Die Zypressen von Cordoba
Rat fragen. Ihr selbst seit
hervorragend geeignet, ein solches Vorhaben zu vollenden. Ich habe
völliges Vertrauen in Eure Eignung und Euer Urteil.«
»Aber …«
»Kein Aber, Abu Suleiman. Dies soll der Höhepunkt Eurer
glanzvollen Laufbahn sein, die krönende Errungenschaft meiner
Herrscherjahre. Wir dürfen keine Kosten scheuen. Dank Eurem
Verhandlungsgeschick bei den christlichen Fürsten sind unsere Truhen
übervoll. Bedient Euch dieser Reichtümer mit freier Hand. Nutzt sie für
das Wohlbefinden unserer Untertanen und zum Ruhme unseres Reiches.«
»Ich bin zutiefst dankbar für die Ehre, die Ihr mir erweist,
aber ich habe in Gelddingen nur wenig Erfahrung«, versuchte Da'ud
wiederum zu protestieren, denn er wollte sich nur ungern möglichen
Anschuldigungen aussetzen, er hätte öffentliche Gelder verschwendet
oder gar unterschlagen.
»Kommt, kommt, wenn es Euch möglich war, das Geheimnis des
Großen Theriak zu entschlüsseln, so werdet Ihr doch in der Lage sein,
Geschäftsbücher zu überwachen. Besprecht das Vorhaben mit Euren
Kollegen, den Ärzten, und unterbreitet mir Eure Gedanken, so daß wir
den Rat unseres Architekten einholen können.«
Weiterer Protest war sichtlich vergebens. Zum Glück war die
politische Situation des Kalifats so geartet, daß Da'ud nicht glaubte,
al-Hakam würde seine Dienste auf anderem Gebiet benötigen: die
christlichen Fürsten waren zu sehr mit ihren internen Streitereien
beschäftigt, als daß sie ihren muselmanischen Herrscher hätten
angreifen können. Und nachdem der Fatimide al-Mu'izz große Teile des
Gebietes erobert hatte, das einstmals Abd ar-Rahman in Nordafrika
regiert hatte, schien er es zufrieden, al-Hakam Ceuta und Tanger zu
überlassen. Im Augenblick war der Kalif wohl nicht geneigt, zur
Wiedererlangung seiner Oberherrschaft über das ganze Mittelmeer in den
Kampf zu ziehen. Seine – und damit auch Da'uds –
Energie würde sich nun ausschließlich auf die kulturelle Blüte seines
Reiches richten.
Abu Sa'id Hatim ibn Zuhr bat die Studenten,
die rings um ihn saßen, eine komplizierte Zeichnung des menschlichen
Skeletts genau zu betrachten, während er hinausging, um sich mit Da'ud
ibn Yatom in der Kühle seines üppigen Gartens zu unterhalten.
»Wie geht es deinem Vater?«
»Schlecht, verehrter Meister, schlecht«, erwiderte Da'ud und
wandte sich ab, um den Duft eines Jasminstrauchs einzuatmen und seine
Gefühle zu verbergen. »Dank Abu'l Kasims Geschick ist die Wunde völlig
verheilt, aber seine Lebenskraft schwindet täglich mehr.«
»Schmerzen?«
»Nein.«
»Sein Zustand deutet wohl darauf hin, daß eine andere
Geschwulst sich irgendwo an einer verborgenen Stelle gebildet hat und
das gesamte Umfeld verseucht, seine lebenswichtigen Organe auszehrt.
Dagegen, mein Sohn, gibt es kein Heilmittel.«
»Ich weiß, Meister, ich weiß. Aber ich kann mich nicht damit
abfinden. Wenn in der Natur jede Erscheinung ihren Widerpart hat und
jede Krankheit ihre Heilung, warum hat man noch nichts entdeckt, was
diese bösartige Krankheit aufhalten kann?«
»Es sind mir Gerüchte zu Ohren gekommen, daß in den östlichen
Ländern ein Heilmittel eingesetzt wird, aber ich habe noch nichts
Genaueres darüber in Erfahrung bringen können.«
Sofort dachte Da'ud an den radanitischen Händler, der eine
mögliche Verbindung in diese fernen Gegenden sein könnte, aber dessen
letzter Besuch in Córdoba lag so lange zurück, daß Da'ud bezweifelte,
daß der Mann überhaupt noch lebte.
»Ich werde die Sendboten, die ich auf Befehl des Kalifen zur
Suche nach alten Manuskripten in die ganze Welt ausschicke, darum
bitten, für mich Erkundigungen einzuziehen. Sie könnten zufällig auf
etwas stoßen, so wie ich zufällig auf das Geheimnis des Großen Theriak
gestoßen bin.«
»Du bist was? Willst du mir damit sagen, du hast tatsächlich
die fehlenden Zutaten herausgefunden?« rief Ibn Zuhr ungläubig aus, das
edle Gesicht von Bewunderung erhellt. »Wie? Wann?«
»Vor vielen Jahren, Meister, und auf dringlichen Wunsch Abd
ar-Rahmans, der mir den Schwur abnahm, bis zu seinem Tode
Stillschweigen darüber zu wahren. Er war besessen von der Furcht,
zufällig oder vorsätzlich durch das Gift einer Schlange getötet zu
werden, und befahl mir, nach den verlorengegangenen Zutaten zu suchen.«
»Erzähl mir, erzähl mir«, drängte Ibn Zuhr seinen ehemaligen
Schüler und zog ihn neben sich auf eine mit Moos bewachsene Bank im
Schatten eines riesigen Feigenbaums. Mit aller
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