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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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er eins sah. Jutesäcke stapelten sich an einer Wand des ansonsten leeren Raums. Er sank auf die Knie und schlitzte den nächstbesten mit dem Messer auf. Getrocknete Bohnen. In einem anderen Sack fand er Kartoffeln, in einem dritten Äpfel. Er zündete das nächste Streichholz an und hielt es über den Boden. Überall im Staub waren Fußspuren. Wem gehörte das alles? Was hatte es zu bedeuten?
    Ihre Lage war finster, aber verhungern würden sie nicht mehr. Mit einem vollen Magen konnte man besser darüber nachdenken, was man als Nächstes tun sollte. Er schlug die Zähne in einen Apfel. Er schmeckte nach nichts und war hart wie ein Eisklumpen, aber das war egal. Er schlang ihn gierig herunter, stopfte sich ein paar in die Taschen und sah sich nach etwas um, das er benutzen könnte, um den andern darin etwas zu essen zu bringen. In der Ecke fand er einen Eimer aus Kupferdraht. Er kippte ihn aus, füllte ihn mit Äpfeln und Kartoffeln und ging auf die Straße hinaus.
    Sofort fiel ihm auf, dass hier etwas merkwürdig war. Die Nacht schien heller zu sein. Der Mond vielleicht? Aber der Mond war nicht zu sehen. Ein alarmierendes Prickeln rieselte über seine Haut, als er das Geräusch hörte. Er drehte das Gesicht aus dem Wind und spitzte die Ohren. Ein fernes Brummen. Es kam näher und wurde mit jeder Sekunde klarer.
    Motoren.
    Er ließ den Eimer fallen und rannte die Straße hinauf zum Café. Eine Fahrzeugkolonne kam dröhnend auf ihn zu. Er hörte laute Stimmen, und dann knallte es ein paar Mal. Schnee spritzte um ihn herum auf.
    Jemand schoss auf ihn.
    Er stürmte durch die Tür ins Café, als eine Salve von Gewehrschüssen die Fenster explodieren ließ. Runter!, schrie er. Runter! – aber alle lagen schon auf dem Boden. Er hechtete über die Theke und landete auf Lore, die beide Hände schützend über den Kopf hielt. Grelles Scheinwerferlicht erfüllte den Raum. Ringsherum splitterte und krachte es, während immer weiter hereingeschossen wurde.
    » Michael! Wo bist du?«
    Seine Stimme kam unter einer der Sitzbänke hervor. » Wer sind die? Was wollen sie?«
    Das war eine rhetorische Frage: Wer immer es war, sie wollten sie umbringen.
    » Tifty? Hollis?«
    » Bei mir!« Das war noch einmal Michael. » Tifty hat einen Streifschuss abgekriegt, aber es ist nicht schlimm!«
    » Ich hab Lore hier!«
    Eine kurze Feuerpause trat ein, doch dann ging das Schießen von Neuem los.
    » Kann jemand was sehen?«
    » Drei Fahrzeuge unmittelbar vor der Tür!«, rief Hollis. » Weiter unten sind noch mehr!«
    » Vielleicht sollten wir uns ergeben!«, schrie Michael.
    » Ich glaube, das sind keine Leute, denen man sich ergeben kann!«
    Unaufhörlich krachten die Schüsse herein. Peter hatte nur seine Pistole; das Gewehr hatte er an der Tür stehen lassen. Sie würden es niemals schaffen, in die hinteren Räume zu kommen, und Fenster wie sämtliche Türen waren ohnehin vernagelt. Das Café war eine Todesfalle.
    » Was sollen wir machen?«, rief Hollis.
    » Kann Tifty sich allein bewegen?«
    » Kann ich!«
    Flach auf den Boden gedrückt, drehte Peter sich zu Lore um. » Was hast du?«
    Sie zeigte ihm ihr Messer. » Nur das.«
    Peter rief über die Theke hinweg: » Bei drei gehen wir los! Jemand soll uns eine Waffe herüberwerfen!«
    Eine Pistole kam aus Michaels Richtung geflogen; sie landete klappernd auf der Holztheke und rutschte zu ihnen herunter. Lore nahm sie und zog den Schlitten zurück. Das Schießen hatte wieder aufgehört. Die Leute draußen hatten es nicht eilig.
    » Uns den Weg freizuschießen ist aber kein toller Plan«, bemerkte Lore.
    » Ich würde gern einen besseren hören.«
    Peter erhob sich auf die Knie, doch Lore hielt ihn fest. » Hör mal«, sagte sie.
    Er hörte knirschende Schritte im Schnee und dann zersplitterndes Glas unter Stiefelsohlen. Er hob einen Finger an die Lippen. Wie viele waren es? Zwei? Eine Geisel, dachte er. Das war ihre einzige Chance. Sich mit den anderen zu verständigen war unmöglich; er würde allein zuschlagen müssen. Er deutete mit dem Finger auf Lore und winkte sie zum anderen Ende der Theke, nah bei der Tür. Mit dem Mund formte er die Worte: Mach ein Geräusch.
    Lore robbte über den Boden. Peter schob die Pistole in den Holster und duckte sich angespannt zusammen. Als Lore in Position war, sah sie ihn mit entschlossenem Gesicht an und nickte.
    » Helft mir«, stöhnte sie.
    Peter sprang auf und rannte auf der Theke entlang. Der vordere Mann drehte sich um, und Peter riss die

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