Diebesgeflüster - Band 3
stieß er hervor.
»Er wird tun, was ich ihm sage. Er ist mit einem Halsreif gebannt, mein Wille ist der seine. Dürfen wir uns setzen?«
Rankin schluckte hart. »Nur wenn Ihr den Platz neben mir einnehmt und diese – diese Bestie mir gegenüber sitzt, mit den Pfoten auf dem Tisch.«
Sie lachte tonlos. »So sei es!«
»Ihr reist nach Norden, weil Ihr auf Beute aus seid«, begann sie, nachdem das Bier serviert war. »Ich kann Euch mehr Beute anbieten, als Ihr Euch vorstellen könnt.«
»Ich kann mir sehr viel Gold vorstellen«, warf er ein.
»Ich kann Euch eine ganze Höhle voller Gold und Edelsteinen anbieten«, erwiderte sie, »eine Höhle, größer als das Auge reicht, und zum Bersten voll mit Schätzen.«
Er riss die Augen auf. »Ihr sprecht von einem Drachenhort? Aber das ist Wahnsinn! Niemand hat es je gewagt, einen Drachenhort ...«
Sie schnitt ihm mit einer Geste das Wort ab. »Ich habe einen Plan. Damit wird es gelingen.«
»Wenn Ihr den Plan habt, Mistress Maynor, und außerdem noch einen Fenrismann an Eurer Seite, wozu braucht Ihr dann mich?«
Sie streckte ihre Arme aus, der Umhang gab ihre zarten Handgelenke frei. »Ich brauche mehr Kraft, als mir zur Verfügung steht. Außerdem brauche ich einen Ortskundigen, wir werden im weiteren Verlauf also noch einen Firnelben anheuern müssen. Aber seid getrost: Noch mehr Mitstreiter werden es nicht. Ich teile ungern.«
»Ich ziehe es vor, überhaupt nicht zu teilen.«
Sie schnaubte ungeduldig. »Nur zu, dann erschlagt mich und versucht, den Drachenschatz allein zu heben! – Sind wir im Geschäft?«
Sie reisten zu dritt weiter. Rankin gab darauf Acht, dass Aleena immer zwischen ihm und dem Fenrismann ritt, zu ihrer offenen Erheiterung.
»Er ist gebannt, das sagte ich Euch schon! Solange er den Halsreif trägt, kann er nichts tun als das, was ich ihm befehle.«
»Und wenn Ihr ihm befehlt, mich anzugreifen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich brauche Euch, Rankin. Warum sollte ich so dumm sein?«
Nachdem sie sich in alle Richtungen umgeblickt hatte, schlug sie die Kapuze zurück. Ein junges Frauengesicht, nicht schön, nicht hässlich, der Mund vielleicht ein wenig zu schmal, die Augen hart wie graue Kieselinge.
»Warum seid Ihr auf Schatzsuche?«, fragte Rankin.
»Ich liebe das Gold«, gab sie zur Antwort, »und die Unabhängigkeit, die man damit erkaufen kann, und die Macht, die einem die Unabhängigkeit verleiht. Was für Gründe habt Ihr?«
Er zuckte die Achseln. »Ich esse und trinke gern. Ich habe gern ein Dach über dem Kopf, und weiche Decken für die Nacht.«
Sie erwiderte nichts, aber ihre Lippen kräuselten sich in stiller Verachtung.
Auf dem Weg nach Norden wurde es langsam kälter. Aleena zog die Kapuze tief ins Gesicht und presste sich fröstelnd an den Rücken ihres Pferdes.
Rankin verfluchte halblaut seinen zerlumpten Umhang, das Wetter und den Wind.
Auch der Fenrismann ritt tief geduckt, aus seiner Kapuze drangen kleine, eisige Atemwolken.
Als sie die Grenze zu den Sudfjöll-Ebenen passierten und die ersten Siedlungen der Firnelben in Sicht kamen, wies Aleena Rankin an, mit den Pferden und dem Fenrismann auf sie zu warten, während sie nach einem ortskundigen Führer Ausschau halten wollte.
Er wand sich unbehaglich, und sie lachte ihn aus. Dann wies sie mit dem Finger auf den Fenrismann.
»Setz dich!«, befahl sie barsch.
Die unter der Kapuze verborgenen Augen glühten vor Hass, aber er setzte sich.
»Bleib dort, bis ich wiederkomme.«
Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und schritt auf die Siedlung zu.
Rankin musterte den Fenrismann aus den Augenwinkeln. Schließlich sagte er halblaut: »Sie ist eine grausame Herrin. Sie behandelt dich schlecht.«
Der Fenrismann bewegte sich nicht, aber Rankin bemerkte, dass für einen Augenblick sein Atem schneller ging.
»Du bist durch den Halsreif gebannt? Lass mich sehen, ob man ihn lösen kann.«
Der Fenrismann zögerte kurz, dann streifte er die Kapuze ab, Rankin sah zum ersten Mal voll in das Gesicht der Bestie. Aus dem Wolfsrachen schlug ihm eine Wolke von Raubtieratem entgegen, die gelben Augen loderten.
Der Abenteurer prallte zurück. Er zitterte am ganzen Körper und musste all seinen Mut zusammennehmen, um sich dem Ungeheuer zu nähern.
Der Fenrismann hob seinen Kopf. Um seinen Hals zeichnete sich deutlich ein schmaler, silberner Reif ab.
Rankins Hände flogen noch immer, als hätten sie ein Eigenleben, aber er bekam sie unter Kontrolle und tastete vorsichtig
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