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Diese alte Sehnsucht Roman

Diese alte Sehnsucht Roman

Titel: Diese alte Sehnsucht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Russo
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während er und Joy auf die dreißig zugingen und keinen Nachwuchs vorweisen konnten. Aber vielleicht ging es nicht nur um Kinder. »Richtig erwachsen bist du erst, wenn du eine Hypothek hast, die du dir eigentlich nicht leisten kannst«, sagte Harve gern. »Da merkst du dann, ob du’s drauf hast oder ob du in die zweite Liga absteigst.«
    Harve konnte spekulieren und philosophieren, so viel er wollte, aber in einer Hinsicht arbeitete der Große Truro-Traum sogar zu Griffins Gunsten. Joy hatte ihr Traumhaus nicht vergessen – ganz im Gegenteil. Aber dieses Haus gab es einfach nicht, jedenfalls nicht in Südkalifornien, und selbst wenn sie es dort gefunden hätten, wären sie, angesichts der exorbitanten Preise in L.A. und Umgebung, kaum imstande gewesen, es zu kaufen. Er hätte geschworen, dass sie sich in diesem Punkt absolut einig waren, aber plötzlich war das Thema auf eine ganz neue und unerwartete Weise wieder auf dem Tisch. Die exorbitanten Immobilienpreise, argumentierte Joy jetzt, seien ein erstklassiger Grund, so schnell wie möglich ein Haus zu kaufen, und sei es ein Reihenhaus im Valley (Möchte ich nicht geschenkt haben!). Harve stimmte ihr zu, auch wenn das Griffin herzlich gleichgültig war. Mit jedem Jahr, sagte Harve, das sie verstreichen ließen, ohne ein Haus zu kaufen, manövrierten sie sich weiter ins Rough. (Herrgott, jetzt auch noch eine Golf-Metapher!) Es wäre etwas anderes, gab Joy zu, wenn sie Geld für eine Anzahlung auf die Seite gelegt hätten, aber auch in diesem Punkt hatten sie es Griffins Eltern nachgetan und Geld sparen wollen , anstatt es tatsächlich zu sparen. Vielleicht stimmte es ja, dass Geld redete, aber zu ihnen sagte es immer nur »Bis bald«. Ihre Eltern, sagte sie, seien nicht nur bereit, sondern geradezu begierig, ihnen zu helfen. (Sie hatten es bereits besprochen? Wann?) »Sie wollen es«, sagte Joy genervt, als er es kategorisch ablehnte. »Sie haben meinen Schwestern damals Geld geliehen, und jetzt wollen sie dasselbe für uns tun. Sie verstehen nicht, warum wir uns so zieren.«
    Seine eigenen Eltern verstanden das nur zu gut. Besonders seine Mutter war strikt dagegen, dass sie sich von Harve und Jill etwas liehen. »Du lieber Himmel«, sagte sie. »Stell dir vor, solchen Leuten Geld zu schulden.«
    »Das ist ein bisschen streng, Mom. Immerhin hast du sie ja erst einmal gesehen«, wies er sie zurecht und dachte zugleich, wie eigenartig es doch war, dass er Joys Eltern stets gegen seine eigenen in Schutz nahm, ein Impuls, den er sonst unterdrückte. Er hatte sich bereits in leuchtenden Farben ausgemalt, wie es sein würde, Joys Eltern Geld zu schulden. In der Praxis würde es bedeuten, dass sie jede Einladung zu Thanksgiving, Weihnachten, Ostern oder zum vierten Juli würden annehmen müssen. Und diese Verpflichtung würde natürlich auch nach Tilgung der Schuld weiterbestehen. Schlimmer aber war die damit verbundene Symbolik, denn wenn sie das Geld annahmen, war das ein stilles Eingeständnis, dass sie es brauchten, und Harve würde sich noch lange damit brüsten, ihnen »geholfen« zu haben. Griffin war ziemlich sicher, dass er mehr verdiente, als sein Schwiegervater je verdient hatte, aber wenn er das Darlehen annahm, überließ er Harve die moralische Deutungshoheit in wirtschaftlichen Dingen. Der konnte dann behaupten, er könne gut mit Geld umgehen, und Griffin wäre somit der Verschwender, dem man beistehen musste. Dies war natürlich eine wenig schmeichelhafte Einschätzung der Motive seines Schwiegervaters, die er mit seiner Mutter nicht näher erörterte. »Sie meinen es gut«, sagte er und schob sie mit diesem lauen Lob noch weiter von sich. Doch selbst dies fand seine Mutter zu großzügig. Sie erinnerte sich an jene einzige Begegnung. »Ungebildete Spießer. Stolz auf ihre Unwissenheit.«
    »Vielleicht weißt du einfach nur andere Dinge.«
    »Hast du gesagt, dass sie Mitglied in einem Country Club sind und in einer bewachten Anlage wohnen, oder nicht?«
    Seine Mutter in Topform. Wenn man ihr bei einer Unfreundlichkeit in die Parade fuhr, hüpfte sie einfach weiter zur nächsten. Versuchte man, sie in eine Ecke zu treiben, dann war es, als wollte man eine Katze in einen Sack stecken: Sie hatte immer noch einen Arm frei, und an seinem Ende waren scharfe Krallen.
    »Ruf deinen Vater an«, riet sie ihm. »Es gibt wenig, über das er und ich uns einig sind, aber ich bin sicher, er würde niemals Schulden bei einem Mann haben wollen, der Golf spielt. Auch

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