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Diese alte Sehnsucht Roman

Diese alte Sehnsucht Roman

Titel: Diese alte Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Russo
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Zimmerdecke, über den die Besitzer nach der Rückkehr von ihrem Sabbatjahr sicher sehr staunten. Der kaputte Toaster, der fehlende achte Stuhl im Esszimmer, die Rotweinflecken auf dem Veloursteppich – all das ließ sich erklären, aber wie hatten die Griffins es geschafft, die verdammte Zimmerdecke zu verschmieren? Und natürlich sah der Weihnachtsbaum mit der gekappten Spitze komisch aus. Ihre Weihnachtsbäume, fand Griffin, wirkten immer, als würden sie durch die Decke wachsen, als wären das hier nur die unteren zwei Drittel des Baums und als würde man, wenn man in den ersten Stock ging, auf das obere Drittel stoßen, das aus den Dielen wuchs.
    Sobald der Baum aufgestellt war, knackte sein Vater das Schloss der Kammer, in der die Besitzer die Sachen verstaut hatten, die ihnen unbeschädigt erhalten bleiben sollten. Er wollte sehen, was für Baumschmuck sie hatten, und über ihren schlechten Geschmack spotten. Seine Mutter fand es am hübschesten, wenn der Baum in Weiß dekoriert war, mit ein bisschen Silber vielleicht als Kontrast, aber Griffin mochte all das Grün und Blau und Rot und war froh über die fehlende Raffinesse anderer Leute. Sie behauptete, Girlanden seien besonders geschmacklos, doch auch die mochte er. Er durfte beim Schmücken des Baums helfen, konnte sich aber nicht erinnern, je eine Kugel oder eine andere Verzierung aufgehängt zu haben, die seine Mutter nicht später zurechtgerückt hätte. Sobald der Baum fertig geschmückt war, kroch er am liebsten darunter, spähte durch die Zweige nach oben und stellte sich andere Welten vor, in denen er winzig klein war und von Ast zu Ast immer weiter hinaufkletterte, vorbei an blitzenden Lichtern und funkelnden Ornamenten, bis der Rest der Welt unter ihm lag.
    Einmal – da war er sieben oder acht – verkroch er sich dort während der alkoholgeschwängerten Weihnachtsparty seiner Eltern und verfolgte das kaleidoskopische betrunkene Treiben. Im Lauf des Abends wurden zwei oder drei Gäste auf ihn aufmerksam und fragten seine Eltern, ob es ihm gut gehe, und sie antworteten, ja, es gehe ihm ausgezeichnet. Er erinnerte sich, dass es ihm tatsächlich ausgezeichnet gegangen war. Sein Vater hatte am Nachmittag den Alkohol in den Punsch gegeben und vergessen, zuvor eine Portion für Griffin beiseitezustellen. Seine Mutter sagte zwar, er dürfe nichts davon trinken, doch sein Vater hatte ein schlechtes Gewissen, weil er ihn vergessen hatte, und gab ihm, bevor die Gäste eintrafen, ein großes Glas Punsch. Während der Party wünschte Griffin sich, jemand würde ihm einen Teller mit Weihnachtsplätzchen zuschieben, doch davon abgesehen fühlte er sich in seinem privaten Schlupfwinkel warm, glücklich und leicht beschwipst. Schließlich schlief er, noch immer durch die magischen Zweige hinaufstarrend, ein; einer seiner Eltern musste ihn hinausgezogen haben, denn am nächsten Morgen erwachte er zwischen vielen Tannennadeln in seinem Bett. Wer von beiden hatte sich an ihn erinnert?, hatte er sich damals gefragt.
    »Ist schon gut«, sagte Marguerite und nahm seine Hand, und erst da merkte er, dass ihm Tränen über die Wangen liefen. Er war ziemlich sicher, dass er diese Geschichte noch nie jemandem erzählt hatte, nicht einmal Joy. Und er rechnete mit allen möglichen Kommentaren aus dem Kofferraum, doch es war kein Ton zu hören.
    Als er sich wieder gefasst hatte, sagte er: »Okay, genug von mir. Erzähl mir von deinen Eltern«, doch Marguerite schüttelte den Kopf. »Dazu sage ich nur: Wenn du sie gekannt hättest, wüsstest du, wie ich bei einem Mann wie Harold gelandet bin.«
    Es war der erste bittere Satz, den er aus ihrem Mund hörte, und er warf eine naheliegende Frage auf, die Griffin eigentlich nicht stellen wollte, dann aber doch stellte. »Und was ist mit einem Mann wie mir?«
    »Niemand ist je netter zu mir gewesen«, sagte sie und drückte seine Hand. Das hörte er gern, es gefiel ihm, bis sie fortfuhr: »Das wird mir fehlen.«
    Er wollte sie fragen, was sie damit meinte, doch in diesem Augenblick läutete ihr Handy. Es war Beth, die Frau, die in Marguerites Abwesenheit den Blumenladen in L.A. führte und eine Frage zum Inventar hatte. Als Marguerite auflegte, fuhren sie gerade auf die Sagamore Bridge. »Was summst du da?«, fragte sie.
    Er hatte gesummt?
    Sie verstreuten seinen Vater in der Nähe von Barnstable. Es war ein lieblicher Ort mit Blick auf eine Marsch voller dunkelblau blühender Wildblumen und den Sonnenaufgang. Für seine Mutter

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