Diebesgeflüster - Band 3
Gaheris ein Döschen mit Robbenfett aus seinem Rucksack und verarztete ihn.
»Lass den Blödsinn!«, fauchte Aleena, aber Rankin hielt sie zurück.
»Wenn sich seine Pfoten entzünden, nützt er Euch nicht viel im Kampf – und auf einen Kampf wird sie doch wohl hinauslaufen, Eure Suche nach dem Eisdrachenweibchen und seinem Gelege?«
Aleena runzelte die Stirn, schwieg aber.
Sie errichteten auf der Plattform eine Behelfsunterkunft und warteten den nächsten Tag ab, bevor sie die letzte Strecke bergauf hinter sich brachten.
Oben angekommen, fühlte Gaheris sich wieder heimisch. Er versuchte, die Schlappe des letzten Tages wieder gut zu machen, indem er besonders eifrig nach einer Eisdrachenspur suchte. Er nahm Proben aus dem Schnee und schnupperte daran, tastete sich dann weiter vorwärts, richtete sich auf und suchte den Horizont mit den Augen ab. Schließlich verkündete er mit großer Sicherheit, nordöstlich sei ein Gelege, höchstens dreihundert Steinwürfe entfernt.
Der Fenrismann schüttelte sich ungläubig und steckte nun seinerseits die Nase in den Schnee, um eine Spur aufzunehmen. Nach einigem Kratzen und Schnuppern bestätigte er aber ebenfalls die Richtung Nordost, und so bewegten sie sich vorsichtig weiter.
Es war schon Nachmittag, als das Gelege in Sicht kam. Eine tiefe Kuhle, in den Schnee gekratzt, in der sie schemenhaft eine riesige, eisblaue Gestalt ausmachen konnten – das Drachenweibchen. Die harten Brustschuppen hatte sie fast vollständig abgeworfen, um das Gelege nicht zu zerdrücken, ihre nackte Brust, nur mit weißlichem Flaum bedeckt, wirkte zart und verletzlich. Sie lag mit weit ausgebreiteten Flügeln im Schnee, rückte sich gelegentlich zurecht oder stemmte sich hoch, um eines ihrer sechs Eier zu erreichen und es etwas zu drehen.
»Hier ist deine Heldentat, Firnelb«, wisperte Aleena.
Gaheris schauderte zurück.
Sie kräuselte nur die Lippen und wandte sich zum Fenrismann. »Töte den Drachen!«
Rankin protestierte: »Auch ein Fenrismann hat keine Chance gegen einen ausgewachsenen Eisdrachen, der sein Gelege verteidigt!«
»Deswegen werdet Ihr von der anderen Seite angreifen«, erwiderte Aleena. »Und sofern der heldenhafte Firnelb hier sich noch ermannt, könnt ihr den Drachen gewiss einkreisen.«
Gaheris lief vor Wut rot an, zog sein Schwert und wollte losstürmen, doch der Fenrismann stoppte ihn mit der ausgestreckten Pfote. Dann übernahm er das Kommando. Durch Blicke, Gesten und winzige Laute steuerte er den Angriff, sodass sich die Drei breit gefächert vorsichtig dem Gelege näherten. Er selbst wollte die frontale Attacke führen, die beiden Anderen sollten von den Seiten her eingreifen.
Schritt für Schritt rückten sie näher, bis ganz an den Rand der Kuhle. Dann stieß der Fenrismann ein gellendes Heulen aus, das von den Bergen zurückgeworfen wurde. Das Zeichen zum Angriff.
Das Drachenweibchen blickte verwirrt auf.
Aus voller Kehle brüllend, mit gezogenen Schwertern, stoben die drei Kämpfer in die Kuhle hinunter. Das Weibchen versuchte sich aufzurichten, fürchtete aber, das Gelege zu zerstören, und kam nur schwankend und unsicher auf die Hinterbeine.
Schon hatte Gaheris sie erreicht und stieß sein Schwert in die schutzlose Brust des Eisdrachen.
Das Tier wankte zurück und schnappte nach ihm. Nur durch einen raschen Sprung konnte er sich in Sicherheit bringen.
Wie ein Komet flog der Fenrismann durch die Luft und verbiss sich im Sprung in die Kehle des Drachen. Aber nun hatte das Tier sich von seiner Überraschung erholt. Das rechte Hinterbein schnellte hoch und riss dem Fenrismann mit seinen scharfen Klauen die Seite auf. Jaulend ließ er sich fallen.
Sofort sprang Rankin in die entstehende Lücke und stieß mit seinem Schwert noch einmal von unten in die Kehle des Drachen.
Das Tier blutete nun heftig aus Brust und Hals, außerdem war es hin- und hergerissen zwischen dem Zorn auf die Angreifer und der verzweifelten Sorge um die Brut. Während es versuchte, die Eier mit dem Flügel zu schützen, preschte Gaheris wieder vor und führte erneut einen Hieb gegen die Brust. Rankin schloss sich an, gemeinsam nahmen sie den Eisdrachen in die Zange und stießen wieder und wieder zu.
Der Drache fuhr mit dem Kopf von einer Seite zur anderen, um die Angreifer zu erreichen, aber durch den zunehmenden Blutverlust wurden seine Attacken immer ungenauer. Er brüllte auf, aber nicht mehr im Zorn, sondern vor Schmerz.
Nun raffte sich der Fenrismann noch einmal auf. Er
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