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Dienstags bei Morrie: Die Lehre eines Lebens (German Edition)

Dienstags bei Morrie: Die Lehre eines Lebens (German Edition)

Titel: Dienstags bei Morrie: Die Lehre eines Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitch Albom
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dir bestimmt bessergehen.«
    »Mitch?«
    »Ja?«
    »Ist deine Frau bei dir?«
    Sie saß neben mir.
    »Hol sie an den Apparat. Ich möchte ihre Stimme hören.«
    Tja, ich bin mit einer Frau verheiratet, die weitaus offener und freundlicher ist als ich. Obwohl sie Morrie nie zuvor kennengelernt hatte, nahm sie den Hörer – ich hätte den Kopf geschüttelt und geflüstert: »Ich bin nicht hier! Ich bin nicht hier!« – und innerhalb einer Minute war sie meinem alten Professor so nahe, als hätten sie einander seit der Collegezeit gekannt. Das war zu spüren, obwohl ich an meinem Ende der Leitung nichts anderes hörte als: »Hmm … Mitch hat mir gesagt … oh, danke …«
    Als sie auflegte, sagte sie: »Das nächste Mal komme ich mit.«
    So einfach war das.
    Jetzt saßen wir in seinem Büro, rechts und links von seinem verstellbaren Sessel. Morrie flirtete ein wenig. Zwar mußte er sich oft unterbrechen, um zu husten oder den Nachtstuhl zu benutzen, aber mit Janine im Zimmer schien
er neue Energiereserven gefunden zu haben. Er schaute sich Fotos von unserer Hochzeit an, die Janine mitgebracht hatte.
    »Du bist aus Detroit?« sagte Morrie.
    »Ja«, antwortete Janine.
    »Ich habe Ende der vierziger Jahre ein Jahr lang in Detroit unterrichtet. Mir fällt dazu eine lustige Geschichte ein.«
    Er unterbrach sich, um sich die Nase zu putzen. Als er mit dem Papiertaschentuch herumfummelte, hielt ich es fest, und er schnaubte matt hinein. Ich drückte es leicht gegen seine Nasenflügel und zog es dann weg, wie eine Mutter, die ihrem Kind hilft, das neben ihr im Kindersitz sitzt.
    »Danke, Mitch.« Er sah Janine an. »Mein Helfer – genau das ist er.«
    Janine lächelte.
    »Also. Meine Geschichte. An der Universität gab es eine Gruppe von Soziologen, und wir spielten häufig Poker mit anderen Mitgliedern des Lehrpersonals, und dazu gehörte auch ein Chirurg. Eines Abends, nach dem Spiel, sagte er: ›Morrie, ich möchte mal sehen, wie du arbeitest.‹ Ich sagte: ›Ja, in Ordnung.‹ Also kam er in einen meiner Kurse und sah zu, wie ich unterrichtete.
    Nachdem der Unterricht vorbei war, sagte er: ›Also gut, hättest du Lust, zuzusehen, wie ich arbeite? Ich habe heute abend eine Operation.‹ Ich wollte mich revanchieren, deshalb sagte ich: ›Ja, in Ordnung.‹
    Er nahm mich mit zum Krankenhaus. Er sagte: ›Desinfizier dir die Hände, binde dir einen Mundschutz um, und zieh
dir einen Kittel an.‹ Und als nächstes stand ich direkt neben ihm am Operationstisch. Und da lag diese Frau, die Patientin, auf dem Tisch, von der Taille an nackt. Und er nahm ein Messer und machte einen Schnitt – einfach so! Tja …«
    Morrie hob einen Finger und ließ ihn kreisen.
    »… und genau so wurde mir plötzlich zumute. Ich war drauf und dran, ohnmächtig zu werden. All das Blut. Igitt! Die Schwester neben mir sagte: ›Was ist los, Doktor?‹ und ich sagte: ›Ich bin, verdammt nochmal, kein Doktor! Bringt mich hier raus! ‹«
    Wir lachten, und Morrie lachte ebenfalls, soweit seine eingeschränkte Atmung es zuließ. Es war, soweit ich mich erinnern konnte, das erstemal seit Wochen, daß er eine solche Geschichte erzählt hatte. Wie seltsam, dachte ich, daß er einmal fast ohnmächtig geworden wäre, bloß weil er bei einer Operation zusah, und jetzt schaffte er es so gut, seine eigene Krankheit zu ertragen.
    Connie klopfte an die Tür und sagte, daß Morries Mittagessen fertig sei. Es waren nicht die Möhrensuppe, der Gemüsekuchen und die griechische Pasta, die ich an jenem Morgen von Bread and Circus mitgebracht hatte. Zwar bemühte ich mich jetzt, nur weiche Lebensmittel zu kaufen, aber Morrie war dennoch zu schwach, sie zu beißen und zu schlucken. Er aß vor allem flüssige Ersatznahrung, in die manchmal ein Kleiemuffin getunkt wurde, bis er weich und leicht verdaulich war. Charlotte pürierte inzwischen fast alles, und er nahm sein Essen durch einen Strohhalm zu sich.
Ich kaufte noch immer jede Woche ein und tauchte mit großen Plastiktüten auf, die ich ihm stolz vorzeigte, aber es ging mir dabei mehr um seinen Gesichtsausdruck als um sonst irgend etwas. Wenn ich den Kühlschrank öffnete, sah ich jede Menge Behälter. Vermutlich hoffte ich, daß wir eines Tages wieder gemeinsam ein richtiges Mittagessen essen würden und ich zusehen könnte, wie er redete, während er kaute, wobei kleine Essensstückchen aus seinem Mund fielen. Dies war natürlich eine ziemlich kindische Hoffnung.
    »Also … Janine«, sagte

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