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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Gericht verfügte Einnahme der Anti-Androgene war ebenso üblich wie eine neue psychiatrische Evaluation alle sechs Monate. Lawrence Grey war in jeder Hinsicht ein vorbildlicher Bürger, zumindest nach den Maßstäben für chemisch kastrierte Kinderschänder.
    Nichts von alldem verriet Guilder, wie der Mann überlebt hatte. Irgendwie war er aus dem Chalet entkommen, und irgendwie hatte er seitdem vermeiden können, sich umbringen zu lassen. Das ergab einfach keinen Sinn.
    Nelsons neuer Plan war es, sämtliche Mobilfunkmasten in Kansas und Nebraska für zwei Stunden aus dem Netz zu nehmen, um das Signal von Greys Chip zu isolieren. Unter gewöhnlichen Umständen hätte das einen bundesrichterlichen Beschluss, einen zehn Meilen hohen Papierstapel und einen Monat Vorlaufzeit erfordert, aber Nelson hatte auf inoffiziellem Wege das Heimatschutzministerium kontaktiert, und dies hatte eine spezielle Verfügung nach Artikel67 des Gesetzes zur Inneren Sicherheit erlassen– in Geheimdienstkreisen besser bekannt als » Freifahrschein für alles«. Der Chip in Greys Nacken war ein Schwachstromsender mit 1432Megahertz; angenommen, Grey käme im Umkreis von wenigen Meilen an einem Sendeturm vorbei, dann könnten sie seine Position triangulieren und die Peilung eines Satelliten neu ausrichten, um ein Bild zu bekommen.
    Die Abschaltung war für acht Uhr früh angesetzt. Guilder war um sechs gekommen und hatte Nelson tippend an seinem Terminal vorgefunden. Die Musik, die aus seinen Ohrstöpseln drang, klang wie eine winzige Kreissäge.
    » Lassen Sie Mozart arbeiten«, sagte er und wedelte Guilder weg.
    Guilder lief nur noch auf Kaffee und Adrenalin; also ging er in den Pausenraum hinunter, um sich etwas zu essen zu holen. Es gab dort nur Automaten, und er hatte seine drei Dollar für ein Snickers schon bezahlt, bevor ihm klarwurde, dass es zu anstrengend wäre, das Ding runterzuschlucken. Er warf den Riegel in den Papierkorb und zog sich ein Reese’s mit Schokolade und Erdnussbutter, aber selbst das bereitete ihm Mühe wegen der zähen Erdnussbutter. Er schaltete den Fernseher ein und wechselte zu CNN . Plötzlich tauchten überall neue Fälle auf– in Amarillo, Baton Rouge, Phoenix. Die Vereinten Nationen räumten ihr Hauptquartier in New York und zogen nach Den Haag, und wenn das Kriegsrecht ausgerufen wäre, würde das Militär aus Übersee zurückgerufen werden. Was für ein Fiasko das wäre! Daneben sähe die Büchse der Pandora aus wie ein Picknickkorb.
    Nelson erschien in der Tür. » Verbeugen Sie sich«, erklärte er grinsend. » Houston, wir haben einen Sexualstraftäter.«
    Nelson hatte dem Satelliten das Ziel bereits einprogrammiert, und als sie am Terminal ankamen, war das Bild schon da.
    » Wo zum Teufel ist das?«
    Nelson bearbeitete die Tastatur und stellte das Bild scharf. » West-Kansas.«
    Ein Schachbrett aus Maisfeldern erschien auf dem Satellitenbild, und in der Mitte sah man ein langgestrecktes, flaches Gebäude mit gitterförmig aufgemalten Parkplätzen auf dem Asphalt davor. Ein einzelnes Fahrzeug stand auf dem Platz; für Guilder sah es aus wie ein kleiner Allradwagen. Eine Gestalt kam aus dem Gebäude und zog einen Koffer hinter sich her.
    » Ist er das?«, fragte Nelson.
    » Ich bin nicht sicher. Holen Sie ihn näher ran.«
    Das Bild schwand und wurde dann wieder klar. Die Höhendistanz betrug jetzt ungefähr fünfundzwanzig Meter. Jetzt war Guilder sicher, dass es Lawrence Grey war, den er da sah. Der Mann hatte sich umgezogen, aber er war es. Er ging wieder in das Gebäude und kam einen Augenblick später mit einem zweiten Koffer zurück, den er in den Kofferraum des Wagens legte. Einen Moment lang blieb er wie gedankenverloren stehen. Dann kam eine zweite Gestalt aus dem Gebäude, eine Frau, leicht füllig und mit dunklem Haar. Sie trug eine lange Hose und eine helle Bluse.
    Was zum Teufel hatte das zu bedeuten?
    Sie hatten jetzt weniger als dreißig Sekunden Zeit. Schon fing das Bild an, in den Konturen zu verschwimmen. Grey öffnete die Beifahrertür, und die Frau ließ sich auf den Sitz sinken. Grey sah sich noch einmal auf dem Parkplatz um– als wisse er, dass er beobachtet wurde, dachte Guilder. Er stieg ein und fuhr davon, un d im selben Moment löste sich das Bild in funkelndes Rauschen auf.
    Nelson blickte von seinem Terminal hoch. » Wie es aussieht, hat unsere Zielperson eine Freundin gefunden. Nach dem Psycho-Gutachten, muss ich sagen, bin ich ein bisschen überrascht.«
    » Rufen Sie das

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