Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)
und stülpte ihnen schwarze Kapuzen über den Kopf. Die drei verbrachten einige Zeit frierend auf der holpernden Ladefläche. Dann hörten sie, wie ein Garagentor geöffnet wurde. Man holte sie vom Wagen herunter und befahl ihnen zu warten. Die Luft war feucht und kalt und roch mineralisch. Ein paar Minuten vergingen; dann näherten sich Schritte.
» Nehmt ihnen die Dinger ab«, sagte eine Männerstimme.
Die Kapuzen wurden gelüftet, und sie sahen sich einem halben Dutzend Männern und Frauen gegenüber, die ihre Waffen auf sie gerichtet hielten. Alle bis auf einen.
» Eustace?«
» Major Greer.« Eustace wandte sein zerschlagenes Gesicht Alicia zu. » Und Donadio ist auch da.« Er schüttelte den Kopf. » Wieso bin ich überrascht?« Er drehte sich zu den anderen um und winkte ihnen, die Waffen sinken zu lassen. » Alles in Ordnung, Leute.«
» Du kennst sie?«, fragte Nina.
Eustace schaute sie alle an und bemerkte dann Amy. » Ich glaube, dich habe ich noch nicht gesehen.«
» Genau genommen«, sagte Amy, » stimmt das nicht ganz.«
Sie waren am Vorabend des Tages gekommen, an dem Eustaces Leute zuschlagen wollten. Jahre der sorgfältigen Infiltration hatten ihren Höhepunkt erreicht. Als Erstes käme die Enthauptung der Führung, gefolgt von gleichzeitigen Angriffen auf mehrere wichtige Ziele: HR -Stationen, industrielle Infrastruktur, Kraftwerk, Gefängnis und die Apartmentkomplexe am Rande der Innenstadt, in denen die meisten der Rotaugen wohnten. Waffen und Sprengsätze waren überall in der Stadt versteckt. Ihre Zahl war klein, aber sie waren davon überzeugt, dass mehr Menschen sich ihnen anschließen würden, wenn der Angriff erst im Gange wäre. Siebzigtausend Flachländer, ein schlafender Riese, würden erwachen und aufstehen. Wenn das geschähe, würde aus der Rebellion eine unaufhaltsame Lawine werden. Die Stadt würde ihnen gehören.
Aber etwas war schiefgegangen. Ihre Agentin in der Kuppel war aufgeflogen. Sie wussten, dass man sie lebendig gefasst hatte, allerdings nicht, wohin sie gebracht worden war– höchstwahrscheinlich in den Keller.
» Ich fürchte, es gibt da noch etwas, das ich euch sagen muss.« Und Eustace berichtete ihnen, wer diese Agentin war.
Sara war hier! Das war kaum zu glauben. Nein, es war absolut unglaublich. Und ihre Tochter ebenfalls. Saras Tochter, Hollis’ Tochter. Auf irgendeine tiefgründige Weise war sie ihr aller Kind. Der Sinn ihrer Mission hatte sich verstärkt, zugleich war die Situation jedoch auch komplexer geworden. Sie würden die beiden herausholen müssen.
Amy erzählte, was sie schon Nina erzählt hatte. Es konnte keinen Zweifel daran geben, dass die zwölf ursprünglichen Virals irgendwo in der Stadt waren, und es war auch klar, was das bedeutete. Hier würden sie anfangen, ihre Legionen zu erneuern. Eustac e h örte ihre Geschichte mit einiger Skepsis, aber dann klickte etwas.
» Guilder wird die Zwölf schützen wollen«, sagte Amy. » Gibt es einen ungewöhnlich stark befestigten Ort in der Stadt? Er müsste ziemlich groß sein.«
Eustace schickte einen Mann los, der die Pläne für das » Projekt« holen sollte. Drei Leute sind dafür gestorben, dass wir sie bekommen haben, sagte er, als er das Papier auf dem Tisch entrollte.
» Wir haben nie gewusst, wozu dieses Gebäude gut sein sollte. Es gab massenhaft Gerüchte, aber nichts, was Sinn gehabt hätte. Der Bau ist eine Festung. Die Rotaugen haben jahrelang daran gearbeitet.«
Amy studierte die Pläne. Sie schwieg und schien zu rechnen. Dann nickte sie. » Da werden wir sie finden.«
» Wieso bist du so sicher?«
» Zähl die Kammern.«
Eustace beugte sich über den Plan und folgte mit dem Zeigefinger jedem Korridor bis zu seinem Ende. Dann hob er den Kopf.
So kam es, dass sie beschlossen, gemeinsam vorzugehen. Das als » Projekt« bekannte Gebäude stand jetzt im Zentrum ihrer Aufmerksamkeit. Seine Anlage war vorteilhaft für sie: Wie die Höhle in New Mexico war auch dieser Bunker mit seinen engen Korridoren geeignet, die Sprengkraft einer einzelnen, im Zentrum detonierenden Bombe zu verstärken. Aber konnten sie hineingelangen? Kaum– und selbst wenn: Sie würden geradewegs in die Höhle des Löwen marschieren. Sie würden schwere Verluste hinnehmen und zu viele Leute von anderen Zielen abziehen müssen.
» Also gehen wir nicht hinein, um sie zu kriegen«, sagte Amy. » Wir lassen sie zu uns herauskommen.«
» Wie denkst du dir das?«
Amy überlegte. » Was für ein Mann ist
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