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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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willen.«
    Verlyns Blick verhärtete sich, und seine Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln. » Oh, ich erinnere mich an dich. Die Hübsche. Ich vergesse nie ein Gesicht, nicht ein Gesicht wie deins.«
    Sara rannte zur Tür. Drei Schritte, und sie stürzte hinaus und die Treppe hinunter, hinaus in die Sonne und den Wind. Hinter ihr erhob sich Geschrei. » Haltet sie! Haltet die Frau auf!« Wohin konnte sie fliehen? Aber es gab nichts– Kols stürmten aus allen Richtungen auf sie zu und kesselten sie ein wie eine Schlinge, die sich zuzog. Saras Hand glitt in die Tasche und fand das kleine Folienpäckchen. Hier war es, das Ende. Sie war auf dem Weg stehen geblieben; es hatte keinen Zweck weiterzulaufen. Sie hatte nur noch eine oder zwei Sekunden. Sie öffnete den Umschlag und sah den tödlichen Inhalt. Sie fasste das Stückchen Löschpapier mit Daumen und Zeigefinger und hob es zum Mund. Leb wohl, mein Kind, ich liebe dich, leb wohl.
    Aber es sollte nicht sein. Bevor das Löschpapier ihre Lippen erreichte, rammte sie jemand von hinten. Sie flog vorwärts, der Boden verschwand unter ihren Füßen, und ihr Schädel schlug auf das Pflaster. Und ihr wurde mit einem Mal schwarz vor Augen.

59
    Sie lagen alle drei bäuchlings auf die Böschung des Grabens gedrückt, und Greer betrachtete die Szenerie mit dem Fernglas. Die Spätnachmittagssonne setzte die Wolken in Brand.
    » Du bist sicher, dass es dort ist«, sagte Amy.
    Alicia nickte. Sie lagen jetzt seit drei Stunden hier, und ihre Aufmerksamkeit galt einem großen Abflussrohr, das aus dem Fuß eines niedrigen Hügels ragte. Reifenspuren zogen sich vor der Mündung kreuz und quer durch den Schnee.
    Minuten vergingen, und Alicia begann, an sich selbst zu zweifeln, als Greer eine Hand hob. » Moment. Es geht los.«
    Alicia rollte sich zurück in Position. Eine Gestalt in einer dunklen Jacke war aus dem Rohr gekommen– ob Mann oder Frau, konnte Alicia nicht erkennen. Ein Schal bedeckte die untere Gesichtshälfte, und eine Wollmütze war bis zu den Augen herabgezogen. Die Gestalt blieb stehen, legte eine Hand über die Stirn und spähte nach Süden.
    » Anscheinend wartet er auf jemanden«, meinte Greer.
    » Woher wissen Sie, dass es ein Mann ist?«, fragte Alicia.
    » Ich weiß es nicht.« Greer reichte Amy das Fernglas, und sie strich eine Haarsträhne zur Seite und drückte das Glas an die Augen. Es war erstaunlich, dachte Alicia. In jeder Hinsicht, selbst in der kleinsten Geste, war Amy das Mädchen, das sie immer gewesen war, und zugleich jemand Neues. Greer hatte erzählt, Amy sei als das eine in den Bauch des Schiffes, der Chevron Mariner, hinuntergestiegen und als etwas anderes wieder herausgekommen. Nicht einmal Amy wusste eine Erklärung dafür. Das Merkwürdigste in Alicias Augen war die Tatsache, dass es überhaupt nicht merkwürdig erschien.
    » Ich kann es auch nicht erkennen. Aber wer immer sich da mit ihm treffen soll, hat Verspätung.« Amy ließ das Fernglas sinken. » Wenn wir Bello finden wollen, werden wir wohl keine bessere Gelegenheit bekommen.«
    Alicia nickte. » Sehe ich auch so. Major?«
    » Keine Einwände.«
    Die einzige Deckung, in der sie sich voranbewegen konnten, bestand in einer Reihe von Büschen an der Ostseite der Röhre und ein paar kahlen Bäumen auf dem Hang darüber. Amy und Alicia ließen Greer als Wachtposten zurück und liefen in verschiedenen Richtungen geduckt durch den Graben. Amy würde ebenerdig die rechte Seite übernehmen, und Alicia würde sich von oben herunterfallen lassen. Wenn sie ihre Positionen eingenommen hätten, würde Greer pfeifen und den Mann damit ablenken, und dann würden sie zuschlagen.
    Alles verlief nach Plan. Alicia rutschte auf dem Bauch bis zum oberen Rand des Rohrs. Die Mütze des Mannes war direkt unter ihr. Aus dieser Perspektive würde sie Amy nicht sehen können, aber Greer sah sie. Sie wartete auf sein Signal, und–
    Wo war er denn?
    Alicia erhob sich auf die Knie, gerade noch rechtzeitig, um sein volles Gewicht aufzufangen, als er sich auf sie warf. Nicht er. Sie. Fest umarmt flogen sie über die Kante, und die Frau krachte auf sie herab, als Alicia auf dem Rücken im Schnee landete.
    » Wer zum Teufel bist du?« Die Frau presste Alicias Arme mit den Knien auf den Boden und hielt ihr ein Messer an die Gurgel. Die Klinge ritzte leicht die Haut. Alicia hatte keinen Zweifel daran, dass sie es benutzen würde.
    » Ganz ruhig. Ich will nichts Böses von dir.«
    » Beantworte meine Frage.«
    » Amy?

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