Diebesgeflüster - Band 3
Er beugte seinen Hals und schnupperte an den glänzenden Münzen, den fein geschliffenen Steinen und den polierten Waffen, die dort lagen. Der Hort seiner Vorväter, zusammengetragen in Jahrhunderten. Wann immer die Firnelben einen Angriff geführt hatten, um das Land der Eisdrachen in Besitz zu nehmen, hatten sie wundersame Schätze bei sich getragen. Und am Ende jedes Krieges, wenn sie besiegt gewesen waren und die Flucht ergreifen mussten, ließen sie einen Teil dieser Schätze zurück. Die Eisdrachen hatten keine Verwendung dafür, aber sie trugen sie zusammen, verwahrten sie in ihren Höhlen und erfreuten sich an ihnen.
Hinter sich bemerkte der Drache hektische Bewegung. Die drei Wesen, die er hinunter geführt hatte, waren eifrig damit beschäftigt, Säcke voll zu stopfen. Der Drache verstand den Sinn dieses Treibens nicht, aber er vertraute den Wesen, die ihn versorgt und gefüttert hatten, und ließ sie gewähren.
»Und ist es ein größerer Schatz, als Ihr Euch jemals vorstellen konntet?«, fragte Aleena.
Rankin las Münzen, Ketten und kleinere Edelsteine auf. Was für einen Sinn hatte ein Schatz, wenn er zu kostbar war, als dass man ihn in einem Gasthaus oder bei einem Händler eintauschen konnte? Aleena dagegen hob unschlüssig einen Schulterpanzer mit kirschgroßen Rubinen auf, sah darunter ein Schwert, dessen Griff mit Smaragden besetzt war, daneben eine Beinschiene mit goldenen Ornamenten, und huschte wie eine Eichkatze von einem Berg zum anderen, ohne sich entscheiden zu können. Der Fenrismann schließlich raffte wahllos alles zusammen, was in seinem Weg lag, ohne sich um Größe oder Wert zu kümmern.
Rankin zog einen Beidhänder heraus. Eine gut ausgewogene Waffe, alt, aber immer noch scharf, ohne jede Scharte. Unauffällig bewegte er sich auf Aleena zu, die jetzt eine Reihe von geschmückten Zeremoniendolchen betrachtete.
»Als wir uns zum ersten Mal begegneten, Mistress Maynor«, sagte er, »habe ich Euch darüber informiert, dass ich es vorziehe, überhaupt nicht zu teilen.«
Damit holte er aus und ließ das Schwert auf Aleena niedersausen. Sie duckte sich darunter durch und stieß ihm einen der Dolche in den Hals. Er schmeckte Blut auf der Zunge und brach zusammen.
Mit einem Sprung war der Fenrismann neben ihm und richtete ihn wieder auf. Seine Augen loderten, er hatte die Zähne gefletscht. Rankin schaffte es kaum, den Arm zu heben, aber der Fenrismann beugte sich so weit herunter, dass er mit den tastenden Fingern den Halsreif erreichen konnte. Er löste den Verschluss.
Der Fenrismann brüllte aus voller Kehle und warf sich auf Aleena. Die stach verzweifelt um sich, ging aber unter der mächtigen Bestie zu Boden.
Der Fenrismann spürte eine merkwürdige Ruhe, die sich über seinen Körper ausbreitete, als sein Atem immer langsamer ging. Er holte noch einmal tief Luft und schlug dann seine Zähne tief in Aleenas Gurgel.
Der Drache stieß einen leisen, klagenden Laut aus, als er alle, die ihm vertraut gewesen waren, leblos auf dem Boden liegen sah. Er schnupperte an ihnen und stupste sie mit der Nase an, aber sie regten sich nicht mehr. Eine Weile blieb er ratlos stehen. Dann schließlich folgte er seinen Instinkten, stülpte die Säcke um und schaffte sie aus dem Weg, schob die Münzen und Waffen wieder an ihren Platz, säuberte mit der Zunge den Dolch und fügte den schmalen silbernen Halsreif seiner Sammlung hinzu. Danach verließ er den Hort und wanderte in die Eiswüste hinein.
Sein Name war Iskander.
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