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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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einer Weile für sie in Erwägung ziehe, ein Lehrling bei
Isaac ibn Simha. Isaac sagt, er sei ehrlich und fähig und werde wohl
mit der Zeit ein hervorragender Juwelenhändler werden. Ich will morgen
mit ihm reden.«
    »Nein, Vater«, fuhr Da'ud heftig dazwischen. »Bitte, nein. Ich
habe andere Pläne für Saris Zukunft.«
    »Und welche sind das?«
    »Ich möchte sie selbst heiraten.«
    »Du? Hast du den Verstand verloren? Du willst ein Findelkind
heiraten, ein Mädchen unbekannter Herkunft, das du auf dem Sklavenmarkt
aufgelesen hast?«
    »Nein, Vater. Nie im Leben habe ich klarer gedacht. Seit ich
dieses Mädchen zum erstenmal erblickt habe, fühle ich mich
unwiderstehlich zu ihr hingezogen. Doch ich hielt es für angemessen, so
lange zu warten, bis sie erwachsen geworden war, ehe ich ihr meine
Gefühle entdeckte.«
    »Ich weigere mich, das gutzuheißen«, murmelte Ya'kub mit
leiser Stimme, aber bebend vor Zorn. »Deine Gelehrsamkeit gereicht dir
zur Ehre, aber ich erlaube nicht, daß sie dich für die Wirklichkeit des
Lebens blind macht. Du kannst nicht erwarten, daß die Welt sich allen
deinen Launen beugt, nur weil du ein berühmter Gelehrter geworden bist.
Nein, mein Sohn, deine Stellung in der Gesellschaft verlangt von dir,
daß du dich an die üblichen Gepflogenheiten hältst.«
    »Zum Teufel mit den Konventionen! Meine Stellung, wie du das
nennst, ist heute nicht mehr zu erschüttern, und nichts an dieser
Heirat hindert mich an der Erfüllung meiner Pflichten, sei es als
zukünftiger Leiter der jüdischen Gemeinde oder als Höfling im Dienste
des Kalifen. Die ›Stellung‹, auf die du dich berufst, zu wahren ist
meine Aufgabe, nicht Saris.«
    »Und was ist mit den Kindern, den Söhnen und Töchtern
einer … einer …«
    »Einer was? Einer Zigeunerin? Oder einer verstoßenen
Prinzessin? Wer weiß das schon?«
    »Aber das ist ja gerade das Problem. Mit der Zeit stellt sich
vielleicht heraus, daß sie geistig unzurechnungsfähig, körperlich
versehrt, moralisch verwerflich …«
    »Und doch könnte sie sich auch als eine warmherzige und
liebevolle Frau und vollkommene Mutter herausstellen. Dieses Risiko
will ich auf mich nehmen. Wenn ich mein Leben für meine Laufbahn aufs
Spiel setzen kann, dann kann ich auch für die Frau, die ich begehre,
mein Glück aufs Spiel setzen. Wenn sie geistig unzurechnungsfähig ist,
dann sorge ich für sie. Wenn sie körperlich versehrt ist, so will ich
sie heilen. Wenn sie moralisch verwerflich ist, so bringe ich sie auf
den rechten Weg zurück.«
    »Du machst dir keine Vorstellung davon, welche Last du dir
aufbürdest, ein Leben der Aufopferung, das dich schließlich zu Tode
erschöpfen wird.«
    »Das glaube ich nicht, Vater.«
    »Nun gut. Wenn du willst, dann liebe sie, aber warum sie
heiraten? Deine Leidenschaft für sie ist vergänglich, die erste, die du
je verspürt hast. Nichts hindert dich daran, sie in deinem Haushalt zu
behalten, aber heiraten mußt du eine Frau von gesellschaftlicher
Stellung und mit ihr einen ehrbaren Hausstand gründen.«
    »Niemals würde ich ihr eine solche Demütigung antun.«
    »Als ihr Vormund weigere ich mich, meine Zustimmung zu dieser
Heirat zu geben.«
    »Du vergißt, daß ich es war, der das Mädchen gefunden hat.
Mein Anspruch, als ihr Vormund zu gelten, ist genauso gültig wie der
deine, obwohl sie tatsächlich keinem von uns unterstellt ist. Der
Kaufmann hat die Summe, die ich ihm angeboten habe, um sie auszulösen,
niemals angenommen. Wenn sie also keine Einwände hat, dann werden sie
und ich in Kürze Mann und Frau – eine ruhige, diskrete
Eheschließung, wie es dem Ansehen unserer Familie gebührt.«
    Angespanntes Schweigen lag zwischen Vater und Sohn, als Ya'kub
ibn Yatom das volle Gewicht seiner Jahre auf sich lasten fühlte. Er
hatte nicht mehr die Energie, der aufstrebenden Jugend etwas
entgegenzusetzen. Deren Kraft und Vitalität hatte ihn besiegt. Sola,
die seine Verzweiflung spürte, legte ihm tröstend eine Hand auf den
Arm. Zusammen gingen sie ins Haus, ließen Da'ud allein, damit er sein
Leben jenseits ihres Lebenskreises weiterführte.

8
    A llein auf dem Innenhof zurückgeblieben,
setzte sich Da'ud gedankenverloren an den Rand des Wasserbeckens.
Zerstreut ließ er die Finger durch das dunkler werdende Wasser gleiten,
bedachte die Situation, die er heraufbeschworen hatte, die er so lange
und so glühend herbeigesehnt hatte. Obwohl er es seinem Vater niemals
eingestanden hätte, hatte er keinerlei Vorstellung, wie er

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