Die Zypressen von Cordoba
glänzenden jungen Gelehrten, der bereits
großes Interesse an der Übersetzung griechischer Werke in die arabische
Sprache bewiesen hat.«
In schlichten Gewändern und diskret im Schatten einer
Marmorsäule verborgen, lauschten Da'ud ibn Yatom und sein Vater Ya'kub
mit großer Spannung den Worten des Kalifen, und das seltene Aufblitzen
in ihren ansonsten stillen Augen verriet den Stolz, den sie bei den so
öffentlich ausgesprochenen Lobesworten für Da'uds Gelehrsamkeit
empfanden. Aber vieles hatte der Kalif unerwähnt gelassen. Er allein
wußte, welch großen Anteil Da'ud an der Formulierung des
Freundschaftsvertrages hatte. Als Experte, der für die Übersetzung der
Klauseln in die entsprechenden Nuancen der überaus reichen griechischen
Sprache zuständig war, hatte Da'ud mehr als einmal die Bedeutung und
Konsequenzen bestimmter Konzepte in Frage gestellt und, wenn er dies
für nötig erachtete, auch seinen Rat angeboten. Mehr noch, er war einer
der wenigen, der sich darüber im klaren war, daß der Vertrag nur eine
Fassade für die geheime Zusammenarbeit der beiden Mächte in ihrem
gemeinsamen Kampf gegen die Ausbreitung der Fatimiden und ihrer
Helfershelfer unter den Berbern darstellte. Ein großer Teil von Abd
ar-Rahmans Geheimkorrespondenz mit seinen Spionen in Nordafrika und mit
seinen byzantinischen Bundesgenossen ging durch Da'uds Hände –
ein undurchdringliches Dickicht aus Verschwörungen und
Gegenverschwörungen, Unterwanderung und Verrat, Seitenwechseln und
zweifelhaften Treueschwüren, in das eine Vielzahl von Stämmen und
Familien verstrickt war. Als stummer Zeuge der schmutzigen
Wirklichkeit, die hinter der Wahrung schlagkräftiger Macht steckte,
erkannte Da'ud schnell, daß er seine Position am Hof nur halten konnte,
wenn er sich unauffällig verhielt, seinem Herrscher unerschütterliche
Treue bewies und allen Versuchungen der Intrige, wie verlockend sie
auch immer sein mochten, widerstand. Indem er Abd ar-Rahman diskret zu
verstehen gab, daß der Ruf seines Hofes in den Augen des gelehrten
Konstantin außerordentlich wachsen würde, wenn er die Schirmherrschaft
für eine Übersetzung der De Materia Medica durch
Gelehrte beider Reiche übernähme, hatte er sich eine ruhmreiche
Betätigung gesichert, die ihn vor all diesen Anfechtungen schützen
würde. Mehr hätte er sich kaum wünschen können.
Nun begannen die Hofdichter Lobgesänge anzustimmen, die sie zu
Ehren der erlauchten Gäste des Kalifen verfaßt hatten. Noch ehe sie zu
Ende gesprochen hatten, hatten sich Ya'kub und Da'ud mit der ihrer
Familie eigenen Diskretion schon wieder unbemerkt entfernt. Es reichte
ihnen, daß Da'ud öffentlich geehrt worden war. Wenn sie geblieben wären
und an dem Festmahl teilgenommen hätten, wären sie nur Gefahr gelaufen,
daß öffentliche Ruhmesworte Eifersucht entfachten. Im Gegensatz dazu
vermochte die Abwesenheit der Ibn Yatoms, der Abstand, den sie vom
Getümmel des Hoflebens zu halten schienen, den Respekt, mit dem man sie
betrachtete, nur noch zu vergrößern, erweckte ihre Reserviertheit eine
gewisse Faszination.
Langsam gingen Vater und Sohn nach Hause, vereint in ihrem
glühenden Stolz und dem Hochgefühl einer großen Errungenschaft. Als sie
nach Hause kamen, saßen Sola und Sari auf dem Innenhof in der kühlen
Abendluft, und es war eine Atmosphäre weiblicher Vertrautheit um die
beiden.
»Ihr kommt früher zurück, als ich erwartet hätte«, begrüßte
Sola sie lächelnd.
»Wir sind aufgebrochen, ehe das Festmahl begonnen hat, aber
nicht bevor der Kalif Da'ud vor der versammelten Gesellschaft geehrt
hat.«
»Und das hat er auch verdient«, konstatierte Sola schlicht.
»Schon bei seiner Geburt wußte ich, daß eine glänzende Zukunft vor ihm
liegt. Aber ihr müßt Hunger haben. Sari, meine Liebe, sei so gut und
bitte Yusuf, den Männern ihr Abendessen zu bereiten.«
Sola folgte dem Mädchen liebevoll mit den Blicken, als es im
Haus verschwand, und kehrte dann zu ihren eigenen Sorgen zurück. »Also,
lieber Ya'kub, die Zeit ist gekommen, unsere kleine Sari zu
verheiraten. Sie ist jetzt eine Frau, gut unterrichtet in der Führung
eines jüdischen Haushalts und vertraut mit unserer Lebensweise.«
»Ist es dir gelungen, etwas über ihre Vergangenheit
herauszufinden?«
»Nichts. Ich habe sie auch nicht gedrängt. Wir müssen es ihr
überlassen, davon zu erzählen, wem und wann immer sie es für gut
befindet.«
»Wie gewöhnlich sprichst du weise. Da ist ein junger Mann, den
ich schon seit
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