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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Guilder?«
    Eustace zuckte die Achseln. » Er ist ein Monster. Grausam, obsessiv, hochgradig wahnsinnig. Er ist absolut fixiert auf Bello.«
    » Was würde er tun, wenn er ihn in die Hände bekäme?«
    » Wahrscheinlich wäre es der Festtag seines Lebens. Aber Bello existiert nicht. Es ist nur ein Name.«
    » Aber wenn er existierte?«
    Eustace rieb sich das Kinn. » Na ja, der Mann liebt die Show. Wahrscheinlich würde er eine öffentliche Hinrichtung inszenieren, ein Riesenspektakel.«
    » Öffentlich. Also vor allen.«
    » Das nehme ich an.« Eustace ging ein Licht auf. » Oh. Ich verstehe.«
    » Wo würde er das tun?«
    » Das Stadion ist der einzige Ort, der groß genug wäre. Da passen locker siebzigtausend Leute hinein. Und damit wäre…«
    » Damit wäre der Rest des Homelands ungeschützt. Die Mittel würden knapp, wichtige Ziele wären ungesichert.«
    Eustace nickte jetzt. » Und wenn ihm wirklich daran gelegen wäre, eine Demonstration seiner Macht zu geben…«
    » Genau.«
    Ratlose Blicke gingen am Tisch herum. » Könnte mich bitte jemand aufklären?«, sagte Nina.
    Amy beugte sich vor. » Wir machen Folgendes.«
    Die Vorbereitungen erforderten noch einmal vierundzwanzig Stunden. Nina kehrte in die Stadt zurück, um die einzelnen Zellen mit neuen Anweisungen zu versehen. Das Versteck der Rebellion wäre natürlich verloren. Sie verminten es mit Stolperdrähten und Sprengsätzen, Fässern mit Ammoniumnitratdünger und Diesel, die sie mit Schwefelzündern versahen. Nur ein Loch voll Asche würde übrig bleiben. Wenn sie Glück hätten, würde Guilder annehmen, alle, die darin gewesen waren, seien getötet worden. Ein Massenselbstmord, die letzte Ruhmesfackel der Rebellion.
    Sie bereiteten die Fahrzeuge für die Abfahrt vor. Alicia würde Amy zum Wasserrohr fahren und sich dann mit Eustaces restlichen Leuten treffen, um zu ihrem Ausweichstandort zu fahren. Jetzt musste nur noch das Wetter mitspielen; sie brauchten Schnee, um ihre Reifenspuren zu verwischen. Er konnte morgen kommen, vielleicht in einer Woche, vielleicht nie. Am dritten Tag, eine Stunde vor Sonnenuntergang, setzte ein aufreizend zartes Schneegestöber ein. Es hörte auf, fing dann wieder an und wurde langsam kräftiger, als habe das Wetter sich geräuspert, bevor es sagte: Geht jetzt.
    Sie fuhren los, eine Kolonne von neun klapprigen Lastwagen mit siebenundvierzig Männern und Frauen. Alicia löste sich aus dem Konvoi und lenkte ihren Wagen nach Norden. Der Schnee wirbelte jetzt in dichten Wolken im Scheinwerferlicht des Trucks. Neben ihr saß Amy im Gewand eines Dienstmädchens und schwieg. Alicia hatte ihr warnend beschrieben, was sie zu erwarten hatte; es gab keinen Grund, weiter darüber zu reden, schon gar nicht jetzt.
    Dreißig Minuten später kamen sie an dem Abflussrohr an. Wider besseres Wissen sagte Alicia: » Du weißt, was sie mit dir machen werden.«
    Amy nickte. Sie schwieg einen Moment, bevor sie sagte: » Alles hat seinen Sinn. Alles soll so sein. Glaubst du das auch?«
    » Ich weiß es nicht.«
    Amy nahm Alicias Hand vom Lenkrad und flocht ihre Finger ineinander. » Wir sind Schwestern, weißt du. Blutsschwestern. Ich weiß, was in dir vorgeht, Lish.«
    Bei diesen Worten war es, als falle etwas in ihr zusammen.
    » Kannst du es beherrschen?«
    Alicia schluckte schwer. In den letzten zwei Tagen war das Verlangen intensiv geworden. Es packte ihr Inneres mit seiner dunklen Hand und drohte sie langsam zu überwältigen. Bald würde es ihren Willen zum Widerstand besiegen.
    » Es wird… schwerer.«
    » Wenn es so weit ist…«
    » Das werde ich nicht zulassen.«
    Um sie herum fiel der Schnee. Alicia wusste, wenn sie nicht bald losfuhr, würde sie vielleicht stecken bleiben. Aber etwas musste noch gesagt werden. Es erforderte ihren ganzen Mut, die Worte hervorzubringen.
    » Pass auf Peter auf, ja? Er darf nicht wissen, was mit mir passiert ist. Versprich mir das.«
    » Lish…«
    » Du kannst ihm erzählen, was du willst. Denk dir eine Geschichte aus. Mir ist alles recht. Aber du musst mir dein Wort geben.«
    Tiefe Stille umfing sie beide. Alicia hatte zu lange allein mit diesem Wissen gelebt, jetzt hatte sie es jemandem anvertraut. Sie durchforschte ihre Gefühle. Trauer, Erleichterung– sie überschritt die Grenze in ein dunkles Land. Sie gab ihn auf.
    » In gewisser Weise habe ich immer gewusst, dass es passieren würde. Ich wusste es, bevor ich dir begegnet bin.«
    Amy antwortete nicht. Ihr Schweigen sagte Alicia alles, was

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