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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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Öls
auf der goldbraunen Kruste ließ Übelkeit in ihm hochsteigen, die er
kaum zu verbergen wußte. Seine Zerstreutheit brachte ein so ungutes
Gefühl in die sonst so fröhliche Familienrunde, daß Ya'kub die Tafel
schnell aufhob. Er stand von seinem Kissen auf und schlug vor, entgegen
einer langen Tradition und seiner eigenen geheiligten Gewohnheit, sich
zur Siesta zurückzuziehen, sollten er und Da'ud einen Spaziergang am
Fluß entlang machen. Sola versuchte schwach Einspruch dagegen zu
erheben, aber Ya'kub tat ihre besorgten Gegenargumente verächtlich ab.
    »Er braucht nichts als ein bißchen frische Luft und Bewegung.«
    »Vater hat recht«, bestätigte ihr Da'ud, und die Autorität,
die er dank seines medizinischen Wissens besaß, beruhigte sie. Er
sehnte sich wirklich nach ein wenig körperlicher Anstrengung, um
Spannung abzubauen.
    Die beiden Männer wanderten schweigend durch die verlassenen
Gassen des schlummernden Judenviertels, dessen niedrige Wohnhäuser von
dem hoch aufragenden Minarett mit seinen silbernen und goldenen Spitzen
überschattet wurden, das Abd ar-Rahman neben der größten Moschee der
Stadt hatte errichten lassen. Aber als sie sich der Straße näherten,
die zwischen dem alten Palast und der Moschee hindurch zum Fluß führte,
wählten sie instinktiv einen Umweg, bogen hinter den geheiligten
Bezirken der Moslems links ab und schritten über eine parallele, aber
weniger belebte Gasse zum Ufer hinunter. Erst jetzt, als sie fern von
allen neugierigen Augen und Ohren waren, sprach Ya'kub seinen Sohn an.
    »Hast du Fortschritte gemacht?«
    »Ein wenig.«
    »Das ist ein gutes Zeichen.«
    »Nicht unbedingt, denn ich bin in einer Sackgasse gelandet.«
    »Noch ein paar Nachforschungen mehr, und du findest sicher
einen Ausweg«, erwiderte Ya'kub mit gespielter Überzeugung.
    »Nein. Nur ein Botaniker oder vielleicht ein Kräuterkundiger
könnte mir jetzt noch helfen.«
    »Mahmud?«
    »Auf keinen Fall. Er zieht nur die Kräuter, die er sicher
verkaufen kann. Ich brauche jemanden, der mit den Pflanzen lebt und sie
hegt und pflegt, der die Natur um ihrer selbst willen liebt.«
    Ya'kub fuhr sich mit der Hand über die schmalen, glatten
Wangen, als die beiden sich unter dem spärlichen Schatten eines
knorrigen Olivenbaums auf einem Grasflecken niedergelassen hatten.
»Früher einmal gab es so jemanden, eine Art Einsiedler, der oben in den
Bergen inmitten eines wilden Dickichts von Pflanzen lebte, durch die
nur er sich hindurchfinden konnte. Von Zeit zu Zeit kam er
herabgestiegen und tauschte Kräuter gegen einige wenige Lebensmittel
ein, dann verschwand er wieder für Monate. Ich erinnere mich, daß wir
uns als Kinder immer über ihn lustig machten, wenn er hier erschien.
Sein langer, ungepflegter Bart stand ihm in alle Richtungen, seine
Augen hatten etwas Wildes, seine hagere Gestalt war nach vorne gebeugt,
wenn er durch die Straßen schritt und seine Umgebung kaum wahrnahm. Ich
weiß nicht, was aus ihm geworden ist. Er wurde lange Jahre nicht mehr
gesehen. Wenn er überhaupt noch lebt, muß er ein sehr alter Mann sein.«
    Da'ud sprang sofort auf die Beine. »Ich will mich gleich auf
den Weg machen und ihn suchen.«
    »Vorsicht, mein Sohn, Vorsicht. Es reicht, daß nur ein
Augenpaar auf dich fällt, und schon werden unangenehme Fragen
gestellt – der Sohn von Ya'kub ibn Yatom, dem Vorsteher der
Juden von Córdoba, der in der Hitze des Nachmittags am Sabbat über die
Hügel zieht …«
    »Vater«, beharrte Da'ud fest, »du vergißt, daß ich bereits
Arzt bin. Würde ich nicht zu jeder Tages- und Nachtzeit aus dem Haus
gehen, am Sabbat und an allen Feiertagen, sogar an Jörn Kippur, wenn
ein Menschenleben auf dem Spiel steht?«
    Ya'kub akzeptierte schweigend das unumstößliche Argument
seines Sohnes und staunte über die Selbstsicherheit, die dieser sich
während seiner langen Studienzeit erworben hatte. Seine Rolle als
väterlicher Ratgeber war nun eindeutig zu Ende. Jetzt mußte er zuhören
lernen, seinen Rat nur noch dann geben, wenn man ihn darum gebeten
hatte … Er stand ebenfalls auf und begleitete Da'ud zum
nördlichen Stadttor, wo er ein Maultier mietete und einem Händler, der
im Schatten des Hufeisenbogens schlummerte, eine Kürbisflasche mit
Wasser abkaufte. Ya'kub umarmte seinen Sohn herzlich und sprach in
einem Anfall von Frömmigkeit den Reisesegen, während er ihm zusah, wie
er auf das Maultier stieg und sich auf den steinigen Pfad machte, der
zu den Ausläufern der Sierra Morena

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