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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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schnell: Vatermörder! Da'uds Finger bebten vor Erregung, als er das Büchlein näher
zum Fenster schob, so daß das Licht unmittelbar auf die beiden
hinzugefügten Zeilen fiel. Sie waren mit einer schlechteren Tinte zu
dem restlichen Manuskript hinzugefügt worden, und die Buchstaben waren
nur noch sehr schwach zu sehen, waren beinahe unsichtbar. Er zwang sich
zur Ruhe und begann mit unendlicher Geduld mit dem Zeigefinger die
Längen und Kurven der Buchstaben nachzufahren, die er schwach ausmachen
konnte, fuhr sie mit einer natürlichen Bewegung nach, als schriebe er
selbst. So hoffte er die fehlenden Zeichen zu erraten, die, wenn er sie
einmal entziffert hatte, eine Beschreibung der Pflanze ergeben mußten.
    Er war so sehr in seine Arbeit vertieft, daß er nicht hörte,
wie sich der Wächter genähert hatte. »Es ist Zeit zu gehen. Bald bricht
die Abenddämmerung herein, und Ihr werdet nicht mehr genug Licht haben.
Außerdem fängt bald Euer Sabbat an«, fügte er noch hinzu.
    »Nur noch ein kleines bißchen«, murmelte Da'ud, ohne den Kopf
zu erheben, »bis das Licht ganz erloschen ist.«
    »Nun gut«, stimmte der Alte widerwillig zu, »aber keinen
Augenblick länger. Kerzen sind hier verboten. Aber sagt mir, was ist
für Euch von solchem Interesse, daß Ihr sogar bereit seid, Euren
heiligen Sabbat dafür zu schänden?«
    »Persisch«, murmelte Da'ud, den Kopf immer noch über den Text
gebeugt. »Ein Freund meines Vaters aus Kindertagen, ein Kaufmann aus
Esfahan, braucht dringend die Namen bestimmter Heilmittel, die ihm mein
Mentor gegen seinen trockenen Husten verschrieben hat, der ihn manchmal
sogar Blut spucken läßt. Er will sich unmittelbar nach dem Sabbat auf
den Heimweg machen, und ich habe versprochen, ihm nach bestem Können zu
helfen.«
    »Und dafür hat man Euch eine Sondergenehmigung zum Betreten
der Palastbibliothek sogar am Freitag gewährt?«
    »Mein Vater, das Oberhaupt der jüdischen Gemeinde von Córdoba,
hat hervorragende Beziehungen zum Verwalter.«
    Mit dieser Erklärung gab sich der alte Mann zufrieden. Er
schlurfte davon, setzte sich stillschweigend noch eine Weile auf sein
Kissen und kam dann, als sei ihm plötzlich etwas eingefallen,
zurückgeschlurft.
    »Da Ihr danach trachtet, das Leiden eines Kranken zu lindern,
könnte ich vielleicht die Regeln ein wenig beugen und Euch eine Kerze
bringen, aber nur für sehr kurze Zeit.« Er trat eine Weile unschlüssig
von einem Fuß auf den anderen, ehe er fortfuhr: »Wenn Ihr später wieder
einmal in die Bibliothek zurückkehren solltet, könntet Ihr vielleicht
Euren Mentor nach einem Heilmittel für meine schmerzenden Gelenke
fragen.«
    »Ich kenne selbst ein einfaches Heilmittel für Eure
Schmerzen«, erwiderte Da'ud rasch, gleichermaßen aus dem echten
Bedürfnis heraus, zu helfen, wie auch, um die freundliche Geste des
Mannes zu erwidern. »Nehmt Taubenkot, zermahlt ihn zu Staub und filtert
ihn, und dann legt ihn als Umschlag auf, wo immer ihr Schmerzen
empfindet. In manchen Fällen erweist sich dies als außerordentlich
wirksam, aber zusätzlich dürft Ihr nur leichte Speisen essen und müßt
Eure Gliedmaßen bewegen, jeden Tag ein wenig mehr.«
    »Gott segne Euch, junger Meister«, murmelte der alte Mann, dem
Tränen der Dankbarkeit in den längst blaß und wäßrig gewordenen Augen
standen. Doch seine Schritte schienen plötzlich leichter, und er eilte
davon, um Da'ud eine brennende Kerze zu bringen.
    Als er wiederkehrte, tanzten die winzigen Arabesken bereits
vor Da'uds Augen, aber es war nur noch eine halbe Zeile zu entziffern.
Er richtete sich noch einmal auf, ehe er sich wieder über den Text
beugte und die Kerze darüber hielt, in einem letzten verzweifelten
Versuch, dem Manuskript sein Geheimnis abzuringen. Schließlich zog er
einen Fetzen Papier aus der Tasche und schrieb das Ergebnis seiner
Suche auf:
    Früchte … [– – –] vor …
Sprossen
    Es war nicht viel, aber der Anfang war gemacht.
    Er stand auf, reckte sich noch einmal, blies die Kerze aus und
ging mit raschen Schritten auf die Tür der Bibliothek zu. Dort dehnte
der Wächter vorsichtig seinen rechten Arm von sich weg. »Wenn ich das
nächste Mal komme, könnt Ihr diesen Ellbogen ausstrecken«, sagte Da'ud
lächelnd zu dem alten Mann, während er ihm aufmunternd auf die Schulter
klopfte, ihm die Kerze reichte und ihm eine gute Nacht wünschte, ehe er
in die laue Abendluft trat. Auf dem Nachhauseweg holte Da'ud seinen
Vater ein, der vom Vorabendgebet des Sabbat

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