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Dienstags bei Morrie: Die Lehre eines Lebens (German Edition)

Dienstags bei Morrie: Die Lehre eines Lebens (German Edition)

Titel: Dienstags bei Morrie: Die Lehre eines Lebens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mitch Albom
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wir vergeben müssen«, flüsterte er. »Wir müssen auch uns selbst vergeben.«
    »Uns selbst?«
    »Ja. Für all das, was wir nicht getan haben. All die Dinge, die wir hätten tun sollen. Du kannst nicht in der Reue darüber, was hätte geschehen sollen, steckenbleiben. Das hilft dir nicht, wenn du dorthin kommst, wo ich bin.
    Ich habe mir immer gewünscht, daß ich mehr aus meinen Talenten gemacht hätte; ich wünschte, ich hätte mehr Bücher geschrieben. Ich hab’ mich deswegen immer schrecklich kritisiert. Jetzt sehe ich, daß das überhaupt keinen Sinn hatte und keinem nützte. Schließ Frieden. Du mußt mit dir selbst und mit den Menschen in deiner Umgebung Frieden schließen.«
    Ich beugte mich zu ihm hinüber und tupfte ihm die Tränen mit einem Taschentuch ab. Morrie öffnete und schloß seine Augen. Sein Atem war deutlich hörbar, wie ein leichtes Schnarchen.
    »Vergib dir selbst. Vergib anderen. Warte nicht, Mitch. Nicht jedem wird soviel Zeit gewährt wie mir. Nicht jeder hat so viel Glück.«
    Ich warf das Papiertuch in den Papierkorb und wandte mich wieder seinen Füßen zu. Glück? Ich drückte meinen
Daumen in sein verhärtetes Fleisch, und er spürte es nicht einmal.
    »Die Spannung zwischen den Gegensätzen, Mitch. Erinnerst du dich daran? Kräfte, die in verschiedene Richtungen ziehen?«
    »Ich erinnere mich.«
    »Ich trauere darüber, daß meine Zeit zur Neige geht, aber ich nutze die Chance, die ich dadurch bekomme, die Dinge in Ordnung zu bringen.«
    Wir saßen eine Weile lang ganz ruhig da, während der Regen gegen die Scheiben klatschte. Der Hibiskus hinter seinem Kopf hielt sich noch immer.
    »Mitch«, flüsterte Morrie.
    »Hmmm?«
    Ich rollte seine Zehen eifrig zwischen meinen Fingern.
    »Schau mich an.«
    Ich schaute auf und sah seinen Ausdruck höchster Aufmerksamkeit in seinem Gesicht.
    »Ich weiß nicht, warum du zu mir zurückgekommen bist. Aber ich möchte dir dies eine sagen …«
    Er schwieg und rang nach Worten.
    »Hätte ich noch einen Sohn haben können, dann hätte ich gern dich gehabt.«
    Ich senkte die Augen, knetete das sterbende Fleisch seiner Füße zwischen meinen Fingern. Einen Augenblick lang bekam ich Angst, als würde ich, wenn ich seine Worte akzeptierte, auf irgendeine Weise meinen eigenen Vater verraten.
Aber als ich aufschaute, sah ich Morrie unter Tränen lächeln, und ich wußte, daß dieses Gefühl nichts mit Verrat zu tun hatte.
    Das einzige, wovor ich mich fürchtete, war, »Auf Wiedersehen« zu sagen.
     
     
     
    »Ich habe mir einen Platz ausgesucht, wo ich begraben werden möchte.«
    »Und wo?«
    »Nicht weit von hier. Auf einem Hügel, unter einem Baum, von wo aus man auf einen Teich hinabschauen kann. Sehr friedlich. Ein guter Platz, um zu denken.«
    »Hast du vor, dort nachzudenken?«
    »Ich hab’ vor, dort tot zu sein.«
    Er kichert. Ich kichere.
    »Wirst du mich besuchen?«
    »Besuchen?«
    »Einfach kommen und reden. Am besten an einem Dienstag. Du kommst immer an Dienstagen.«
    »Wir sind Dienstagsleute.«
    »Richtig. Dienstagsleute. Also, du kommst, um zu reden?«
    Er ist so rasch so schwach geworden.
    »Schau mich an«, sagt er.
    Ich schaue ihn an.
    »Wirst du zu meinem Grab kommen? Um mir deine Probleme zu erzählen?«
    »Meine Probleme?«
    »Ja.«
    »Und du wirst mir Antworten geben?«
    »Ich werde dir geben, was ich kann. Tue ich das nicht immer?«
    Ich stelle mir sein Grab vor, auf dem Hügel, mit Aussicht auf den Teich, ein kleines Stück Land, wo sie ihn hineinlegen werden, ihn mit Erde bedecken und einen Stein darauf setzen werden. Vielleicht in ein paar Wochen? Vielleicht in ein paar Tagen? Ich sehe mich dort allein sitzen, die Arme auf den Knien gekreuzt, ins Weite schauend.
    »Es wird nicht dasselbe sein«, sage ich, »wenn ich nicht in der Lage bin, dich reden zu hören.«
    »Ah, reden …«
    Er schloß die Augen und lächelte.
    »Ich will dir was sagen. Wenn ich tot bin, redest du. Und ich werde zuhören.«



Der dreizehnte Dienstag
Wir reden über den perfekten Tag
    Morrie wollte verbrannt werden. Er hatte das mit Charlotte besprochen, und sie hatten entschieden, daß es das beste sei. Sie hatten Al Axelrad, ein Rabbi vom Brandeis College und langjähriger Freund, ausgewählt, den Begräbnisgottesdienst zu leiten. Al war gekommen, um Morrie zu besuchen, und dieser erzählte ihm von seinen Plänen, sich verbrennen zu lassen.
    »Und … Al?«
    »Ja?«
    »Paß bitte auf, daß sie mich ordentlich schmoren.«
    Der Rabbi war wie vom

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