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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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seine Freundin Delores, eine Kinderschwester mit starkem westindischem Akzent; eine ältere Frau namens Mrs. Bellamy– Kittridge würde nie erfahren, wie sie mit Vornamen hieß– mit einem Heiligenschein aus blau gefärbten Haaren und einer riesigen weißen Handtasche, die sie unter den Arm geklemmt trug; ein junger, vielleicht fünfundzwanzigjähriger Mann namens Jamal mit seitlich kahlrasiertem Schädel und bunten Tattoos, die sich über seine bloßen Arme schlängelten. Der Letzte war ein Mann in den Fünfzigern mit dem grauen Bürstenhaar und der breiten Brust eines alternden Athleten, der sich als Pastor Don vorstellte. Er sei aber kein richtiger Pastor, erklärte er; von Beruf sei er Buchprüfer, und der Spitzname stamme aus seiner Zeit als Coach im Jugend-Football.
    » Ich hab immer gesagt, sie sollten beten, dass man uns den Arsch nicht aufreißt«, erzählte er Kittridge.
    Kittridge hatte anfangs angenommen, sie seien alle zusammen unterwegs gewesen, aber sie waren nur zufällig zusammengewürfelt worden. Alle erzählten Versionen derselben Geschichte. Sie waren aus der Stadt geflohen, nur um an der Grenze nach Nebraska in einen langen Verkehrsstau zu geraten. Von Auto zu Auto war die Nachricht nach hinten gewandert, die Army habe die Straße gesperrt und lasse niemanden durch, solange der Befehl nicht da sei, die Straße wieder freizugeben. Einen ganzen Tag hatten sie so dagestanden. Als das Tageslicht nachließ, waren die Leute in Panik geraten. Alle behaupteten, die Virals kämen und man lasse sie hier sterben.
    Und mehr oder weniger genau das war passiert.
    Die Ersten kamen gleich nach Sonnenuntergang, erzählte Pastor Don. Irgendwo weiter vorn Schreie, Schüsse und reißendes Metall– und dann waren Leute an ihm vorbeigerannt. Aber sie konnten nirgends hinrennen. Innerhalb von wenigen Sekunden fielen die Virals über sie her; zu Hunderten kamen sie über die Felder gejagt und stürzten sich auf die Menge.
    » Ich bin gerannt wie der Teufel, genau wie alle andern«, sagte Pastor Don.
    Er und Kittridge waren etwas zur Seite getreten, um sich zu beraten; die andern saßen neben dem Bus auf dem Boden. April reichte Wasserflaschen herum. Pastor Don zog eine Schachtel Marlboro Rot aus der Hemdtasche und schüttelte zwei Zigaretten heraus. Kittridge hatte nicht mehr geraucht, seit er Anfang zwanzig war, aber was sollte es jetzt noch schaden? Er ließ sich Feuer geben und nahm einen vorsichtigen Zug. Das Nikotin strömte sofort durch seine Adern.
    » Ich kann’s gar nicht beschreiben«, sagte Don und blies eine Rauchwolke von sich. » Die verdammten Biester waren überall. Ich hab den Laster gesehen und mir gedacht, besser als nichts. Die andern waren schon drin.«
    » Wieso hat die Army Sie nicht durchgelassen?«
    Don zuckte gleichmütig die Achseln. » Sie wissen doch, wie so was läuft. Wahrscheinlich hat jemand vergessen, das richtige Formular einzureichen.« Er musterte Kittridge blinzelnd durch den Rauch seiner Zigarette. » Waren Sie dabei?«
    » Eine Zeitlang, ja.«
    » Ich war bei der Reserve damals. Hauptsächlich hab ich dem Quartiermeister die Bücher geführt.« Er schwieg kurz. » Und Sie, haben Sie jemanden?«
    Er wollte wissen, ob Kittridge eine Familie hatte, jemanden, den er verloren hatte oder suchte. Kittridge schüttelte den Kopf.
    » Mein Sohn ist in Seattle. Plastischer Chirurg. Das volle Programm. Hat seine College-Liebe geheiratet. Zwei Kinder, ein Junge, ein Mädchen. Großes Haus am Wasser. Sie haben gerade die Küche renoviert.« Wehmütig schüttelte er den Kopf. » Als wir das letzte Mal miteinander gesprochen haben, ging es darum. Eine Scheißküche.«
    Pastor Don hatte ein .30-06er Gewehr und noch drei Patronen. Wood trug eine leere .38er bei sich, und Robinson hatte eine .22er Pistole mit vier Patronen– gut, um ein Eichhörnchen zu schießen, mehr aber auch nicht.
    Don warf einen Blick zum Bus. » Und der Fahrer? Was ist das für einer?«
    » Ein bisschen abgedreht vielleicht. Ich würde nicht versuchen, ihn anzufassen; er kriegt sonst einen Anfall. Aber davon abgesehen ist er okay. Er fährt seinen Bus, als wär’s die Queen Mary.«
    » Und die beiden andern?«
    » Hatten sich im Keller ihrer Eltern versteckt. Ich hab sie alle gefunden, als sie auf dem Parkplatz vor dem Mile High Stadium rumliefen.«
    Don nahm einen letzten, gierigen Zug und zertrat den Stummel. » Mile High«, wiederholte er. » Ich vermute, das war nicht so schön.«
    Es führte kein Weg um die Wracks

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