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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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an, dass das, was da passiert ist, passieren soll. Dass es zum Lebenszyklus der Virals gehört. Vögel tun so etwas, Insekten, Reptilien. Wenn ein Teil des Körpers abgenutzt ist, streifen sie ihn ab und lassen sich etwas Neues wachsen.«
    » Aber wir reden doch hier von kompletten Virals«, wandte Lore ein.
    » Das sieht wohl nur so aus. Was wir bislang über sie wissen, ist, dass sie als Gruppe funktionieren. Jeder Einzelne ist mit seinem Schwarm verbunden, jeder Schwarm mit einem der Zwölf. Vergesst den Hokuspokus mit Seelen und all dem Zeug. Ich sage nicht, das gibt es nicht, aber das ist Amys Gebiet. Für mich sind die Virals eine Spezies wie jede andere. Lacey hat Babcock getötet, und alle seine Virals sind gestorben. Wie ein Bienenvolk– wisst ihr noch?«
    » Ich erinnere mich«, sagte Hollis. » ›Wenn die Königin stirbt, stirbt das Volk.‹ Das waren deine Worte.«
    » Und was wir dort auf dem Berg gesehen haben, hat es bestätigt. Aber angenommen, jede dieser Viral-Familien ist in Wirklichkeit ein einziger Organismus. Jeder der Zwölf ist ein wichtiges Organ– das Herz, das Hirn. Die Kleineren sind wie das Gefieder an einem Vogel oder der Panzer eines Insekts. Wenn so etwas verschlissen ist, wirft der Organismus es ab und erneuert es.«
    » Von einem weichen Gefieder kann bei denen aber nicht die Rede sein«, sagte Lore ätzend.
    » Okay, nicht wie ein Gefieder, aber du verstehst, was gemeint ist. Etwas Äußerliches, Entbehrliches. Ich habe mich immer gefragt, was es ist, das so viele am Leben erhält. Was gibt es denn noch zu fressen? Wir wissen, dass sie lange Zeit ohne Nahrung existieren können, aber eben auch nicht ewig.«
    » Ich weiß nicht, ob ich da mitkomme«, sagte Tifty. » Soll das heißen, sie sterben aus?«
    » Offensichtlich ist etwas im Gange. Die Tatsache, dass es mit allen gleichzeitig passiert, deutet auf einen natürlichen Prozess hin, der im System verankert ist. Es ist ähnlich wie beim Menschen: Im Schockzustand zieht der Körper das Blut aus den Extremitäten ab und sammelt es in den wichtigen Organen. Das ist ein Schutzmechanismus: Beschütze, was wichtig ist, und vergiss den Rest. Jetzt stellt euch vor, jeder der Viral-Stämme ist ein Lebewesen, das durch Nahrungsmangel in einen Schockzustand versetzt wird. Die logische Reaktion wäre, die Zahl zu verringern, damit die Nahrungsversorgung wieder funktionieren kann.«
    » Und dann?«, fragte Peter.
    » Dann fängt der Zyklus wieder von vorn an.«
    Einen Moment lang sagte niemand etwas.
    » Wie auch immer«, fuhr Michael dann fort. » Das war nur so eine Idee. Könnte auch ein Haufen Scheiße sein.«
    Peter wusste, dass es keiner war. » Warum passiert es ausgerechnet hier?«
    » Das«, sagte Michael, » ist die Frage, die mich beunruhigt.«
    Es wurde Zeit zum Aufbruch. Sie waren schon zu lange geblieben. Rasch packten sie ihre Sachen zusammen, hüllten sich in ihre Parkas und machten sich auf die eisige Luft gefasst, die ihnen entgegenschlagen würde, wenn sie durch die Tür träten.
    » Noch sechs Tage, wenn das Wetter so bleibt«, sagte Tifty und hob seinen Rucksack auf den Rücken. » Sieben höchstens.«
    » Warum wünschte ich, es wären mehr?«, fragte Lore.
    Grey. Grey.
    Seine Augen klappten auf.
    Kannst du sie fühlen, Grey?
    » Wer ist da? Guilder, sind Sie das?«
    Es tut mir leid, dass ich weg war. Du bist mir immer noch der Liebste, Grey. Seit dem Tag, als wir uns kennenlernten. Weißt du das noch?
    Sein Magen krampfte sich zusammen: Die Stimme gehörte Zero.
    » Hör auf damit.« Reflexhaft rissen seine Handgelenke an den Ketten. Er lag in seinem eigenen Dreck, sein Körper stank, und in seinem Mund war ein hartnäckiger Blutgeschmack. » Geh weg. Lass mich in Ruhe.«
    Du hast mir alles über dich erzählt. Du wusstest es nicht mal. Hast du mich schon damals in deinem Kopf gefühlt?
    – Geh raus, dachte er. Geh raus raus raus. Wach auf, Grey.
    Oh, aber du schläfst nicht. Ich war immer hier. Selbst als du hundert Jahre lang in Ketten gelegen hast, habe ich bei dir gelegen. Wie in der Geschichte von Hiob, der in der Asche lag und sein Schicksal verfluchte. Gott hat ihn auf die Probe gestellt, wie ich dich auf die Probe gestellt habe.
    – Ich kenne dich nicht. Ich weiß nicht, was du bist.
    Das weißt du nicht, Grey? Wie kannst du es nicht wissen? Ich bin der Gott, der bei dir bleibt. Der eine wahre Gott für Grey. Fühlst du meine Liebe nicht? Fühlst du nicht die Schwingen meiner Liebe, die ich über dir

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