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Die Zypressen von Cordoba

Die Zypressen von Cordoba

Titel: Die Zypressen von Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yael Guiladi
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war nur auf die
Vereinigung ihrer Körper zurückgegangen, nicht auf eine Verschmelzung
der Seelen. Würde er ein Kind lieben können, das aus einer so lieblosen
Tat geboren wurde? fragte er sich, als er leise aufstand und die Treppe
zum morgendämmerigen Innenhof hinunterging. Er sehnte sich danach,
seine wirkliche Frau Sari zu besuchen und ihr seine ewige Liebe zu
beteuern, aber er hielt sich zurück, um sie nicht unabsichtlich zu
verletzen.
    Warum war es ihm nicht vergönnt, mit der einzigen Frau in
seinem Leben eine geistige und seelische und körperliche Einheit zu
erreichen? haderte er mit seinem Gott, mit seinem Schicksal, während er
rasch durch die morgendlich stillen Straßen wanderte.
    Wie es seine Gewohnheit war, betrat er den Palast durch den
etwas abseits gelegenen Eingang zur Bibliothek und begab sich diskret
zum Arbeitszimmer al-Hakams, um dort sein tägliches Gespräch mit ihm zu
führen.
    »Ihr seht heute morgen außerordentlich wohl aus, mein
gelehrter Freund, erfrischter und entspannter, als ich Euch je gesehen
habe«, grüßte ihn der Kalif, legte das uralte Manuskript zur Seite, das
er gerade studierte, und musterte seinen jüdischen Höfling genauer.
»Eine Frau, nehme ich an«, lächelte er.
    Mit einem kleinen Nicken stimmte Da'ud zu, gab aber keine
weitere Erklärung.
    »Ich freue mich, Euch bei so guter Laune zu finden«, meinte
al-Hakam. »Ich hoffe, sie noch weiter zu verbessern, indem ich einen
Gedanken fortführe, von dem wir bereits gesprochen haben. Ihr seid so
begierig auf Wissen wie ich selbst, ganz gleich, aus welcher Quelle es
auch kommen mag, und Ihr müßt folglich meinen Ehrgeiz teilen, unsere
Stadt Córdoba mit einer Bibliothek ausgestattet zu sehen, die so reich
und vielfältig sein soll wie das menschliche Streben selbst. Ich stelle
sie mir als ein Schatzhaus des Wissens vor, das die Gelehrten von nah
und fern anziehen wird und so meine Sehnsucht stillt, den weit
verbreiteten Gedanken auszumerzen, daß wir nichts als eine Rasse von
Kameltreibern und Eidechsenfressern sind, deren einzige Vergnügung das
Schwingen des Krummschwertes ist. Unsere Sammlung religiöser,
historischer und biographischer Schriften muß neben Werken unserer
eigenen antiken arabischen Gelehrten noch durch Werke ergänzt werden,
die von den Persern und Griechen verfaßt wurden. Wir sind zum Beispiel
schlecht ausgestattet mit Büchern über Astronomie, Mathematik und
Medizin. Als einen der größten Gelehrten in ganz al-Andalus halte ich
Euch für den würdigsten unter meinen Höflingen, um diese edle Aufgabe
auszuführen. Ich ermächtige Euch also, Sendboten in alle Winde
auszuschicken, um dort in meinem Namen die Werke zu finden und zu
erwerben, die Ihr für wert erachtet, einen Platz in unserer großen
Bibliothek des Kalifen zu finden.«
    »Diese Aufgabe übernehme ich mit Vergnügen«, erwiderte Da'ud.
»Und da Ihr erneut den Wunsch äußert, den Ruhm unserer großen Stadt zu
mehren, möchte ich respektvoll zu dem Gedanken zurückkehren, ein
Hospital und eine medizinische Fakultät einzurichten, die es mit der
von Bagdad aufnehmen kann. Schon jetzt strömen die Patienten nach
Córdoba, um dort die Hilfe unserer berühmten Ärzte zu suchen, und«,
fuhr er geläufig fort, »es werden noch viel mehr kommen, da es uns nun
freisteht, das Geheimnis zu lüften, daß unter der ruhmreichen
Herrschaft Eures Vaters das Geheimnis des Großen Theriak von Eurem
untertänigen Diener entdeckt wurde.«
    »Eine glanzvolle Leistung«, sagte al-Hakam. »Mein Vater hat
mir kurz vor seinem Tode davon berichtet. Sie wird uns allen großen
Ruhm bringen.«
    »Das wird sie sicherlich, aber uns fehlen leider die
entsprechenden Einrichtungen, um unsere eigenen Kranken zu behandeln,
ganz zu schweigen von denen aus anderen Landen. Mit allem Respekt, o
Herrscher der Gläubigen, gereicht uns diese Situation nicht zur Ehre.«
    Al-Hakam sprang auf und begann aufgeregt im Zimmer auf und ab
zu schreiten, seine schmalen Augen blitzten vor Erregung.
    »Natürlich! Natürlich! Ihr habt völlig recht! Bei Allah, wir
werden eine medizinische Einrichtung schaffen, die der Neid der
gesamten zivilisierten Welt ist!«
    »Da Euch der Gedanke annehmbar scheint, werde ich mich mit
meinem Lehrmeister Abu Sa'id besprechen, der dieses Thema als erster
angesprochen hat, sowie mit Eurem hervorragenden jungen Chirurgen Abu'l
Kasim, damit sie mir sagen, wen man ihrer Meinung nach mit der
Ausführung des Planes betrauen sollte.«
    »Ihr werdet niemanden um

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