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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Pistole heraus und schoss auf die Gestalt im Gegenlicht. Dann flog er auf den zweiten Mann herunter, und sie landeten beide auf dem Boden. Peters Pistole rutschte davon. Es kam zu einem kurzen, wütenden Ringkampf, einem Gewirr von Armen, Beinen und Körpern. Der Mann war gut dreißig Pfund schwerer als Peter, aber Peter nutzte den Überraschungseffekt. Eine halbautomatische Pistole steckte in einem Holster am Oberschenkel des Mannes. Peter schlang ihm den Unterarm um den Hals, riss ihn nach hinten, zerrte die Pistole aus dem Holster und drückte ihm die Mündung an den Kieferknochen unter dem langen Silberhaar.
    » Sag denen, die sollen das Feuer einstellen!«
    Von seinem Platz auf dem Boden konnte er Michael sehen, der unter einem der Tische in Deckung gegangen war. Michael starrte mit weit aufgerissenen Augen herüber. » Peter…«
    » Ich mein’s ernst«, sagte Peter zu dem Mann und drückte den Lauf fester an den Hals. » Schrei laut, damit dich alle hören!«
    Der Mann hatte sich in seinen Armen entspannt. Peter fühlte, dass er bebte, aber nicht vor Schmerz. Der Mann lachte.
    » Aufhören!«, rief eine neue Stimme– eine Frauenstimme. » Feuer einstellen!«
    Der andere Mann war überhaupt kein Mann. Die Frau lag zwischen den Trümmern mit dem Rücken zur Theke. Ihr rechter Arm lag quer über der Brust, und sie hielt sich die verletzte Schulter.
    » Verflixt, Peter.« Alicia nahm die blutige Hand weg und betrachtete sie verblüfft. Jetzt lachte sie auch. » Lucius, verdammt, ist das zu fassen? Er hat auf mich geschossen!«

62
    Am Fuße der Leiter hielt Amy die Karte an die Fackel. Das Papier fing sofort Feuer und verglühte in einer auflodernden blauen Flamme. Sie löschte die Fackel in dem Wasserrinnsal zu ihren Füßen, kletterte die Leiter hinauf und schob den Kanaldeckel zur Seite.
    Sie war im Hof hinter der Apotheke. Als sie den Deckel wieder an seinen Platz geschoben hatte, spähte sie um die Ecke des Gebäudes. Über dem Herzen der Stadt ragte herrisch die Kuppel auf, und ihre goldene Oberfläche glänzte im Licht. Amy zog den Schleier vor das Gesicht und ging zügig weiter. Männer mit Hunden bewegten sich an den Absperrungen entlang. Vor der Kuppel war ein Wärterhaus, wo zwei Männer sich in die kalten Hände bliesen. Sie zeigte ihren Pass vor.
    » Das sieht merkwürdig aus.« Der Wachmann zeigte ihn seinem Kollegen. » Findest du, dass es richtig aussieht?«
    Der Kol warf einen kurzen Blick auf den Pass und sah dann Amy an. » Heb deinen Schleier hoch.«
    Sie gehorchte. » Stimmt etwas nicht?«
    Er betrachtete ihr Gesicht einen Moment lang und reichte ihr dann den Pass zurück. » Schon gut. Alles in Ordnung.«
    Amy schlängelte sich an ihnen vorbei und ging die Treppe hinauf. Keiner der anderen Männer achtete auf sie. Der Wachmann am Tor hatte sie registriert, wie es erforderlich war. Drinnen würdigte sie der Posten am Tisch kaum eines Blickes, als sie vorbeiging. Sie lief quer durch das Foyer zum Aufzug und fuhr hinauf in den fünften Stock. Aus dem Aufzug trat sie auf einen kreisförmigen Balkon, der sich um die Rotunde herumzog. Vier Korridore führten davon weg wie die Speichen eines Rades. Amy ging auf dem Balkon herum zum dritten Korridor und dort bis zur letzten Tür, wo der Wachmann, ein schwermütig aussehender Graukopf mit einer runden kahlen Stelle auf dem Schädel, auf einem metallenen Klappstuhl saß und in den spröden Seiten einer hundert Jahre alten Zeitschrift blätterte. Auf der Titelseite war das Bild einer Frau in einem orangefarbenen Bikini, die sich mit beiden Händen aufwärts durch das Haar fuhr.
    » Der Direktor wollte mich sprechen«, sagte Amy und zog ihren Schleier hoch.
    Sein Blick löste sich von der Seite, traf sich mit Amys, und mehr war nicht nötig. Sie ließ ihn zu Boden gleiten, lehnte ihn mit dem Rücken an die Wand und hakte den Schlüssel von seinem Gürtel. Sein Kinn war auf die Brust gesunken. Sie hielt den Mund dicht an sein Ohr.
    » Ich werde jetzt hineingehen. Ich möchte, dass du bis sechzig zählst. Kannst du das?«
    Seine Augen waren geschlossen, aber er nickte kaum merklich und murmelte zustimmend.
    » Gut. Dann zähl jetzt bis sechzig, und wenn du fertig bist, gehst du nach vorn und springst vom Balkon.«
    Sie schloss die Tür auf und trat ein. Der Raum hatte etwas täuschend Anheimelndes. Zwei Ohrensessel standen vor einem gewaltigen Schreibtisch, dessen polierte Platte matt glänzte. Auf dem Boden lag ein dicker Teppich, der jedes Geräusch

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