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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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Ausführlichkeit
berichtete Da'ud seinem Lehrer, wie er das uralte Geheimnis
entschlüsselt hatte.
    »Aber das ist nicht alles, Meister. Als Abd ar-Rahman gegen
Ordoño in den Kampf zog, gab ich ihm eine große Flasche von diesem
Gegenmittel mit. Und dann kam mir plötzlich der Gedanke, ihm
vorzuschlagen – einerseits, um seine Angst zu mindern, und
andererseits, um eine sichere Wirkung zu erzielen –, er solle
eine kleine Menge vorbeugend trinken, falls er sich in Gefahr wähnte.
Wenn es nichts nützte, so würde es doch sicherlich auch nicht schaden,
dachte ich. Er tat, wie ich ihm geraten hatte, und wurde wenige Stunden
später tatsächlich von einer Schlange gebissen, genau wie er es
vorausgesehen hatte. Da nahm er eine volle Dosis des Großen Theriak ein
und verspürte keinerlei Wirkung des Gifts. Keine. Überhaupt keine!«
    »Unglaublich!« rief Ibn Zuhr aus. »Ganz unglaublich! Aber wir
können daraus nicht ableiten, daß der Große Theriak auch als
vorbeugende Maßnahme gegen das Gift wirkt, da er nach dem Biß noch eine
weitere Dosis zu sich genommen hat. Es gibt keine Möglichkeit,
herauszufinden, ob deine Intuition, wie du es nennst, begründet ist,
ohne jemanden der Todesgefahr auszusetzen. Ah«, seufzte er, »wenn wir
nur die Einrichtungen hätten, die es uns erlauben würden, unter
gleichen Bedingungen die Reaktion von Patienten auf verschiedene Formen
der Behandlung zu beobachten, unsere Beobachtungen aufzuzeichnen und
auszutauschen …«
    »Ein Hospital und eine medizinische Schule«, lächelte Da'ud.
»So Gott will, werden wir beides bald haben. Al-Hakam ist beseelt von
dem Gedanken, das medizinische Zentrum, von dem wir gesprochen haben,
zu bauen, und er hat mich damit beauftragt, die Verantwortung für die
Durchführung dieses Plans zu übernehmen.«
    »Was für wunderbare Nachrichten du mir bringst! Wäre nicht der
schlechte Gesundheitszustand deines Vaters, es gäbe Grund zum Feiern.
Wir müssen uns mit Abu'l Kasim treffen und den Plan bis in alle
Einzelheiten besprechen. Wir haben dir viel zu verdanken«, murmelte der
Meister, als er seinen ehemaligen Schüler nach draußen begleitete. »Und
darf ich dir Freude mit deiner neuen Frau wünschen?«
    »Freude ist wohl ein zu starkes Wort. Zufriedenheit
vielleicht. Oder vielmehr könnt Ihr mir wünschen, daß ich Vater eines
Sohnes werde.«
    In jener Nacht und jede Nacht in den drei
Monaten nach seiner Heirat mit Djamila teilte Da'ud mit ihr das
Beilager. Da sie von Natur aus überschwenglich und völlig ungehemmt
war, bereiteten ihr die unzähligen Varianten des Liebesspiels, in die
er sie einweihte, ungeahntes Vergnügen. Für ihn als Arzt barg der
weibliche Körper kein Geheimnis. Als ihre Blutung jedoch bereits den
dritten Monat in Folge ausgeblieben war, klang seine Leidenschaft ab.
In gleichem Maße wuchs umgekehrt seine Sorge um ihren Zustand. Mit
penibler Sorgfalt überwachte er ihren Tagesplan und ihren
Gesundheitszustand, eine Fürsorge, die sie als übertrieben empfand.
»Schwangerschaft und Geburt sind einfache, natürliche Dinge«, lachte
sie ihn mit ihrem gesunden Bauernverstand oft aus, dennoch nahm sie
seine Aufmerksamkeiten mit Demut entgegen. Er bestand sogar darauf, daß
sie ihre Besuche bei den Kleinen in der Talmud- und Thoraschule, die
sie seit ihrer Eheschließung so vermißten, einschränkte. »… um einen
Unfall zu vermeiden – einen Fall, einen Stoß, Überanstrengung,
wenn du mit den Kindern herumtollst. Schon bald wirst du ein eigenes
Kind haben, um das du dich kümmern kannst«, fügte er dann in dem
Versuch hinzu, sie bei Laune zu halten.
    Djamila war ein Leben im Freien gewohnt. Sie hielt sich nur
ungern längere Zeit in dem eingeschränkten Bezirk des Hauses auf, wie
Sari das gerne tat. Djamila gewöhnte es sich also an, die Damen der
feinen Familien der Gemeinde zu besuchen, die alle so begierig darauf
waren, ihre Bekanntschaft zu machen, wie sie, die ihre zu pflegen. Die
drei Schwestern Bar Simha, die längst mit wohlhabenden Händlern
vermählt und Mütter zahlreicher Nachkommen waren, trugen ihr besonders
drängende Freundschaftsangebote an und verbargen ihre Neugier über die
zweite Ehefrau des Mannes, der sie so hochmütig abgelehnt hatte, hinter
einem überschwenglichen Lächeln. Da'ud runzelte die Stirn über diese
neue Vertrautheit, denn die Familientradition verlangte, stets einen
gesunden Abstand zu jenen zu wahren, die vorgaben, vertraute Freunde
werden zu wollen. Aber er brachte die Sache nicht zur

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