie auf ihren Platz in der vierten Reihe in einer Gruppe von Kols wies. » Ich kriege das sonst nie zu sehen.«
    Unten stand Guilder vor der Gruppe und schaute herauf. Er trug einen schwarzen Mantel, und an seinem Hals sah man eine dunkle Krawatte. Er hielt etwas in der behandschuhten Hand: ein Funkgerät.
    » Gentlemen des Führungsstabes, willkommen«, verkündete er mit überschwänglichem Grinsen. Die Wölkchen seines Atems vor seinem Gesicht unterstrichen seine Worte. » Ein kleines Geschenk für Sie alle heute Abend. Ein Beweis der Dankbarkeit für Ihre harte Arbeit, so kurz vor dem Höhepunkt unserer Mühen.«
    » Bringt sie raus!«, johlte einer der Rotaugen, und die anderen jubelten und lachten.
    » Aber, aber.« Guilder brachte sie mit einer wedelnden Handbewegung zur Ruhe. » Sie alle sind wohlvertraut mit dem Spektakel, das sich hier entfalten wird. Aber heute Abend haben wir etwas ganz Besonderes geplant. Minister Hoppel, würden Sie bitte vortreten?«
    Ein Rotauge in der zweiten Reihe stand auf und kam zu Guilder nach vorn. Groß, mit kantigem Gesicht und einem Bürstenhaarschnitt. Er grinste verlegen. » Mann, Horace, ich habe doch nicht mal Geburtstag.«
    » Vielleicht will er Sie ja absetzen!«, schrie jemand.
    Neues Gelächter. Guilder wartete, bis es sich wieder gelegt hatte. » Mr. Hoppel hier«, sagte er und legte dem Mann väterlich eine

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