Die Zypressen von Cordoba
war.
Erwartungsvolle Spannung schwebte zwischen ihnen, als sie voneinander
ließen und Djamila in ihr Klassenzimmer und Da'ud zu seinem Herrscher
zurückkehrte.
Da Ya'kubs Kräfte von Tag zu Tag schwanden,
konnte man nicht daran denken, die Eheschließung von Da'ud ben Ya'kub
ibn Yatom mit Djamila, Tochter des Bahya ibn Kashkil, mit einem großen
Fest zu begehen. Die religiöse Feier fand bei Sonnenuntergang im
Innenhof von Ya'kubs Haus statt, und nur die engste Familie war
anwesend. Während man Wein und leichte Erfrischungen reichte, nahm
Ya'kub all seine Kraft zusammen, um Djamila im Hause der Ibn Yatom
willkommen zu heißen, und kurz darauf verabschiedeten sich Da'ud, Sari
und Djamila. Gemächlich spazierten sie durch die laue Nacht den kurzen
Weg nach Hause, Djamila fröhlich und sorglos, Sari seltsam heiter,
Da'ud kaum in der Lage, sein tiefes Unbehagen zu verbergen. Seit dem
Morgen hatte er sich den Augenblick vorgestellt, wenn Sari sich allein
zurückziehen würde, während er Djamila in das zweite Geschoß folgen
würde, das er für sie hatte anbauen lassen, um die Intimsphäre seiner
ersten Frau zu schützen. Sich von Sari zu trennen, das würde seine
Seele zerreißen. Der Gedanke bedrückte ihn so ungeheuerlich, daß er
alle anderen Erwägungen aus seinem Kopf verdrängte.
»Ich habe die Angewohnheit, vor dem Zubettgehen noch eine
Weile draußen zu sitzen«, teilte er seiner Neuvermählten kühl mit, als
sie zu dritt zögernd in dem mondbeschienenen Innenhof standen.
»Dann gehe ich hinauf und mache mich bereit«, antwortete
Djamila mit der ihr eigenen Offenheit und eilte, zwei Stufen auf einmal
nehmend, die Treppe hinauf. Unglaublich erleichtert, zog Da'ud Sari
neben sich auf die alte Steinbank, wie er das in der Vergangenheit so
oft gemacht hatte. Ihre Finger mit den seinen verschlungen, flüsterte
er: »Ich werde dich heute nacht noch mehr lieben als je zuvor, seit ich
dich zum erstenmal gesehen habe, denn im Geiste wirst du es sein, mit
der ich mich vereinige.«
Sari nahm seine Worte mit einem langsamen, traurigen Nicken
hin. So saßen sie in vertrauter Gemeinschaft einen langen, stillen
Augenblick da. Dann stand Da'ud auf und ging zu seiner Braut, die ihn
erwartete.
Sari zog sich rasch aus und legte sich auf das Bett, das sie
und Da'ud bisher immer geteilt hatten. Instinktiv schob sie die Hand
neben sich, auf Da'uds Platz, aber der war kalt und leer, keine Hand
wartete auf die ihre, um sie zu ergreifen. Erst jetzt drang ihr die
Wirklichkeit dessen, was geschehen war, ins innerste Herz, und es war
ihr ein so bitterer Schmerz, daß ihr die Tränen in die Augen schossen.
Die verzweifelte Sehnsucht nach seiner Anwesenheit, das dringende
Bedürfnis, ihn neben sich zu spüren, die Intimität zu fühlen, die
zwischen ihnen erwachsen war, war das die Liebe? In ihr zerriß etwas
und entfesselte einen Sturm der Schluchzer und Tränen, der aus den
tiefsten Tiefen ihrer verletzten Seele strömte.
17
D ie Begierde loderte in dem Augenblick auf,
als Da'ud und Djamila einander berührten. Djamila reagierte voller
Leidenschaft auf die verfeinerte Liebeskunst, die Da'ud meisterlich
beherrschte. Ihr großgewachsener, starker Körper mit den wohlgerundeten
Brüsten und den dunklen Brustwarzen bewegte sich entspannt und
geschmeidig unter seinen geschickten Händen. So heftig reagierte sie
auf Da'ud, daß ihm alle Sinne wirbelten, daß die Umrisse der Frau
verschwammen, die er besaß. Als sie spürte, wie er kraftvoll seinem
Höhepunkt entgegenstrebte, spannte auch sie sich an und schnellte ihm
entgegen, gesellte sich in vollkommener Vereinigung zu ihm. Sie war
hingerissen. Großer Friede senkte sich über Da'ud, als er endlich zur
Ruhe kam, ein Friede der körperlichen Erfüllung und Befriedigung, ein
Friede der Erleichterung, genau das erreicht zu haben, was er sich
vorgenommen hatte. Ihm hätte es genügt, sich von diesem Gefühl in einen
sinnenschweren Schlummer einlullen zu lassen, doch Djamila war noch
ruhelos vor Begierde, und er nahm sie erneut, und dann noch einmal.
Erschöpft fiel er gegen Morgen in traumlosen Schlaf.
Erst als er erwachte und ihre kräftige dunkle Gestalt neben
sich ausgestreckt sah, überkam ihn tiefste Scham. Er fand kein
Vergnügen am Anblick ihres schweren Bauernkörpers, verspürte nicht das
Verlangen, seine innersten Gedanken und Gefühle mit ihr zu teilen, auch
nicht den Wunsch, sie ständig an seiner Seite zu haben. Die ungeheure
Befriedigung, die sie aneinander gefunden hatten,
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