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Diebe

Diebe

Titel: Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Gatti
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Adresse und eine Zahlenfolge geschrieben sind. »Das ist die Kombination für den Safe im Arbeitszimmer meines Vaters. Du nimmst das Geld raus. Wirfst es aus dem Fenster. Stellst die Alarmanlage wieder an. Wenn du’s nicht tust, wird er denken, dass der Dieb aus dem Haus kommt.«
    Demi lehnt sich in seinem Sessel zurück. »Wird keiner Sie verdächtigen?«
    Eduardo zuckt mit den Schultern. »Wahrscheinlicher ist, dass er glaubt, es wäre einer seiner Geschäftspartner gewesen – einer, der sich ein paar von seinen ›Geschenken‹ zurückholen wollte, nicht wahr.«
    »Vielleicht denkt er, es war Señor Moro«, sagt Fay. »Und er lässt ihn von der Bildfläche verschwinden. Steckt ihn ins Schloss.«
    Eduardo lacht ungezwungen. »So machst du’s also. Alles kein Problem. Du stellst die Alarmanlage scharf, und dann hast du dreißig Sekunden Zeit, aus dem Fenster zu klettern, bevor der Alarm losgeht. Du wirst weniger als dreißig Sekunden brauchen, um wieder auf der Straße zu sein. Der Alarm wird ausgelöst. Du springst ins Auto. Mein Vater wacht auf. Bis er in seinem Arbeitszimmer angekommen ist und feststellt, dass er beraubt wurde, bist du schon halb wieder zu Hause. Locker. Und das, was wir uns da holen werden, das reicht für uns alle, das versprech ich euch. Ihr werdet mehr haben, als ihr euch je erträumt habt.« Er streckt Fay die Hand hin. »Mein Geschenk an dich, Mutter. Mit diesem Geld können wir ganz, ganz groß ins Geschäft einsteigen.«
    »Glaubense, so ein Captain der Polizei lässt sich das einfach gefallen?«, fragt Demi. »Der lässt uns einfach so davonkommen, mit seinem Geld in unseren Taschen?«
    »Was soll er tun? Er kann doch nicht sagen, dass ihm Geld gestohlen wurde, das er gar nicht besitzen dürfte.«
    »Und Sie?«
    »Ich? Hab ich doch gesagt. Ich liege im Bett und schlafe. Ich warte eine Weile, dann komme ich zu euch, und wir werden etwas ganz Besonderes im Barrio.«
    »Ja, mit dem Geld sind wir wirklich besonders. Wir bezahlen alles, was wir Moro schulden«, sagt Fay. »Ich kann dir sagen, Eduardo, der drückt mir mehr und mehr die Luft ab.«
    Wie eine von diesen dicken Schlangen, die’s im Landesinnern gibt, denkt Baz. Die können einen Hund zusammendrücken, bis er tot ist, dann schlucken sie ihn am Stück runter.
    »Ich lass die Jungen und Baz so viel arbeiten, wie’s nur geht, aber wir sitzen hier echt in der Klemme: Der Captain macht Druck auf den Straßen, und Moro sagt, wenn er nicht das kriegt, was er haben will, dann nimmt er sie mir weg, die Jungen, vielleicht einen nach dem andern, vielleicht auch alle mit’m Mal, und ich hab dann gar nichts mehr.« Sie drückt ihren Zigarillo aus. »Und ich kann nichts tun, als immer nur zu zahln und zu zahln. Vielleicht hilft uns ja diese Sache, dass wir diesen Mann endgültig los sind, hey.«
    »Oh ja«, bestätigt Eduardo ruhig. »Um diesen Señor kümmern wir uns ganz bestimmt.«
    »Hörst du das, Baz, mit dieser einen Aktion befreien wir uns von allem.« Sie legt einen Arm um Eduardos Taille und drückt ihn an sich.
    Baz kann sich nicht erinnern, wann Fay zuletzt einen so glücklichen Eindruck gemacht hat. Meistens zeigt sie sich hart wie der Stein in einem Ring, hart und scharfkantig, denn sie ist vielleicht die einzige Frau im Barrio, die das tut, was sie tut, und zwar ohne dass die Polizei ihr auf die Schliche kommt. Sie hat Baz nicht mehr in den Arm genommen, seit sie klein war, noch bevor sie ins Barrio gekommen sind.
    »Demi«, sagt Fay, »was hältst du davon? Willst du mit deiner albernen Motzerei aufhören und richtig Geld verdienen?«
    Demi sagt: »Wenn es das ist, was du möchtest, okay. Klar. Klingt ja nicht so, als würdest du dafür richtiges Geschick brauchen, wie für das, was wir jeden Tag auf der Straße machen, klingt eher nach Discountdiebstahl, wenn du mich fragst, aber wenn du möchtest, dass ich die Sache übernehme, dann mach ich das, kein Thema. Weiß allerdings nicht, warum ihr nicht Miguel den Job machen lasst, der kann doch wohl durch Fenster klettern, oder Sol oder wer auch immer.« Seine Stimme ist neutral. Es geht um Geschäftliches. »Warum wollt ihr unbedingt mich haben?«
    Eduardo antwortet ohne Zögern. »Meine Mutter sagt, du bist der Beste. Hast die meiste Erfahrung. Du bist die Nummer eins.«
    Demi nickt. In diesem Punkt wird er nicht widersprechen.
    »Ich schätze aber, du wirst Hilfe brauchen, Absicherung, nicht wahr. Miguel ist clever. Er wird mit dir gehen, das Risiko teilen, dir helfen, das

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