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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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nicht.«
    »Ihr habt vielleicht die Klassiker studiert, junger Meister,
aber ich habe reiche Erfahrung in der wirklichen, lebendigen Welt
gesammelt. Diesen Stein findet man in der Gallenblase des Elefanten.
Wir zermahlen ihn zu Staub, vermischen ihn mit Öl und flößen ihn dem
Opfer der Schlange ein. Wir machen auch eine Paste daraus, die wir auf
die Bißstelle auftragen. Ich habe mehr als einen Unglückseligen
gesehen, der so gerettet wurde.«
    »Wo habt Ihr diesen Stein her?« drängte Da'ud den Mann und
ließ alle Goldmünzen, die er noch bei sich hatte, in dessen
ausgestreckte Hand fallen. In jenem Augenblick hätte er dem Mann ohne
Zögern seinen gesamten Besitz gegeben, denn dieser unerwartete Fund war
genau das, was er jetzt brauchte, um den Kalifen so lange hinzuhalten,
bis es ihm gelungen war, auch das handakuka zu
finden.
    »Wenn nötig, so reise ich über die See nach Ägypten, wo ein
Elfenbeinhändler, den ich kenne, damit handelt.«
    »Es ist nötig, jetzt und für mich.«
    »Es tut mir leid, junger Herr, aber ich plane im Augenblick
keine solche Reise. Ich muß mich um dieses arme junge Geschöpf kümmern.«
    »Wer ist sie?«
    »Ich weiß es nicht. Eine alte Frau hielt mich an, als ich
gerade Prag verlassen wollte, und bot sie mir für einen sehr günstigen
Preis an. ›Die ist auf dem Markt von Córdoba eine Menge Geld wert, eine
blasse junge Rothaarige wie sie‹, kicherte die Alte. ›Und sie ist
Jüdin, wie Ihr selbst, und hat keine Menschenseele auf der Welt‹, fügte
sie hinzu. Als ich ihr die Münzen in die schmutzige Hand zählte,
versuchte ich ein wenig mehr über das Mädchen herauszufinden, doch die
Alte verweigerte mir jegliche Auskunft, ballte nur die Faust über dem
Geld und verschwand. Sie ist ein seltsames kleines Ding, die kleine
Sari. Gewiß, sie ist sehr folgsam, aber viel zu still und zurückhaltend
für ein so junges Mädchen. Sie trägt sicher ein überaus schmerzliches
Geheimnis mit sich herum, wenn ich mich nicht täusche. Aber inzwischen
habe ich mich so sehr an ihre Gesellschaft gewöhnt, daß ich nicht die
Absicht habe, mich von ihr zu trennen.«
    Da'ud beugte sich herab, legte einen Finger unter Saris Kinn
und hob sanft ein wenig ihren Kopf. »Wie schön sie ist!« rief er beim
Anblick der leicht schrägen tiefblauen Augen, der hohen Wangenknochen,
des lebendigen Mundes und des rostroten, weich gelockten Haares, das
ihre beinahe durchsichtige Haut unterstrich. »Ich könnte mich während
Eurer Abwesenheit um sie kümmern«, schlug er vor, ohne die Augen von
dem Mädchen abzuwenden.
    »Wie kann ich sicher sein, daß Ihr sie nicht mißhandeln
werdet? Ihr seid jung und kräftig, sie dagegen ist kaum mehr als ein
schutzloses, verschrecktes Kind.«
    »Ich bin der Sohn von Ya'kub ibn Yatom, dem Vorsteher der
jüdischen Gemeinde von Córdoba.«
    »Oh!« rief der Händler aus, sichtlich verlegen. »Das wirft ein
anderes Licht auf die Sache. Ich kenne Euren Vater sehr gut. Er hat in
der Vergangenheit so manchen jüdischen Sklaven von uns freigekauft. Ein
Mann von Ehre. Als sein Sohn besitzt Ihr gewiß die gleichen Tugenden.«
    »Dann würdet Ihr mir vielleicht erlauben, Sie von Euch
freizukaufen?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe sie sehr liebgewonnen, müßt Ihr
wissen.«
    »Dann müßt Ihr an ihr Wohlergehen und ihre Zukunft denken. Was
für ein Leben erwartet sie denn, wenn sie Euch weiterhin auf den
Straßen Europas begleitet? Wenn sie in unseren Haushalt aufgenommen
wird, hat sie ein gutes Zuhause und die Möglichkeit, unter der
Schirmherrschaft meines Vaters eine vorteilhafte Ehe zu schließen.«
    Der Händler antwortete nicht, hielt den Blick unverwandt zu
Boden gesenkt, während er nervös von einem Bein auf das andere trat.
    »Wir wollen einen Handel machen«, schlug Da'ud vor, der
entschlossen war, den Mann zu der gewünschten Reise zu überreden und
das Mädchen unter seine Fittiche zu nehmen. »Ihr vertraut sie bis zu
Eurer Rückkehr aus Ägypten meiner Obhut an. Dann soll sie selbst frei
entscheiden, ob sie bei uns bleiben oder ihr Vagabundenleben mit Euch
wieder aufnehmen will.«
    »Das würde mich sehr benachteiligen.«
    »Nicht unbedingt. Es könnte sein, daß ihr das geruhsame,
seßhafte Leben in einem fremden islamischen Land nicht zusagt.«
    »Aber Ihr könntet ihr sehr wohl zusagen – jung,
reich, gebildet und elegant in Aussehen und Benehmen.«
    Da'ud ignorierte sowohl das Kompliment als auch den
unterschwelligen Vorwurf und beharrte: »Ich werde Euch für die

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