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Diese alte Sehnsucht Roman

Diese alte Sehnsucht Roman

Titel: Diese alte Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Russo
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Außerdem, dachte er und warf das Magazin auf den Rücksitz, würde er Marguerite erklären müssen, wieso es besser war, noch einmal bis zur Spitze der Halbinsel zu fahren, als Joy eine Ausgabe zu schicken, sobald sie wieder in L.A.  waren.
    Aber warum brauchte sie eigentlich so lange, um auszuchecken? Er überlegte, ob er aussteigen und nachsehen sollte, beschloss aber, lieber im Trockenen zu bleiben. Schließlich hatten sie es ja nicht eilig. Der leise Druck, den er verspürte, war sicher nur ein Relikt der Hochzeit, die jetzt vorüber war. Laura und Andy saßen bereits in einer Limousine, die sie nach Boston brachte, wo sie ins Flugzeug nach Paris steigen würden. Hatten sie sich beide diesen Ort für ihre Flitterwochen gewünscht? Laura hatte das erste Jahr ihres Hauptstudiums in Frankreich verbracht und seither immer wieder gesagt, sie wolle gern einmal dorthin zurückkehren. Aber war Paris auch Andys erste Wahl gewesen oder hatte er überredet werden müssen – die erste winzige Klette unter dem Sattel der Ehe? Griffin vertrieb den Gedanken. Die beiden würden ihre eigene Ehe führen und nicht seine wiederholen.
    Herrje, es goss ja wirklich in Strömen, dachte er. Würde der Regen nachlassen, wenn sie zum Cape fuhren, oder würde er noch stärker werden und das Verstreuen der Asche abermals verhindern? Hoffte er vielleicht darauf, damit er eine weitere Entschuldigung hätte? Was hatte es zu bedeuten, dass sich ihm etwas so Einfaches wie die Antwort auf die Frage, was er wirklich wollte, entzog? Er überlegte, ob er die Zündung einschalten sollte, damit er wenigstens den Scheibenwischer und die Lüftung in Gang setzen konnte, beschloss dann aber, einfach in dieser wässrigen Höhle zu sitzen und dem Regen zuzusehen, der an den Scheiben herunterströmte. Als sein Handy klingelte und er auf dem Display HEDGES Der andere Wagen war ein neuer las, machte sein Herz einen Sprung, und er dachte, das müsse Joy sein, die ihm vorschlagen wollte, er solle doch noch auf einen kurzen Abschied vorbeikommen, auf einen Stell-dir-vor-wir-haben’s-allen-widrigen-Umständen-zum-Trotz-geschafft-Moment, nur sie beide, Ringo und Marguerite irgendwo anders. Das waren sie sich doch schuldig, oder?
    Offenbar nicht. Es war nur der Manager, der seine Hoffnung zum Ausdruck bringen wollte, der Ablauf der Hochzeit habe Mr. Griffins Erwartungen erfüllt oder (ja!) sogar übertroffen. Dem Hotel seien einige zusätzliche Kosten entstanden, die sein Scheck nicht abdecke (die verstümmelte Hecke?), aber er finde, es sei nicht recht, diese an ihn, Griffin, weiterzugeben. Nein, man freue sich, ihm mitteilen zu können, dass das Hotel alle zusätzlichen Kosten übernehmen werde. Ihm persönlich täten der Einsturz der Rollstuhlrampe und die daraus resultierenden Verletzungen schrecklich leid. Er hoffe, Mr. Griffin verstehe, dass solche Konstruktionen nicht darauf ausgelegt seien, von so vielen Menschen auf einmal benutzt zu werden, die sich alle in dieselbe Richtung bewegten, aber dennoch fühle er sich doch irgendwie verantwortlich, wenn schon nicht im juristischen Sinne, so doch in einem anderen. »In einem moralischen Sinn?«, fragte Griffin hilfsbereit. Nun ja, so etwas in der Art. Griffin sagte ihm, er könne natürlich nicht für die anderen Gäste sprechen, doch er kenne die meisten Teilnehmer und bezweifle, dass sie juristische Schritte unternehmen würden.
    Er legte auf, und im nächsten Augenblick ließ sich Marguerite, gründlich durchnässt, aber fröhlich wie ein junges Mädchen, auf den Beifahrersitz fallen.
    »Warum hast du so lange gebraucht?«
    »Ich hab mich von Sunny verabschiedet. Er ist im Frühstückszimmer. Willst du noch mal reingehen? Ich finde, du solltest. Es dauert ja nicht lange.«
    »Wir haben uns schon gestern Abend voneinander verabschiedet«, sagte Griffin. Er mochte Sunny, verspürte aber nicht den Wunsch, ihm heute Morgen zu begegnen und noch einmal seinem Mut und seiner Zuversicht gegenüberzutreten. Er ließ den Motor an, schaltete das Gebläse ein, wartete darauf, dass die Windschutzscheibe klar wurde, und spürte dabei, dass Marguerite ihn betrachtete. Doch als er schließlich den Kopf wandte, spähte sie durch den kleinen Fleck, an dem der Beschlag sich aufgelöst hatte. »Also, ich  glaube, es wird besser«, sagte sie.
    Undeutlicher Bezug , meldete sich seine Mutter von hinten – ihre erste kritische Bemerkung des Tages. Meint sie das Wetter oder die Scheibe?
    »Der Wetterbericht sagt was anderes«,

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